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Mit Grazie. Amie Saliba gehört zu den Gesneriengewächsen.

© Michael Burkart

PNN-Serie: Pflanze des Monats: Hübsche Pflanzen zählen

Im Botanischen Garten der Uni Potsdam wachsen exotische und heimische Pflanzen. In den PNN stellt Kustos Michael Burkart jeden Monat eine von ihnen vor. Heute: Die

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Auf der Welt gibt es ungefähr 250 000 bis 300 000 Pflanzenarten. Die genaue Zahl anzugeben ist unmöglich, denn einerseits sind noch nicht alle bekannt – jedes Jahr werden immer noch ungefähr 2000 neue Arten beschrieben –, und andererseits ist sich die Wissenschaft an vielen Stellen nicht einig. Manche Botaniker, Splitter genannt (aus dem Englisch to split = aufspalten), trennen in mehrere Arten auf, was andere, genannt Lumper (aus dem Englisch to lump = zusammenfassen), nur als eine einzige Art ansehen. Da Arten keine natürlichen Einheiten sind, wird hier niemals Einigkeit herrschen. Von den jährlich 2000 neu beschriebenen Arten haben so auch längst nicht alle Bestand.

Arten sind, wie gesagt, keine natürlichen Einheiten. Grundsätzlich wird zu einer Art vereinigt, was gemeinsame Merkmale zeigt, sich in mehreren Merkmalen von anderen Arten unterscheidet und gemeinsame Nachkommen hervorbringen kann. Allerdings haben viele Arten sehr große Verbreitungsgebiete. Eine Wald-Kiefer im märkischen Forst wird sich kaum mit einem Exemplar in Schottland oder in Sibirien fortpflanzen – dafür sind sie räumlich zu weit getrennt. Dennoch gehören sie zur selben Art. Tatsächlich gemeinsam Nachkommen hervorbringende Individuen gehören zu einer Population, und Populationen sind aus diesem Grunde natürliche Einheiten.

Außerdem gibt es viele Pflanzen, die gemeinsame Nachkommen hervorbringen, ohne zur selben Art zu gehören. Man spricht von Kreuzungen oder Hybriden. Die Gattung der Schiefteller (Achimenes) umfasst nur ungefähr 25 Arten, die aber vielfach untereinander kreuzbar sind. In gärtnerischer Kultur ist das recht einfach mit einem Pinselchen zu realisieren und hat zu einer enormen Vielfalt an Sorten geführt. Auch die aktuelle Pflanze des Monats, die Achimenes „Amie Saliba“, ist eine solche Hybridsorte. In der Natur können verschiedene Verbreitungsgebiete, Blütenbesucher oder Blütezeiten derartige Kreuzungen einschränken oder ganz verhindern.

„Amie Saliba“ hat hübsche blassgelbe Blüten mit einem zartrosa Rand. Wie eigentlich alle Schiefteller eignet sie sich auch für die Zimmerkultur. Schiefteller blühen den ganzen Sommer über reichlich, wenn sie im Winter eine kühle, trockene Ruheperiode erhalten. Sie sterben dann bis auf ihre schuppigen Erdsprosse ab. Im Februar oder März in neue, gute Blumenerde mit Tonanteil eingelegt, warm und gleichmäßig feucht gehalten, bringen die Pflanzen bis in den Oktober kontinuierlichen Blütenflor.

Das derzeitige Gesamtinventar des Botanischen Gartens umfasst 7803 Arten. Wenn alle Unterarten, Varietäten und Hybridsorten mitgezählt werden, sind es sogar 10 296 Taxa (der Fachbegriff für alle taxonomischen Einheiten, ob Art, Unterart oder Sorte), die in 16 186 Akzessionen vorhanden sind (eine Art wird mehrfach gezählt, wenn sie von unterschiedlichen Herkünften stammt). Achimenes „Amie Saliba“ gehört zur Spezialsammlung „Gesneriengewächse“, die 213 Akzessionen aus 101 Arten plus 81 Sorten umfasst. Michael Burkart

Die nächste Veranstaltung im Botanischen Garten der Universität Potsdam (Maulbeerallee 2) ist die Führung „Gartengeschichten – kauzige Gärtner, betörende Blüten“ am Freitag, 2.9. um 19 Uhr (Vorverkauf 8 Euro, Abendkasse 10 Euro, inklusive Getränk)

Michael Burkart

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