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Landeshauptstadt: Hubschrauber ersetzt das verschnupfte Rentier Krongut-Weihnachtsmarkt und Benefiztombola gestartet

Von Sabine Schicketanz Bornstedt. Für seine ungewöhnliche Art der Anreise hatte der Weihnachtsmann eine ganz einfache Erklärung.

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Von Sabine Schicketanz Bornstedt. Für seine ungewöhnliche Art der Anreise hatte der Weihnachtsmann eine ganz einfache Erklärung. „Rentier Rudolph ist verschnupft“, sagte der Mann mit dem weißen Bart, „deshalb musste ich den Hubschrauber nehmen“. Unter dem Dröhnen der Rotoren war der Weihnachtsmann fast pünktlich um fünfzehn Minuten nach Drei am Sonnabendnachmittag im Bornstedter Krongut gelandet. Zielgenau setzte das moderne Flugobjekt auf der kleinen Wiese direkt am Bornstedter See auf. Wer genau hinschaute, konnte schon im Landeanflug sehen, wer sich da aus der Luft dem ehemaligen Hohenzollern-Mustergut nährte: Der Weihnachtsmann hatte aus dem Fenster des Hubschraubers gewunken, gut zu erkennen vor allem wegen seiner weißen Handschuhe. Als sich die Tür des Helikopters schließlich öffnete, der Weihnachtsmann wieder festen Boden unter den Füßen hatte, wurde er von den hunderten wartenden Gästen mit spontanem Applaus begrüßt. Zu seiner Ehre waren auch die Langen Kerls aufmarschiert, die einstige Riesengarde des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. Mit seiner Weihnachtsfrau und zwei königlichen Hoheiten – Franz Friedrich Prinz von Preußen und seiner Frau Prinzessin Susann – im Schlepptau bahnte sich der Weihnachtsmann seinen Weg durch die Massen. Während er Kindern die kleinen Hände schüttelte, aus den großen Taschen seines Mantels Süßigkeiten verteilte, musste die Weihnachtsfrau Autogramme geben. Unter dem roten, flauschigen Mantel mit den silbernen Sternen verbarg sich nämlich eine Frau, die vor allem aus dem Fernsehen bekannt ist: Ulla Kock am Brink, seit mehr als zwei Jahren in Babelsberg zu Hause, hatte sich Kostüm, dicke Stiefel und eine weiße Mütze aufgesetzt, um den Weihnachtsmann zu begleiten. Doch ihr Anliegen war es nicht nur, die Kinder und vor allem die Erwachsenen, die sich zu ihren Fans zählen, mit ihrer Anwesenheit zu erfreuen. Bei der feierlichen Eröffnung des Weihnachtsmarktes im Bornstedter Krongut startete Ulla Kock am Brink ihre Spendenaktion für den Erhalt der Babelsberger Stadtteilvolkshochschule Villa Grenzenlos. Rund 20 000 Euro werden gebraucht, um den Betrieb des Hauses in der Sauerbruchstraße aufrechtzuerhalten – Geld, das die Stadt Potsdam angesichts der desolaten Haushaltslage nicht aufbringen kann. TV-Moderatorin Ulla Kock am Brink, die selbst in direkter Nachbarschaft der Villa Grenzenlos wohnt, setzte sich an die Spitze der Rettungsaktion für die Stadtteilvolkshochschule. Mit viel Engagement organisiert sie außergewöhnliche Preise für die Benefiztombola, die am Sonnabend im Krongut begonnen hat. 2,50 Euro kostet eines der von den Potsdamer Neuesten Nachrichten gesponsorten Lose, zu gewinnen gibt es unter anderem Karten für das Berliner Restauranttheater „Pomp Duck and Circumstance“, ADAC-Fahrsicherheitstrainings und Eintrittskarten zum ADAC-Ball, ein Mountainbike im Wert von 1000 Euro, edle Designerstühle, Fahrten mit der Weissen Flotte, ein von Ulla Kock am Brink selbst beigesteuertes Designer-Kleid von Talbot Runhoff – und Krongut-Geschäftsführer Hilmar Gathof überreichte am Sonnabend zusätzlich Gutscheine im Wert von 500 Euro für Essen, Trinken und Einkaufen im Bornstedter Mustergut. Ausgelost werden die Preise am kommenden Sonntag, dem 14. Dezember, auf dem Weihnachtsmarkt im Holländischen Viertel. 