
© Andreas Klaer,PNN,Tsp / Andreas Klaer
Historisches Ensemble am Jungfernsee: Kongsnæs endlich fertiggestellt
Michael Linckersdorff investierte rund zehn Millionen Euro in die Rekonstruktion der Matrosenstation. Frühere prominente Gegner seien nun Stammgäste.
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Bauverzögerungen, Lieferengpässe, Widerstand von Anwohner:innen, Rechtsstreitigkeiten und zu guter Letzt auch noch die Corona-Pandemie: Die Initiatoren der Rekonstruktion der kaiserlichen Matrosenstation Kongsnæs an der Schwanenallee am Potsdamer Jungfernsee hatten in den vergangenen 13 Jahren erhebliche Hürden zu meistern, bis sie endlich am Ziel waren.
Nun ist das Gebäudeensemble, das aus insgesamt vier Holzhäusern im norwegischen Drachenhausstil besteht, offiziell vollendet: Aus diesem Anlass weihten am Donnerstag Bauherr Michael Linckersdorff, Volker Schneeweiß vom Förderverein Kongsnæs e.V. und der norwegische Botschafter Torgeir Larsen das neue Holztor vor der Ventehalle ein, indem sie es mit Aquavit begossen. „Sie haben viel Herzblut in dieses Projekt gesteckt und Norwegen einen großen Dienst erwiesen“, lobte Larsen den sichtlich gerührten Linckersdorff.
Es handelt sich bereits um das dritte Tor: Das 1891 errichtete Original war 1945 im Zuge der Kriegshandlungen zusammen mit der Ventehalle zerstört worden, ein Nachbau wurde 2000 an selber Stelle aufgestellt, dieser wurde 2019 von einem Müllfahrzeug der Stadtreinigung eingerissen. „Dies ist nun der Schlussstein des Projektes“, sagte Schneeweiß.
Wohnungen zu 90 Prozent vermietet
Auch die Arbeiten am Bootshaus, einem der drei landseitig gelegenen Kongsnæs-Gebäude, wurden erst vor kurzem abgeschlossen. Dieses sowie das benachbarte Kapitänshaus und die ehemalige Kaserne seien bereits zu 90 Prozent vermietet, wie ein Schild des Unternehmens Dahler & Company behauptet.

© Michael Linckersdorff / Michael Linckersdorff
2009 hatte der Berliner Uhren- und Kunsthändler Michael Linckersdorff, dem auch zahlreiche Immobilien gehören, das lange brachliegende Kongsnæs-Gelände gekauft und sich bereit erklärt, das Ensemble wieder aufzubauen. „Es war eher eine Entscheidung aus dem Herzen, als aus rationalen Gründen“, sagte Linckersdorff. Begonnen wurde mit der am Ufer gelegenen Ventehalle, in die ein Restaurant einziehen sollte.
Nach der Grundsteinlegung 2010 passierte jahrelang erst einmal nichts: Grund dafür war vor allem der Widerstand einiger Anwohner:innen, darunter auch Ex-“Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann und TV-Moderator Johannes B. Kerner. Diese befürchteten eine Großgastronomie mit lautem Biergarten vor ihrer Haustür und versuchten, das Projekt mit rechtlichen Mitteln zu stoppen. Einmal musste die Stadt die Baugenehmigung ändern, dann schrieb das Gericht die Zahl der Bewirtungsplätze fest.
Stiftung soll gutem Zweck dienen
2016 konnte mit dem Wiederaufbau begonnen werden, 2019 nahm das Restaurant Kongsnæs des Gastronomen Josef Laggner den Betrieb auf. Der Protest ist verstummt: „Nunmehr sind die ehemaligen Feinde der Matrosenstation beliebte Stammgäste im Restaurant Kongsnæs“, heißt es in der Pressemitteilung des Fördervereins.

© Andreas Klaer,PNN,Tsp / Andreas Klaer
Rund zehn Millionen Euro hat Linckersdorff nach eigenen Angaben in den Wiederaufbau der Ventehalle und die denkmalgerechte Restaurierung der drei bestehenden Holzhäuser investiert. Die Kongsnæs-Mieteinnahmen von jährlich rund 100.000 Euro sollen ab sofort in die 2021 gegründete Michael-Linckersdorff-Stiftung fließen: Diese gemeinnützige Stiftung wolle künftig „Kultur, Jugendbildung und Denkmalpflege“ voranbringen.
„Noch gibt es kein konkretes Format, aber ich will damit Menschen aus der Mitte der Gesellschaft fördern, zum Beispiel Krankenschwestern, Feuerwehrmänner, Handwerker oder Kassiererinnen“, sagte Linckersdorff. Ihm schwebe ein Preis vor, mit dem verdiente Vertreter:innen verschiedener Berufe geehrt werden sollen. Derzeit befinde er sich dazu im Gespräch mit der Industrie- und Handelskammer sowie mit der Handwerkskammer. Zudem solle die Stiftung dem Erhalt des denkmalgeschützten Kongsnaes-Ensembles dienen.
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