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Landeshauptstadt: Historische Mühle in Nöten

Bis 2010 soll die marode Galerie nun erneuert werden / Betreiber fürchtet Besucher-Rückgang

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Sanssouci - In diesem Jahr konnten die Besucher noch die Ausblicke von der Galerie der Historischen Mühle genießen – zum Beispiel gestern am Deutschen Mühlentag. Ob dies in einem Jahr noch möglich ist, ist unklar. Die durch Pilzbefall hervorgerufenen Schäden an den Eichenbohlen des Galeriebelags haben sich inzwischen so verstärkt, dass Ausflicken nicht mehr ausreicht. Zudem seien auch Schäden an den tragenden Balken nicht auszuschließen, sagt Mühlengeschäftsführer Torsten Rüdinger. Dies habe eine Untersuchung durch den Holzschutzgutachter Ingo Dreger ergeben.

Für Reparaturen am Bauwerk ist nicht die Mühlenvereinigung Berlin-Brandenburg als Betreiber, sondern die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten als Eigentümer zuständig. Die Stiftung will bis 2010 rund 170 000 Euro aufwenden, um die Galerie zu erneuern. Rüdinger hofft, dass die Planungen zügig vorangetrieben und die Arbeiten von November bis März ausgeführt werden können. „Die Mühle muss dafür eingerüstet werden – wenn wir mit diesem Bild in die nächste Saison gehen, wäre ein drastischer Rückgang an Besuchern vorprogrammiert.“ Selbst eine Schließung könne erforderlich werden.

Auch das Umfeld der Mühle wird in den nächsten Jahren zur Baustelle. Auf dem Gelände soll ein Besucherzentrum entstehen. Dafür laufen bereits Suchgrabungen nach historischen Fundamenten. Vor dem Krieg stand dort ein 1839 von Persius entworfene Schweizerhaus. „Das Baugeschehen wird den Zugang zur Mühle erschweren und einen weiteren Besucherrückgang auslösen“, befürchtet Torsten Rüdinger. Über verlässliche Informationen verfügt er nicht, denn er wurde nicht zu der Projektgruppe zugelassen, die den Bau vorbereitet. Das Verhältnis zwischen Stiftung und Mühlenbetreiber bleibt also nicht ohne Reibungen. In die Besucherprogramme ist die Mühle nach wie vor nur spärlich eingebunden. Auch in Veranstaltungen wie die Schlössernacht wird sie einbezogen. Ein Angebot, das den Besuch der Mühle mit dem der Neuen Kammern und der Bildergalerie koppelt, hält der neue Marketingchef der Stiftung, Heinz Buri, nicht für erfolgsträchtig. „Ich beuge mich da seinem Sachverstand“, räumt Rüdinger ein.

So bleibt ihm wohl nur, selbst für die Mühle zu werben. In den letzten Jahren ist die Dauerausstellung über Mühlen erneuert worden. Rüdingers „Geselle“ Frederic Schüler, ein gelernter Müller, ergänzt kontinuierlich die Mahltechnik, denn das Bauwerk am Nordrand von Sanssouci ist nicht nur Museum, sondern auch ein „produzierendes Denkmal“. So stellt er Mehl her, aus dem der Potsdamer Bäcker Mehrländer Mühlenbrot und anderes für den hauseigenen Shop backt. Seit 2008 gibt es zudem einen modernen Katalog „Mühlen – Müller – Majestäten“ zur Historischen Mühle; jetzt arbeitet Rüdinger an einer „Kleinen Mühlenkunde“.

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