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Landeshauptstadt: Hoffen auf den großen Wurf

Die Band Shel Kapuso tritt heute für Potsdam beim „f6 Music Award“ an

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Auf einmal ging alles ziemlich schnell: Gerade mal zwei Monate ist es her, dass Tilo Alpermann der Liebe wegen nach Potsdam zog, und schon vertritt der Musiker die brandenburgische Landeshauptstadt bei einem großen Nachwuchswettbewerb. Ein Bekannter meldete ihn dazu mit einem Demoband an – eigenmächtig. Nun wird der 32-Jährige heute Abend beim „f6 Music Award“ mit seiner Band Shel Kapuso auf der Bühne des Postbahnhofs in Berlin stehen. Das Quartett tritt mit einer 20-minütigen Indie-Poprock-Show gegen vier weitere Mitbewerber an. Es geht um den Sieg des Landesvorausscheids, um den Einzug ins nationale Finale im Februar – aber vor allem geht es dem Sänger und Kopf von Shel Kapuso darum, einen guten Auftritt hinzulegen.

„Aufgeregt bin ich eigentlich noch nicht. Ich glaube, das kommt erst kurz vorher“, sagt Tilo Alpermann. Der hagere Musiker sitzt in einem Café in der Innenstadt, seine langen schmalen Finger umklammern eine Tasse Capuccino. Während er mit ruhiger, unaufgeregter Stimme vom bevorstehenden Auftritt spricht, stützt er manchmal seinen Kopf auf die linke Hand, überlegt. Natürlich wolle er bei dem musikalischen Wettstreit weiterkommen, schließlich stehe am Ende ein Plattenvertrag inklusive einer professionellen Albumproduktion in Aussicht, sagt er. „Ich will aber nicht gewinnen, um vermarktet zu werden, sondern um größere Konzerte zu spielen, um für meine Musik zu leben.“ Diesbezüglich habe der passionierte Künstler nämlich schon schlechte Erfahrungen gemacht. So fand einst eine Plattenfirma Gefallen am eingesandten Demoband, wollte sich den Musiker aber nach den eigenen Vorstellungen zurechtbiegen. „Der Weg ist schwerer, wenn man versucht, aus der Rolle zu fallen“, sagt der Sänger. Eine ernüchternde Erkenntnis.

Dass er Musiker werden wollte, habe für ihn schon früh festgestanden, sagt Alpermann. Seit seinem sechsten Lebensjahr spielt der gebürtige Eberswalder Klavier, wenn auch mit „einigen Durchhängephasen“. Im Alter von 13 versuchte er sich an ersten eigenen Liedern. Komponierte die Musik. Schrieb Texte. Verwarf mitunter alles, um wieder ganz von vorne zu beginnen. Spielte in verschiedenen Bands, bei denen die „Chemie untereinander aber nicht gestimmt hat“. Mitte der Neunziger dann zog Alpermann nach Berlin. Studierte Informatik, Physik, Kulturwissenschaften. Brach ab und absolvierte schließlich eine Ausbildung zum Toningenieur. Der Wunsch, seine Gedanken und Gefühle mit Musik auszudrücken, bestand nach wie vor.

Mit drei Freunden aus Eberswalde gründete Tilo Alpermann im August die Band mit dem frei erfundenen Namen Shel Kapuso. In Eigenregie ist soeben das erste gemeinsame Album erschienen. „Achtzehn Versuche“ heißt es. Der Sound? Britische Beats mit deutschen Gitarren. So hat es zumindest ein Musikkritiker beschrieben, und diese Beschreibung gefällt Alpermann ganz gut. Ob Shel Kapuso mit dieser Mischung die mehrköpfige Jury um Konzertveranstalter und Schirmherr Fritz Rau überzeugen können, wird sich heute Abend zeigen. „Wenn das nicht klappt, dann wird es bei uns aber auch keinen Harakiri geben“, sagt Tilo Alpermann.

Postbahnhof, Straße der Pariser Kommune 3-10, Berlin. Eintritt ab 18 Jahren, nur gegen Vorlage des Personalausweises. Beginn: 20 Uhr

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