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Landeshauptstadt: Hinter den Schleier gucken

Schüler und Lehrer aus Sansibar in Potsdam – sie fragen auch nach der Städtepartnerschaft

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Babelsberg - Saida aus Sansibar hatte bislang nicht viel Gutes aus Deutschland gehört. Rassismus hatte die 18-Jährige befürchtet, als sie vor einem Monat mit fünf Schülern und zwei Lehrern nach Brandenburg kam. Noch bis diesen Donnerstag ist Saida mit ihrer Delegation aus Sansibar City um Brandenburger Schulen kennenzulernen und um sich über eine mögliche Städtepartnerschaft zwischen Sansibar City und Potsdam, die vor allem von der Potsdamer Linken gewollt ist, zu informieren.

Seit Januar 2007 ist eine Städtepartnerschaft im Gespräch, doch die Potsdamer Verwaltung ziert sich. Die Gäste aus Tansania sehen darin viele Möglichkeiten: So erzählte der Lehrer für Kiswahili-Unterricht, Kheir, dass die Partnerschaft der Beginn eines Meinungsaustauschs und gegenseitiger Besuche sein könnte. Hassan Mitawi, der tansanische Dolmetscher der Delegation sieht in der Partnerschaft die Möglichkeit zu einem kulturellen Austausch, zum Abbau von Vorurteilen und kann sich in der Zukunft eine Zusammenarbeit von Universitäten gut vorstellen.

Die Delegation hätte heute gerne persönlich den Oberbürgermeister Jann Jakobs getroffen, um mit ihm über die Partnerschaft zu sprechen und ihm ein Geschenk und einen Brief zu überreichen. Dazu wird es aber nicht kommen. Sigrid Sommer, Leiterin des Bereichs Marketing/Kommunikation der Stadt Potsdam sagte, Jakobs habe bereits seit langem geplante andere Termine – so sei ein Treffen mit den Gästen aus Sansibar nicht möglich. Zur Frage der Städtepartnerschaft bleibe es deshalb beim derzeitigen Stand der Dinge, dass Jakobs einen Brief nach Sansibar geschickt hat, in dem er die Möglichkeit der Städtepartnerschaft beschrieben hat und dass er auf eine Antwort auf Sansibar wartet. Klar sei, dass eine Antwort existiere. Die liegt aber noch nicht in Potsdam vor.

Die Delegation selbst besuchte derweil gestern in Potsdam die Oberlinschule in Babelsberg. Seit dem 8. April sind die Schüler und Lehrer aus Sansibar in Brandenburg. Seit sie hier ist, habe sich das Bild von Deutschland verändert, sagt die 18-jährige Saida. Sie habe sie festgestellt, dass die meisten Menschen in Brandenburg sehr freundlich seien. Besonders beeindruckt war sie vom deutschen Bildungssystem und davon, dass die Schulen so gut ausgestattet sind. Außerdem hat ihr sehr gut gefallen, dass die deutschen Schüler zwischen zwei Unterrichtsstunden eine fünfminütige Pause haben. Das gäbe es in Sansibar nicht, übersetzte ein Dolmetscher Saidas Eindrücke.

Ähnlich wie Saida haben die Schüler des Oberstufenzentrums Fürstenwalde, mit denen die Schüler aus Sansibar unter dem Motto des Austauschs „Gemeinsam lernen – zusammen arbeiten“ gemeinsame Lern- und Freizeit verbracht haben, Überraschendes erlebt. Beispielsweise, dass das Tragen ihres Kopftuches, die Schülerinnen aus Sansibar nicht daran hinderte, am Steilwandklettern und am Sponsorenlauf teilzunehmen oder in ihrer Heimat eine Ausbildung zur Tischlerin zu machen. Im engen Kontakt konnten die deutschen Schüler „hinter den Schleier gucken“, wie Birgit Mitawi von der Regionalen Arbeitsstelle für Ausländerfragen, Jugendarbeit und Schule in Potsdam (RAA) es formuliert. Sie resümierte, dass damit das Ziel des Austauschs zwischen den Schülern erreicht ist, nämlich „Vorurteile abzubauen, die Vielfalt wahrzunehmen und zu akzeptieren“.

Ines Windheuser

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