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2005 will die Privatuni für Management „UMC“ im Kongresszentrum am Templiner See den Lehrbetrieb aufnehmen
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2005 will die Privatuni für Management „UMC“ im Kongresszentrum am Templiner See den Lehrbetrieb aufnehmen Von Jan Kixmüller Deutschland soll eine neue Generation von Managern bekommen. Zumindest hat sich das die private „University of Management an Communication“ (UMC) zum Ziel gesetzt, die im September 2005 mit 200 Studierenden und sechs Studiengängen in Potsdam den Lehrbetrieb aufnehmen will. „Kommunikative und kulturelle Kompetenz wird für Manager immer wichtiger“, erklärt Gründungspräsident Eberhard Knödler-Bunte. Die Entwicklung der letzten Jahre habe gezeigt, dass sich das Management von Unternehmen in Zukunft stärker auch seiner sozialen und kulturellen Verantwortung bewusst werden sollte. „Es muss in die Unternehmensstrategie mit eingehen, dass man ein verantwortlicher Teil der Gesellschaft ist“, so der Kommunikations- und Sozialwissenschaftler. Die stark international ausgelegte „Partnerhochschule der Wirtschaft“ will bis 2012 in Potsdam 3300 Studierende – 40 Prozent vor Ort, 60 Prozent im Fernstudium – von 65 Professoren unterrichten lassen, bis dahin sollen 129 Arbeitsplätze entstanden sein. Als Domizil hat man sich die Sparkassenakademie und das Kongresszentrum am Templiner See ausgesucht, im ehemaligen Kaiserin-Augusta-Gymnasium soll in den kommenden Jahren das Institutszentrum der UMC entstehen. Finanziert werden soll die Hochschule zu zwei Dritteln über Studiengebühren, zwischen 590 und 780 Euro müssen die Studenten im Monat dafür aufbringen. Aus dem Masterplan, der den PNN vorliegt, geht hervor, dass zur Finanzierung der Gebühren unter anderem ein „Bildungsfonds“ aufgelegt wird, das Geld wird dabei nach Berufseintritt einkommensabhängig zurück gezahlt. Das restliche Drittel des Hochschulhaushaltes soll über Auftragsforschung, Trainingskurse für Führungskräfte sowie Seminare und Workshops erwirtschaftet werden. Für die Aufbauphase rechnet Knödler-Bunte in den kommenden vier Jahren mit einem Investitionsbedarf von zwei bis drei Millionen Euro. Die Mittel sollen durch Stiftungsprofessuren, Beteiligung von Unternehmen, Sponsoren und Förderer aufgebracht werden. Öffentliche Fördermittel sollen für den Ausbau und die Modernisierung von Räumen sowie Sachmittel eingesetzt werden. Die Privatuni soll sich auch rechnen. Für die Zeit nach 2012 stellt die UMC eine Rendite von acht bis zehn Prozent in Aussicht. Das Konzept der 2003 gegründeten Hochschule ist stark an der Reformpädagogik der 20er Jahre angelehnt. Knödler-Bunte spricht von der „Hochschule als Lebensform“, in der Lehrende und Lernende sich als Mitglied einer Wissens- und Lerngemeinschaft zusammen finden. In den USA sei man auf diesem Gebiet schon wesentlich weiter. Während die deutschen Unis „Content-Spezialisten“ seien, also ganz vorne bei der Vermittlung wissenschaftlicher Inhalte, würde an den Spitzenunis in den USA auch die Lernorganisation eine große Rolle spielen. Persönliche Betreuung durch Professoren und Mentoren, kleine Lerngruppen, Campus-Atmosphäre, Alumni-Clubs, Job- und Career-Services, Netzwerke sowie Freizeit und Sport sind Aspekte, durch die sich die UMC profilieren möchte. Ausgebildet werden soll für klassische Management-Berufe, aber auch Profis für Marketing und Vertrieb, Markt- und Meinungsforschung, Personalführung, PR und Journalismus. Der gesellschaftliche Anspruch des Projektes spiegelt sich auch bei der Auswahl der Studierenden wieder. Hier zählt die Abiturnote nur zu einem Fünftel, wichtig sind auch logische und sprachliche Fähigkeit, Teamfähigkeit sowie soziales und kulturelles Engagement. So zähle es auch, wenn jemand sich für einen Verein