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Und weg. Allein im vergangenen Jahr wurden in Potsdam 291 Autos gestohlen. Im Vergleich liegt damit in Potsdam die Wahrscheinlichkeit deutlich höher als anderswo in Deutschland, dass das eigene Fahzeug gestohlen wird. Die Folge: höhere Versicherungsbeiträge.

© dpa

Landeshauptstadt: Hochburg auch für Autodiebe

In Potsdam werden sehr viele Fahrzeuge gestohlen. Die Folge: höhere Versicherungskosten für alle

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Potsdam gilt bereits als Hochburg für Fahrraddiebe. Eine neue Studie zeigt nun: Auch beim Autoklau liegt die Landeshauptstadt im deutschlandweiten Vergleich auf Platz vier. Das ist das Ergebnis eines bundesweiten Rankings zwischen 120 deutschen Großstädten, erstellt vom Onlineportal preisvergleich.de.

Potsdamer sollten also gut auf ihr Fahrzeug aufpassen. So wurden im vergangenen Jahr insgesamt 291 Autos gestohlen, statistisch gesehen sind das 404 Fahrzeuge je 100 000 zugelassener Autos. Damit werden in Potsdam dreimal so viele Autos gestohlen als im Bundesdurchschnitt, die Stadt gilt laut Studie als „Autoklauhochburg“. Auf dem unrühmlich ersten Platz der Studie landete Frankfurt/Oder, gefolgt von Görlitz, Berlin, Potsdam und Dresden. Die Diebstahlshochburgen konzentrieren sich generell auf Ost- und Norddeutschland, der Süden und der Westen sind wesentlich weniger betroffen – am sichersten ist dabei das schwäbische Reutlingen mit nur 11 gestohlenen Fahrzeugen je 100 000 zugelassener Autos. Als Grundlage für die Studie dienen Daten der Polizei und des Bundeskriminalamts (BKA). Im Juli war Potsdam wie berichtet bei Fahrraddiebstählen in einem deutschlandweiten Städteranking für das Jahr 2013 auf Platz sieben gelandet.

Viele Diebstähle wirken sich auf die Höhe der KFZ-Versicherungsbeiträge aus, heißt es in der Studie. Das trifft auch den Zulassungsbereich Potsdam, wie Experte Danny Ziemann von der Potsdamer Allianz-Versicherung bestätigte. Für die Kasko-Versicherung eines Mittelklasse-Wagens zahle man in Potsdam rund 50 Euro mehr Beitrag pro Jahr als im Landkreis Potsdam-Mittelmark. Noch einmal deutlich teurer sei Berlin. Die Höhe der Beiträge hänge dabei nicht nur von der Zahl der Diebstähle ab, sondern auch von Faktoren wie der Unfallhäufigkeit in einer Region. Den konkreten Satz pro Region berechne ein unabhängiges Institut für die Versicherungswirtschaft, er ändert sich jedes Jahr.

Bei Ermittlern ist von international agierenden Diebesgruppen die Rede – ein wichtiger Faktor sei die Grenznähe zu Osteuropa und der damit verhältnismäßig leichte Abtransport ins Ausland. Das BKA hatte zuletzt erklärt: „Die angrenzenden osteuropäischen Staaten sind sowohl wichtige Absatzmärkte als auch Transitstaaten im internationalen, illegalen Kraftfahrzeughandel.“ In der neuen Studie heißt es, dass sich sogenannte Kunden jenseits der deutschen Landesgrenzen sogar das Fabrikat, die Farbe und die Ausstattung aussuchen können und die Fahrzeuge auf Bestellung geklaut und innerhalb von Wochen geliefert würden (siehe Kasten). Die Absatzmärkte lägen neben Osteuropa auf dem Balkan, im Nahen Osten und in Nordafrika. Laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft stammen die bei Dieben beliebtesten Automobile von den Marken Land Rover, Audi und BMW, es folgen Honda, Porsche und Volkswagen.

Zumindest ist in Potsdam die Aufklärungsquote nach Autodiebstählen höher als anderswo. Sie lag 2013 bei 27,1 Prozent. In anderen Hochburgen wie Rostock, Berlin, Hamburg oder Görlitz werden lediglich zwischen 8,9 und 12,6 Prozent der Täter dingfest gemacht. Für das erste Halbjahr hatte die Polizei für Potsdam allerdings einen Anstieg der Aufklärungsquote auf 62,4 Prozent gemeldet.

Nach PNN-Informationen geht dieser Statistik-Erfolg vor allem auf einen Schlag gegen eine polnische Bande Autoklauer zurück, mit dem etliche Diebstähle aufgeklärt wurden. Die Gruppe soll für 154 Autodiebstähle verantwortlich sein – mit Schwerpunkt in Brandenburg und Potsdam und einem Gesamtschaden von mindestens 1,5 Millionen Euro. Zumeist wurden Volkswagen gestohlen. Demnach haben deutsche und polnische Ermittler bereits seit Frühjahr 2012 gegen die Band ermittelt – Operationsname „Touca“. Bisher seien laut Polizei 18 Beschuldigte festgenommen worden, vor allem im Raum Zielona Góra. 62 Prozent der 2013 beim Auto-Klau in Potsdam gefassten Tatverdächtigen stammten nicht aus Deutschland, wie die Polizeistatistik zeigt. In Frankfurt/Oder liegt diese Quote sogar bei 91,4 Prozent.

Der Fahndungserfolg gegen die Bande ist derzeit nicht das einzige positive Signal, das die Polizei sendet: Die Zahl der gestohlenen Autos lag bis zum 30. Juni in Potsdam bei 125 – im Vorjahreszeitraum waren es 185. Dagegen ist die Zahl der Raddiebstähle bis zum 30. Juni noch einmal deutlich angestiegen – 1196 Fälle wurden registriert, vor einem Jahr waren es in derselben Zeit 822. Die Aufklärungsquote sank auf nur noch 7,8 Prozent.

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