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Im Radio: Hohe Kunst und tiefe Töne

Ein Popstar der Gegenkultur, scharfe Revolver zur freien Nutzung und der ewige Brummton: Was man im Radio nicht verpassen sollte.

Anfang des letzten Jahrhunderts war Rudolf Steiner eine Art Popstar der Gegenkultur. Ein messianisch umschwärmter Weltverbesserer. Mehr als 5000 Vorträge hat er gehalten, über Erziehung, Medizin, Landwirtschaft. Der Guru ist lange tot, seine Anthroposophie höchst lebendig. In der Langen Radionacht „Dunkle Lichtgestalt“ erzählt Manuel Gogos die erstaunliche Lebensgeschichte eines Mannes, dessen Botschaft noch heute in Klassenzimmern, Arztpraxen und Bioläden begeistert gehört wird (Deutschlandfunk, 28. März, 23 Uhr 05, UKW 97,7 MHz). Eine achtzigjährige Berliner Witwe verliebt sich in eine junge Arbeitsmigrantin vom Balkan. Die junge Frau hat kein Geld und keine Aufenthaltserlaubnis, die alte Frau eine ruinierte Gesundheit und kaum noch menschliche Kontakte. Es kommt zu einer gegenseitig nutzbringenden Verbindung, in der allerhand Wärme entsteht, obwohl das Ersparte der Witwe rapide abnimmt. Die Verse der lesbischen Dichterin Sappho werden zitiert, eine Lebensgemeinschaft wird amtlich eingetragen, bevor ein Herzinfarkt das späte Glück der Witwe jäh beendet. Eine ungewöhnliche Amour fou, die Holger Siemanns Hörspiel „Alles ist Erpel“ mit lakonischem Witz erzählt (Kulturradio vom RBB, 29. März, 14 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

Die Künstlerin Marina Abramovic hat sich im Museum tagelang an einen Tisch gesetzt. Das Publikum war eingeladen, gegenüber Platz zu nehmen und ihr in die Augen zu schauen. Bei einer früheren Kunstaktion lag sogar ein scharfer Revolver auf dem Tisch, zur beliebigen Benutzung freigegeben. Die Tochter serbischer Partisanen hat die Kunst um das Element der körperlichen Gefahr bereichert. Nina Hellenkempers Feature „Die sieben Leben der Marina Abramovic“ porträtiert eine Frau, die seit Jahrzehnten die Welt mit exzessiven Performances beeindruckt (Deutschlandradio Kultur, 29. März, 18 Uhr 30, UKW 89,6 MHz). Als würde ein Kühlschrank neben dem Kopf laufen. So beschreiben Betroffene das Geräusch, an dem sie seit Jahren leiden. Beate Mayers Feature „Es brummt“ erzählt von Menschen, die ununterbrochen einen Brummton hören. Mehr als neunhundert sogenannte Brummton-Betroffene sind in Deutschland ärztlich registriert. Gibt es da draußen wirklich einen mysteriösen Tiefton, den besonders Sensible wahrnehmen? Oder ist das alles nur Ohrentrug und Hysterie? Die Autorin hat quer durch Deutschland recherchiert und ist der durchaus unheimlichen Welt der tiefen Töne ganz nahe gekommen (Deutschlandradio Kultur, 1. April, 0 Uhr 05).

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