1000 Lose hatten Ulla Kock am Brink und ihre Helferinnen am Sonnabend mit ins Krongut genommen, ehrenamtliche Verkäufer – darunter die SPD-Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein – waren außerdem am Wochenende auf der Brandenburger Straße und auf dem Markt am Nauener Tor unterwegs. Insgesamt konnten die jungen Mädchen, Frauen und Männer in den weißen T-Shirts mit der Aufschrift „Ein Los für Villa Grenzenlos“ 500 Lose an die weihnachtlich gestimmten Besucher bringen. Verkauft werden die Glücks-Tickets noch einmal am Sonnabend und Sonntag dieser Woche, bevor auf der Bühne an der Mittelstraße die Gewinner gezogen werden. 1888 Lichter erstrahlen Während also die engagierte Weihnachtsfrau, wie der Weihnachtsmann es ausdrückte, am Sonnabend im Krongut „Geschäfte machte“, absolvierte er selbst ein umfangreiches Festtagsprogramm. Vom Balkon des Herrenhauses erklärte der Weihnachtsmann den Weihnachtsmarkt offiziell für eröffnet – die 1888 Lichter an der riesigen Tanne in der Mitte des Hofes erstrahlten per Knopfdruck. 1888 sind es deshalb, weil gleich neben dem Baum ein Dampfkarussel aus dem Jahre 1888 seine Runden dreht. Es verbindet das Krongut und seine kaiserliche Geschichte mit dem „Dreikaiserjahr“, in dem der in Bornstedt lebende Kaiser Friedrich III. als „99-Tage-Kaiser“ in die Geschichte einging. Doch bevor der Weihnachtsmann den Weihnachtsbaum bewundern konnte, musste er zunächst die Königliche Poststube feierlich eröffnen. Wo sich sonst der Hofbuchladen befindet, können jetzt Briefe an den Weihnachtsmann abgegeben werden. Einmal in der Woche, immer sonntags um 15 Uhr, kommt der Mann im roten Gewand persönlich und holt die Wunschzettel ab. Gebracht werden sie in die Weihnachtspostfiliale Himmelpfort. Hier gehen, so Rolf Schulz von der Deutschen Post, jedes Jahr in den Wochen vor dem Fest rund 180 000 Briefe an den Weihnachtsmann ein – und alle werden beantwortet, auf Deutsch oder in sieben anderen Sprachen. Das Krongut kann stolz darauf verweisen, dass es die einzige Filiale des Himmelpforter Postamtes ist. Was offenbar von den Besuchern honoriert wird: Schon am Sonnabend musste der Weihnachtsmann einen Postsack mit rund 300 Briefen, mitnehmen. Und es werden wohl noch viele mehr werden, denn Krongut-Geschäftsführer Gathof erwartet bis zum 28. Dezember mindestens 80 000 Besucher auf dem Bornstedter Weihnachtsmarkt: „So viele waren es im letzten Jahr, es wäre schön, wenn wir diese Zahl wieder erreichen würden.“ Geboten wird für 2 Euro pro Tageskarte und 4 Euro pro Dauerkarte – Kinder bis zehn Jahre haben freien Eintritt – an 35 Buden ein anspruchsvolles Sortiment aus Kunsthandwerk und Brandenburger Spezialitäten. Als der Weihnachtsmann seine Tour über das Krongut beendet hatte, war der Hubschrauber längst wieder in die Luft gestiegen. Ob Rudolph, das Rentier mit der roten Nase, seinen Schnupfen da schon auskuriert hatte und den Chef standesgemäß per fliegendem Schlitten abholen konnte?

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