zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Hochzeit des Krönungswagens

Fahrgestell und Wagenkasten des goldenes Galagefährts werden in Wiehl zusammengefügt

Stand:

Fahrgestell und Wagenkasten des goldenes Galagefährts werden in Wiehl zusammengefügt Von Erhart Hohenstein Auf eine weite Reise geht am kommenden Dienstag der „Goldene Krönungswagen“ König Friedrich Wilhelms II. Vom Restaurierungshof im Neuen Garten wird das 1789 von den renommierten Wagenbaumeistern Vater und Sohn Ginzrot in Straßburg angefertigte prunkvolle Gefährt auf einem Spezialfahrzeug nach Wiehl in Nordrhein-Westfalen gebracht. Für den hölzernen Wagenkasten mit seinen vergoldeten Fassungen ist in der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten sogar eine so genannte Klimakiste gebaut worden, um ihn vor der Witterung zu schützen. Holz-, Metall- und Textilrestauratoren werden den Transport begleiten. Sie wollen in Wiehl mit der BPW Bergische Achsen KG und ihrem Betriebsmuseum „Achse, Rad und Wagen“ über den weiteren Fortgang der Restaurierung beraten. Das Unternehmen unterstützt die Stiftung seit 1996 bei der Wiederherstellung des Staatswagens. Es hat bereits die fehlende Hinterachse rekonstruiert, die Wagenräder repariert und das Fahrgestell zusammengefügt. 2001 wurde die Kutsche in der Orangerie des Schlosses Charlottenburg gezeigt, 2003 fand in Potsdam ein Kolloquium zu ihrer Restaurierung statt. Danach sind weitere Fortschritte, so beim Zusammenbau des Wagenkastens und der Sicherung seiner Fassungen, erreicht worden. Großen Anteil daran hatte der Potsdamer Holzrestaurierungsbetrieb Broschke. Bei den jetzigen Arbeiten geht es um die Befestigung des Kastens am Fahrgestell. Dazu werden lederummantelte Flacheisenbänder verwendet. Das BPW-Museum nimmt dies vom 23. April bis 28. August zum Anlass für eine Sonderausstellung „Zur Hochzeit nach Wiehl“. Mit „Hochzeit“ bezeichnen die Karosseriebauer das Zusammenfügen von Gestell und Kasten. Es kann von den Besuchern mitverfolgt werden. Nach Ausstellungsschluss kehrt der Goldene Krönungswagen in seine Remise in Neuen Garten zurück. Auch dann ist die Restaurierung noch lange nicht abgeschlossen, so der aus vergoldetem Holz, Messing und Blei bestehenden Fassungen der Wagenkastens und seiner kostbaren Innenausstattung aus gefärbtem, geprägtem und appliziertem Leder, cremefarbenem Seidengewebe, Goldborten und -stickereien und Hermelinbesatz. Wann diese wegen fehlender Finanzierung in den letzen Jahren auf Eis gelegten Arbeiten fortgesetzt werden können, ist ungewiss und wird auch davon abhängen, ob weitere Sponsoren gefunden werden. Bis der Galawagen in einem „Kutschenmuseum“ gezeigt werden kann, das die Stiftung in Charlottenburg einrichten möchte, dürften noch Jahre ins Land gehen. Das 5,25 Meter lange, 3,05 Meter hohe und 2,10 Meter breite Zeugnis frühklassizistischer Wagenbaukunst in der Form einer „Berline“ blieb bis zum Ende der Monarchie der Galawagen Nr.1 des Preußischen Marstalles. Seinen Namen „Goldener Krönungswagen“ erhielt er, nachdem er 1861 bei den Krönungsfeierlichkeiten Wilhelms I. eingesetzt worden war. Zuvor hatte er unter anderem der Beisetzung Friedrich Wilhelms II. und dem Brauteinzug zahlreicher Hohenzollerngattinnen gedient, darunter 1793 der späteren Königin Luise, 1853 der nachmaligen Kaiserin Victoria und noch 1905 der letzten deutschen Kronprinzessin, Cecilie. Während des Zweiten Weltkrieges erlitt der Wagen schwerste Beschädigungen. Der Wiederaufbau und der Beginn der Restaurierung wurden durch fachliche und finanzielle Unterstützung der BPW, aber auch durch großzügige Spenden der Peter Dussmann GmbH und anderer Helfer ermöglicht. Ausstellung „Zur Hochzeit nach Wiehl“, BPW-Museum, 51674 Wiehl, 23. April bis 28. August, Eintritt frei

Erhart Hohenstein

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })