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Landeshauptstadt: Höhere Sprachdefizite, großes Armutsrisiko Stadtverwaltung stellt Bericht mit Kennzahlen
zur Integration ausländischer Potsdamer vor
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Potsdamer mit ausländischem Pass sind seltener sozialversicherungspflichtig beschäftigt als ihre deutschen Mitbürger, ihr Risiko für Altersarmut ist deutlich höher, Kinder zeigen vor der Einschulung öfter als ihre deutschen Altersgenossen Sprachdefizite. Das sind einige Ergebnisse des zweiten Integrationsmonitorings, das Potsdams Integrationsbeauftragte Magdolna Grasnick am Donnerstag vor Journalisten vorgestellt hat. Erarbeitet wurde das 45-seitige Papier nach den Richtlinien der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt). Dabei werden statistische Daten zu Migranten aus insgesamt zehn Themenfeldern wie etwa Bildung, soziale Sicherung, Wohnen oder Gesundheit zusammengestellt. Es ist nach 2010 der zweite derartige Bericht, in den kommenden Wochen soll er den Stadtverordneten vorgestellt werden.
Handlungsbedarf besteht aus Sicht der Integrationsbeauftragten vor allem bei den Themen Sprachförderung, Arbeitsmarktintegration und Gesundheit. So zeigen Kita-Kinder mit Migrationshintergrund vor der Einschulung im Durchschnitt viermal so häufig Sprachdefizite wie ihre Altersgenossen ohne Migrationshintergrund: Gab es bei den deutschen Kindern im vergangenen Jahr 9,3 Prozent mit Förderbedarf, waren es bei den Migranten-Kindern 36,3 Prozent. Besonders hoch waren die Defizite in den Wohngebieten Stern, Drewitz und Kirchsteigfeld, wo 57,5 Prozent der Kinder mit Migrationshintergrund noch Sprachförderung benötigten. Zwar gebe es an allen Potsdamer Kitas eine sogenannte kompensatorische Sprachförderung, für Kinder mit anderen Muttersprachen seien aber spezielle Methoden gefragt, sagte Grasnick. Sie hofft nun auf die Wiederaufnahme eines Kooperationsprojektes mit der Universität Potsdam. Die Stadt hatte gemeinsam mit den Grundschulpädagogen der Uni vor Jahren ein Projekt zur Sprachförderung an Kitas aufgelegt.
Auch bei der Gesundheit der Kinder wünscht sie sich mehr Aufklärung: Denn Kinder, deren Muttersprache nicht deutsch ist oder die zweisprachig aufgewachsen sind, werden seltener bei den Gesundheitsuntersuchungen U1 bis U8 vorstellig als ihre deutschsprachigen Altersgenossen. Zieht man zusätzlich noch den Sozialstatus in Betracht – den die Statistiker aus dem Bildungsstatus und der Erwerbstätigkeit der Eltern errechnen –, fällt das Ergebnis noch schlechter aus: Gerade mal jedes zweite nichtdeutschsprachige Kind aus einer Familie mit niedrigem Sozialstatus besuchte im vergangenen Jahr alle zehn Untersuchungen – bei deutschen Kindern mit niedrigen Sozialstatus liegt die Quote bei 73,1 Prozent. Angestrebtes Ziel der Stadt sind allerdings in jedem Fall 95 Prozent.
Auch von Kinder- und Altersarmut sind Migranten in Potsdam vergleichsweise oft betroffen: So bezogen im vergangenen Jahr 44,9 Prozent der Unter-15-Jährigen mit ausländischem Pass Sozialleistungen – unter Kindern mit deutschem Pass waren es dagegen 16,2 Prozent. Bei Rentnern über 65 Jahren waren sogar 71,1 Prozent auf Unterstützungszahlungen angewiesen – im Vergleich zur 1,7 Prozent unter den deutschen Rentnern.
Im Hintertreffen sind Migranten auch auf dem Arbeitsmarkt: Lediglich 29,9 Prozent der arbeitsfähigen Potsdamer mit ausländischem Pass hatten im Jahr 2012 einen sozialversicherungspflichtigen Job, bei den Potsdamern mit deutschem Pass waren es 60 Prozent. Hier sieht Grasnick auch das Rathaus als Arbeitgeber noch in der Pflicht: In der Verwaltung hatten 2012 nur 0,3 Prozent der Beschäftigten einen Migrationshintergrund. Die interkulturelle Öffnung werde bei Stellenausschreibungen aber mittlerweile berücksichtigt.
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