
© Andreas Klaer
Suche nach dem rechten Bad für Potsdam: Hohe Erwartungen
Zum Auftakt der Schwimmbad-Werkstatt kamen am freitag rund 300 Potsdamer - und diskutierten äußerst angeregt.
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Mit reger Beteiligung der Potsdamer begann am Freitagnachmittag das Werkstattverfahren für die Schwimmbadversorgung in der Landeshauptstadt. Vor etwa 300 Interessierten sprach Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) im Hörsaal der Fachhochschule am Alten Markt vom Schwimmbad-Projekt als „einem der wichtigsten Infrastrukturmaßnahmen der nächsten Jahre“. Nach dem Bau des neuen Theaters, der Sanierung der Stadt- und Landesbibliothek und der Humboldtbrücke sowie dem Umbau des Alten Rathauses zum Potsdam-Museum sei es „womöglich auch eine der letzten“, ergänzte der Oberbürgermeister.
Entsprechend hoch waren auch die Erwartungen bei den Potsdamern, die zum Auftakt gekommen waren. „Das Verfahren bietet die Chance, dass die Leute auch über andere Sichtweisen miteinander ins Gespräch kommen“, meinte etwa Nico Murawski. Der 33-jährige Informatiker würde persönlich zwar gern den Brauhausberg als Badstandort erhalten sehen, sieht die Werkstatt aber als „ergebnisoffen“: „Ich bin sehr gespannt, was am Ende herauskommt.“ Es gab jedoch auch viele skeptische Stimmen: Krisitiert wurde etwa, dass kaum „unvoreingenommene“ Potsdamer gekommen waren, stattdessen Verwaltungsmitarbeiter oder Mitglieder der Bürgerinitiativen für die verschiedenen Badvarianten.
Jakobs skizzierte die Baddiskussion in Potsdam zunächst als eine Standortdebatte, die bereits in den 1990er Jahren mit der Drewitzer Brache begann und mit dem Brauhausberg und dem Architekturentwurf Oscar Niemeyers fortgesetzt wurde. Zuletzt war ein Bad an der Biosphäre im Bornstedter Feld bereits in der konkreten Vorgabe – scheiterte aber an der Kostenobergrenze von 18 Millionen Euro. Jakobs: „Dafür ist ein Familien- und Sportbad nicht zu haben.“
Nun werde ein neuer Weg der öffentlichen Diskussion gegangen. „Wir probieren etwas Neues aus“, erklärte der Verwaltungschef. Das Werkstattverfahren – „es muss niemand Badexperte sein“ – werde nach dem Vergleichen vieler Bewertungskriterien zu einer oder mehreren Badvarianten führen, über die alle Potsdamer ab 16 Jahren in einer Bürgerbefragung im März bis Anfang April befinden können. Über das Ergebnis dieser Einwohnerbefragung beschließe formell die Stadtverordnetenversammlung.
Geleitet wird das Werkstattverfahren durch die Firma Malik Management aus St. Gallen. Es gehe um den Weg „von der isolierten Sichtweise zum Gesamtverständnis“, erklärte Malik-Mitarbeiterin Gabriele Harrer; Ziel sei ein „Input für die Bürgerbefragung“. Erstellt werde zunächst eine Liste von Variablen, die ein Bad bestimmen, etwa Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit, Lebensqualität
Ein ziemlich kompliziertes Verfahren, wie sich in den ersten Stunden der Arbeit zeigte. Immer wieder gab es Rückfragen an die sechs Moderatoren, als die Werkstatt-Teilnehmer im Foyer an Pinnwänden erste Ideen sammelten und den verschiedenen Perspektiven auf das Schwimmbad zuordneten. Mehr als 60 Stichpunkte umfasste allein die Sammlung zum Thema „Städtebau, Baukultur und Landschaft“, andere Themen waren „Schwimmbadversorgung“ oder „Identität“. Stufenweise soll sich daraus in den folgenden Werkstatttreffen ein Leitfaden zur Badentscheidung entwickeln.
Zweifel an der Methode wurden gestern mehrfach laut. Vielen Workshopteilnehmern schien, als seien bereits drei Varianten vorgegeben: Bau eines neuen Bad im Bornstedter Feld, am Brauhausberg oder zwei kleinere Bäder an beiden Standorten. Oberbürgermeister Jakobs versicherte, das Verfahren werde ergebnisoffen geführt: „Alle werden gleichrangige Diskussionspartner sein.“
Auf breite Kritik traf zudem die zunächst vorgesehene Anwesenheitspflicht an allen Werkstatt-Tagen – am heutigen Samstag sowie am 20. und 21. Januar. Gabriele Harrer sagte schließlich zu, Teilnehmer dennoch zuzulassen. Allerdings käme bei einem permanenten Personenwechsel kein Ergebnis zustande, betonte sie. Kritiker bemängelten auch, dass man sich nicht online beteiligen könne – wenigstens bei Entscheidungsfragen.
Das „Misstrauen gegenüber der Methodik“ sei in Potsdam vergleichsweise „extrem“, räumte Andrea Heubel, Moderatorin von Malik, gegenüber den PNN ein. Sie zeigte sich aber zuversichtlich: Die Skepsis sei in der langen Vorgeschichte der Badentscheidung begründet. Nun gehe es um den offenen Austausch.
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