Landeshauptstadt: Hohe Strompreise und fehlende Azubis
Trotz stabiler Geschäftslage steht das Potsdamer Handwerk vor Problemen
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Für die Potsdamer Handwerksbetriebe war das erste Quartal in diesem Jahr nicht leicht. Gleich mehrere Probleme belasten die Geschäfte der gut 1800 Handwerksbetriebe in der Landeshauptstadt. Dennoch sei die Lage stabil, so der Tenor des aktuellen Quartalsberichts, den Handwerkskammerpräsident Jürgen Rose am Donnerstag vorstellte. Gestiegene Strompreise und fehlende Fachkräfte seien langfristig eine Gefahr für das Handwerk.
Für den Konjunkturbericht hatte die Handwerkskammer Potsdam ihre gut 17 000 Mitglieder im Westen Brandenburgs befragt. Potsdam liege wie üblich im Mittel des Handwerkskammerbezirkes. „Die Stimmungslage ist gut, aber nicht euphorisch“, sagte Rose. Die Top-Umfragewerte der letzten Jahre seien nicht wieder erreicht worden.
Das Bauhauptgewerbe habe mit den Folgen des Winters zu kämpfen, der in dieser Saison doppelt so lang war wie üblich, so Rose. Das Geschäft vieler Straßenbauer, Dachdecker oder Betonbauer habe unfreiwillig geruht. Deutlich bergab sei es auch im Kfz-Handwerk gegangen. Die schwierige Marktlage werde dadurch deutlich, dass in den ersten drei Monaten bundesweit 12,9 Prozent weniger neue Autos zugelassen worden seien. Auch das Werkstattgeschäft sei dadurch belastet. Betriebe aus dem Bauhauptgewerbe und dem Kfz-Gewerbe beurteilen die Geschäftslage auch am schlechtesten.
Für energieintensive Betriebe haben sich im neuen Jahr die steigenden Strompreise zu einer Belastung entwickelt, hieß es. Auslöser der Preisrunde war die bundesweite Erhöhung der sogenannten EEG-Umlage, die auf den Strompreis zur Förderung erneuerbarer Energien aufgeschlagen wird. Diese Umlage stieg um 1,685 Cent auf 5,277 Cent pro Kilowattstunde. Es sei unverständlich, warum eine Bäckerei die volle Umlage zahlen müsse und ein kommunaler Verkehrsbetrieb befreit werde, so Ralph Bührig, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer. Als Reaktion hatte die Kammer Ende vergangenen Jahres einen Rahmenvertrag mit der Energie und Wasser Potsdam (EWP) geschlossen, der ihren Mitgliedern einen Rabatt auf den Stromverbrauch erlaubt. Im ersten Quartal haben bereits 70 Handwerksbetriebe den Rabatt in Anspruch genommen. „Das wird gut angenommen“, so Bührig. Bis Jahresende rechne er damit, dass sich bis zu 200 Handwerksbetrieben dafür entscheiden. Es gebe reges Interesse – allerdings besäßen viele Betreibe noch laufende Verträge mit Stromanbietern.
Langfristig sei der Fachkräftemangel für das Handwerk problematisch. „Jetzt ist das noch nicht existenzbedrohend“, so Rose. Allerdings sei es zunehmend schwerer, Lehrstellen zu besetzten. Betroffen sei besonders das Kfz-Gewerbe und Friseure. Im Kammerbezirk gibt es derzeit 590 freie Ausbildungsplätze; allein 47 im Potsdamer Stadtgebiet. Von der öffentlichen Hand sei Hilfe bei der Qualifikation von nicht ausbildungsfähigen Schulabgängern nötig. Die Betreibe könnten das nicht leisten, hieß es.
Außerdem klagen die oft kleinen Betriebe über bürokratischen Aufwand. So seien sie verpflichtet, die Krankenkassenbeiträge für ihre Mitarbeiter drei Tage vor Monatsende an die Kassen zu melden. Wenn dann der tatsächliche Monatslohn feststehe, müssen die Abrechnungen korrigiert werden. Ein unnötiger Doppelaufwand, so Bührig. Marco Zschieck
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