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Homepage: Holz boomt

Das rasante Wachstum der Holzwirtschaft war Thema der 9. Fachtagung Holzbau in Potsdam

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Mit dem Holz aus deutschen Wäldern ließe sich ein Turm von drei mal drei Metern Grundfläche bis zum Mond bauen, hat die Initiative der Holzwirtschaft „Natürlich Holz“ errechnet. Deutschland gehört zu den waldreichsten Ländern Europas – und Brandenburg ist mit mehr als einer Million Hektar Waldfläche eines der grünsten Bundesländer. Die einheimische Märkische Kiefer mache dabei rund 80 Prozent des Baumbestands aus, so die Initiative.

„Das riesige Potenzial der Holzwirtschaft wird oft unterschätzt“, sagte Wilhelm Unnerstall von „Natürlich Holz“ am vergangenen Freitag auf der 9. Fachtagung Holzbau an der Fachhochschule Potsdam. „Immerhin arbeiten mittlerweile rund 15 000 Menschen in der Brandenburger Forst- und Holzwirtschaft“, so Unnerstall. Die Holzindustrie gehört zu den Wachstumsbranchen Brandenburgs, bestätigte Claudia Lippert vom Wirtschaftsministerium. Im verarbeitenden Gewerbe halte sie sogar die Spitzenposition. „Vergangenes Jahr hat die Brandenburger Holzwirtschaft – entgegen dem bundesweiten Trend – ihren Umsatz zum Vorjahr um 21 Prozent steigern können“, sagte Lippert.

Dass die Holzindustrie in Brandenburg zur Zeit so „boomt“, liege an den vielen Vorteilen des Rohstoffs, sagte Unnerstall. „Holz ist der einzige natürliche nachwachsende Bau- und Werkstoff und damit am Umwelt schonendsten.“ Zum Schutz des Waldes wache der Gesetzgeber darüber, dass nie mehr Holz geschlagen werde, als auf natürlichem Wege nachwachse, so Unnerstall. Lippert vom Wirtschaftsministerium bestätigte: „Nicht einmal die Hälfte dessen, was jährlich nachwächst, wird von der Holzindustrie genutzt“.

„Aber die Bäume, die gefällt werden“, betonte Unnerstall, werden von den meisten Unternehmen bereits zu 100 Prozent genutzt – der Umwelt zuliebe und natürlich weil es Geld bringt.“ Klaus Bölz von der Klenk Holz AG aus Baruth bekräftigte: „Aus Sägespänen fertigen wir Pressholzplatten und selbst die Baumrinde verfeuern wir im firmeneigenen Heizkraftwerk zur Energiegewinnung.“

Ein Großteil des Brandenburger Holzes wird nach Angaben der Initiative „Natürlich Holz“ als Brennmaterial genutzt. „Seit die Preise für Öl und Gas so rasant steigen, gibt es hier eine enorme Nachfrage“, so Unnerstall. Abgesehen von der Papierherstellung gewinne der Rohstoff Holz vor allem als Baustoff an Bedeutung. „Im Moment liegt der Anteil von Holzhäusern in Brandenburg noch bei etwa 15 Prozent. Die Jahrhunderte alte Bauweise erlebt jedoch gegenwärtig eine Renaissance“, sagte Unnerstall.

Siegfried Ast, Professor für Holzbau an der FH Potsdam, erklärt Vorteile der traditionellen Bauweise: „Kleine Luftkammern im Holz sorgen dafür, dass Kälte im Winter und Hitze im Sommer draußen bleiben. Dadurch spart der Hausbesitzer Energiekosten und schont die Umwelt“. Sein Kollege Prof. Stefan Winter von der TU München, betonte, dass „viele Vorbehalte gegenüber Holzbauweisen ins Archiv gehören.“ So sei ein Holzhaus nicht teurer, als ein Haus aus Stein oder Beton, wenn man zum Beispiel auch die Bauzeit als Kostenfaktor berücksichtige. „Die Trocknungszeiten von Betonfundamenten entfallen beim Holzhaus. Außerdem lässt sich Holz leichter und schneller bearbeiten als Beton“, ergänzte Ast. Auch bei der Haltbarkeit würden Holzbauten Massivbauhäusern in Nichts nachstehen, betonte Ast. „Wenn das Holz fachgerecht verbaut wird, steht es mindestens so lange, wie Häuser aus Stein oder Beton.“ Bestes Beispiel sei die 1826 erbaute russische Kolonie Alexandrowka in Potsdam.

Das Vorurteil, Holzhäuser hätten eine erhöhte Brandgefahr sei „ebenso alt, wie falsch“, sagte Wilhelm Unnerstall von der Initiative Natürlich Holz. So sei die Entstehung von Bränden nicht vom Baumaterial, sondern vom Verhalten der Bewohner abhängig. „Außerdem wird jeder Feuerwehrmann bestätigen, dass sich brennendes Holz sehr viel berechenbarer verhält, als zum Beispiel Stahlbeton, der sich unter großer Hitze verformt und plötzlich einstürzt.“ Professor Ast bestätigte, dass Holz bei großen Flächen sogar Brand hemmend wirke, weil nur die obere Schicht verbrenne und die dabei entstehende Kohleschicht den inneren Kern schütze.

Juliane Schoenherr

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