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Kein Witz: Ein Spielplatz nur für bestimmte Kinder.

© Andreas Klaer

Potsdamer Spielplatz ohne Kinder: Hinter Gittern

Ein eingezäunter Spielplatz, kein Kind weit und breit. Eine Posse spielt sich im Bornstedter Feld ab - und die Politik ist machtlos.

Stand:

Potsdam - Für seine Verärgerung findet Frank Lenz klare Worte. „Ein Spielplatz verkümmert hier durch Absperren zu einer bloßen Attrappe“, sagt der 49-Jährige. Er steht im erst Ende vergangenen Jahres fertiggebauten Wohngebiet auf dem Gelände der ehemaligen Ruinenbergkaserne. Am Rand befindet sich ein neuer Spielplatz, der mit einem Metallzaun abgesperrt ist. Und den Schlüssel für das Eingangstor haben nur einige Mieter. Lenz gehört nicht dazu, seine drei Kinder können das neue Klettergerüst, die Schaukel und den Sandkasten nicht nutzen. Ohnehin sieht der Spielplatz so neu aus, als würde er nie benutzt. Auf einem Schild steht: „Kein öffentlicher Spielplatz, Nutzung nur durch Mieter der Wohnanlage.“ Die Anlage und den Spielplatz hat der in Potsdam an vielen Stellen aktive Bauträger Semmelhaack errichtet.

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Seit März nun kämpfen Lenz und andere Anwohner gegen die Umzäunung. Lenz sagt, das Problem habe begonnen, als Kinder aus dem Wohngebiet erstmals den neuen, noch nicht eingezäunten Spielplatz ausprobieren wollten. Nur das besagte Schild stand davor. „Ein oder zwei ältere Mieter der neuen Wohnanlage am Spielplatz fühlten sich durch das Schild berechtigt, die Kinder zu verjagen“, erinnert sich Lenz. Später sei der Platz eingezäunt worden, den Schlüssel bekamen laut Lenz nur Mieter der rund 160 Semmelhaack-Wohnungen. „Die Wohnungen sind aber so klein, dass überwiegend Singles und Rentner hergezogen sind.“ Ergo sei der Spielplatz nun verwaist – ein „Placebo-Spielplatz“, wie Lenz sagt.

Hintergrund

Die Stadtverwaltung will dieses Jahr 340 000 Euro für öffentliche Spielplätze ausgeben. 50 000 Euro sollen in den Bau neuer Spielgeräte fließen. Die übrigen 290 000 Euro sollen für die Wartung und Reinigung der Spielplätze, die Reparatur von Geräten und den Austausch von Spielsand eingesetzt werden. Allerdings reicht das nicht: Im März hatte der Bereichsleiter Grünflächen, Herbert Claes, den PNN bestätigt, bis auf kurze Engpässe reiche das Geld zwar für den Unterhalt – aber einige Kletteranlagen werde man wegen eines anhaltenden Sanierungsstaus möglicherweise ersatzlos abbauen müssen. Insgesamt gibt es in Potsdam 137 öffentliche Spielplätze mit einer Fläche von 303 000 Quadratmetern. Die meisten gibt es – im Vergleich zur Anwohnerzahl – in Fahrland, Marquardt, Satzkorn, Grube und Drewitz. Als unterversorgt gelten Bornstedt, Nedlitz, die Nauener, Teltower und Templiner Vorstadt, die Jägervorstadt, die Innenstadt, das Kirchsteigfeld, Babelsberg-Süd und Klein Glienicke. (PNN)

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