
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Hinter Gittern
Das Käfig-Treppenhaus im Potsdam Museum muss neu gestaltet werden. Das fordert der Kulturausschuss
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Innenstadt - Ist das Kunst – oder kann das weg? Was das Treppenhaus im neuen Potsdam Museum betrifft, war man sich im Kulturausschuss am Donnerstagabend einig. Die seit Monaten umstrittene und von Museumsleitung und Förderverein scharf kritisierte, käfigartige Gitterkonstruktion muss weg. Und zwar nicht nur aus ästhetischen Gründen, auch aus baurechtlicher Sicht. Hier hätte der Architekt auf eigene Faust agiert, „eine Frechheit“, sagte Florian Mausbach, renommierter Architekt und Stadtplaner und 14 Jahre Präsident des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung.
Im vergangenen Herbst hatte Mausbach an einem Ortstermin im Alten Rathaus teilgenommen, das für das im September eröffnete Potsdam Museum für 9,4 Millionen Euro saniert worden war. Und stellte fest: „Von der Beletage, wo man den schönsten Blick auf das Schloss hätte, schaut man jetzt durch ein Gitter auf den Alten Markt – das ist ein starkes Stück.“ Damals habe er im Auftrag des Kulturausschusses versucht, eine Einigung zu erzielen. Es gab ein Treffen mit den Nutzern des Hauses, dem Architekten Reiner Becker und Bernd Richter, Bauleiter des Kommunalen Immobilienservice (KIS), also des Auftraggebers, sowie Fördervereinschef Markus Wicke. Doch ein zaghaftes Entgegenkommen des Architekten, auf Mausbachs Vorschlag zumindest die Sicht freizulegen, sei abrupt von Bernd Richter blockiert worden. Das komme nicht infrage, habe es geheißen. Auch das Argument des Urheberrechts sei angeführt worden.
Doch das quasi als Treppengeländer gebaute Konstrukt sei seiner Überzeugung nach nicht urheberrechtlich geschützt, so Mausbach. „Architektur ist eine dienende Kunst, man baut für den Nutzer, um diesen glücklich zu machen. Das ist hier offensichtlich nicht der Fall“, so der Experte weiter.
Museumschefin Jutta Götzmann hatte das vom ursprünglichen Bauplan – ein offenes, gläsernes Treppenhaus – abweichende Gitterwerk erst gesehen, als es bereits im Bau war. „Da wurde es schon zusammengeschweißt“, sagte sie. Dass die Öffentlichkeit über die geänderten Pläne nie informiert wurde, das hätten selbst Architekt und KIS-Bauleiter nicht bestritten, so Mausbach.
Es ist somit nicht nur das unbefriedigende Ergebnis, sondern auch der intransparente Bauverlauf, der Alleingang von Architekt und KIS, der den Ausschussmitgliedern übel aufstößt. Sogar die Frage nach einer Rüge für den KIS-Werkleiter wurde gestellt. Kulturbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU) sagte am Donnerstag, sie werde sich jetzt um die rechtlichen Dinge kümmern, es gebe ja verbindliche Spielregeln. Das Totschlagargument Urheberrecht könne nicht für alles und jede weiße Wand gelten. „Es ist ja ein lösbares Problem – wir müssen nur die Verträge einsehen“, so die Kulturdezernentin.
Auch Museumschefin Götzmann erinnerte an Verträge. „Baugenehmigung und denkmalrechtliche Genehmigung wurden auf Basis der alten Entwürfe und Vorlagen inklusive Bilder erteilt“, sagt sie.
Einstimmig wurde für den Antrag der Grünen gestimmt, „das Treppengeländer im Sinne des Bauantrags und der denkmalrechtlichen Genehmigungen so zu modifizieren, dass der Hauptblick auf den Alten Markt und den Landtag freigestellt wird“. Steffi Pyanoe
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