oder ähnliches engagiert. Es geht Knödler-Bunte um ein neues Verständnis des Manager-Jobs. Die meisten Manager seien heute von Geld und Zahlen getrieben, zu wenige würden sehen, dass sie auch dem gesellschaftlichen Kontext verpflichtet sind. Die Managerausbildung soll zudem breiter ausfallen, etwa was Sprachen und das Verständnis andere Kulturen anbelangt. Die Globalisierung bringe es mit sich, dass beispielsweise ein Siemens-Manager heute einen Großteil seiner Mitarbeiter über den ganzen Globus verstreut findet. Das müsse im Lehrplan beachtet werden. Knödler-Bunte spricht von Sensibilität für fremde Kulturen und der Achtung vor anderen Lebensentwürfe. Für den Gründungspräsident ist dies der „Spirit“, der die UMC in Deutschland einzigartig machen soll. Unterschiede zu staatlichen Universitäten soll die Privatuni reichlich bieten. Da wäre zum einen die höhere Lernmotivation, die sich einstelle, wenn die Studierenden für die Ausbildung zahlen müssen. Dann nennt Knödler-Bunte kleine, überschaubare Lerngruppen, die effektives Lernen ermöglichen sollen. Der Sozialwissenschaftler hat selbst über zehn Jahre an öffentlichen Unis gearbeitet: „Sowohl ich als auch meine Studierenden haben sich dort unterfordert gefühlt“. Zudem biete die UMC Praxisnähe. Das Jahr ist an der Privatuni in drei Trimester aufgeteilt, wovon eines als Projektarbeit bei einem Unternehmen verbracht wird. „Da geht es nicht um Kaffeekochen, die Studierenden werden von Mentoren bewertet, das fließt in die Gesamtnote ein“, so Knödler-Bunte. Auch will die UMC Akzente durch eine neue Hochschulgruppe setzen: die so genannten akademischen Mentoren sollen eine Verbindung von fachwissenschaftlicher und pädagogischer Ausbildung mitbringen. „Gerade pädagogische Kompetenz fehlt oft Dozenten der staatlichen Hochschulen.“ Eine anerkannte Universität muss allerdings auch Forschungsarbeit erbringen. Hier verweist der Gründungspräsident auf geplante Stiftungsprofessuren. In enger Partnerschaft mit Wirtschaftsunternehmen sollen Forschungsaufträge verwirklicht werden. Auch eine Geldquelle. Kooperieren möchte man gerne mit der Uni und FH Potsdam, sowie anderen Hochschulen in Brandenburg und Berlin. Sozusagen Pate für das UMC steht das PR Kolleg Berlin, mit dem man seit zehn Jahren gute Erfahrung gesammelt hat. Mit seinen rund 100 Studierenden soll es als Hochschulinstitut in die UMC integriert werden. Zur Zeit wartet man allerdings noch auf die staatliche Anerkennung als Universität. Vom Wissenschaftsministerium, bei dem derzeit das Verfahren zur staatlichen Anerkennung läuft, war zu erfahren, dass die eingereichten Unterlagen noch einmal ergänzt werden müssen. Mit Skepsis ist man dem Projekt indes in der Stadt begegnet. Oberbürgermeister Jann Jakobs sagte unlängst vor dem Hauptausschuss der Stadt, dass man das Projekt zwar begrüße, doch seien Finanzierungsfragen und andere Rahmenbedingungen noch nicht geklärt. Er verglich das Projekt mit dem ebenfalls privat finanzierten Hasso Plattner Institut, das bis 2020 einen Finanzbedarf von rund 200 Millionen Euro bei 80 Studierenden hat. Daran könne man den Finanzbedarf einer Uni mit 3000 Studierenden ermessen. Auch der Rektor der Universität Potsdam zeigte sich vorsichtig. Es handele sich um ein sehr ehrgeiziges Projekt. „Inwieweit diese private Hochschulinitiative Erfolg haben wird, ist aber gegenwärtig nur schwer zu beurteilen“, sagte Wolfgang Loschelder den PNN. Denn immerhin hätten die geplanten 3000 Studierenden erhebliche Studiengebühren aufzubringen. Den Erfolg werde man erst nach den ersten Studiendurchläufen, also auf der Grundlage der ersten Absolventen der UMC bemessen können. „Aus dieser Perspektive stellt sich für uns im Moment auch nicht die Frage nach einer wettbewerblichen Situation.“
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