Von Anja Sokolow: Hügelland mit eigenwilliger Ästhetik Detlef Graf von Schwerin saniert Familienbesitz
Bülowssiege - Als Detlef Graf von Schwerin 1982 zum ersten Mal nach Jahrzehnten den ehemaligen Familienbesitz, das Vorwerk Bülowssiege (Uckermark), besuchte, nagten Abrissbagger an den Dächern der Schafställe. Noch heute bieten die seitdem nicht überdachten Feldsteinmauern einen ungewöhnlichen Anblick.
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Bülowssiege - Als Detlef Graf von Schwerin 1982 zum ersten Mal nach Jahrzehnten den ehemaligen Familienbesitz, das Vorwerk Bülowssiege (Uckermark), besuchte, nagten Abrissbagger an den Dächern der Schafställe. Noch heute bieten die seitdem nicht überdachten Feldsteinmauern einen ungewöhnlichen Anblick. Liebevoll saniert hingegen ist das übrige Ensemble, bestehend aus Gutshaus, Scheune und Nebengebäuden. Die gesamte Anlage liegt idyllisch eingebettet in einer hügeligen Endmoränenlandschaft in der Nähe von Fürstenwerder (Uckermark).
Der heutige Hausherr, damals noch Polizeipräsident von Potsdam, hat das alte, nach dem Krieg von Flüchtlingsfamilien bewohnte und durch eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) genutzte Anwesen im Jahr 1997 zurückerworben. Von Schwerin, dessen Vater 1944 als Widerstandskämpfer von den Nationalsozialisten ermordet wurde, hat nur die ersten sechs Wochen seiner Kindheit in Bülowssiege gelebt. Seine Kindheit verbrachte er im nahe gelegenen Göhren. Später zog die Familie nach Lüneburg.
Gemeinsam mit seiner Frau Kerrin organisierte Detlef Graf von Schwerin die Sanierung der Gebäude. Unterstützt wurde das Paar von der zuständigen Denkmalbehörde, der Stiftung Denkmalschutz und der Oetker-Stiftung. Als „architektonisch besonders reizvoll und zugleich prägend für den Gesamtcharakter der Anlage“ bezeichnet Denkmalschützer Axel Kempert das reiche, neogotische Dekor an den Giebelseiten der Gebäude. Die Verzierungen, wie Spitzbogenblenden, seien an ländlichen Gebäuden in der Mark nur selten anzutreffen, sagte der Sachgebietsleiter in der Unteren Denkmalschutzbehörde Prenzlau. „Der Dekor verleiht der Anlage einen eigenwilligen ästhetischen Reiz und macht sie zugleich als bedeutendes Zeugnis der romantischen Architekturströmung kenntlich.“ Der hufeisenförmig angelegte Gebäudekomplex ist im Sommer immer wieder Ziel von Ausflüglern sowie Veranstaltungsort. Jährlich organisieren die Eheleute Konzerte und Lesungen in der ausgebauten Scheune.
Detlef Graf von Schwerin plant indes in einem ehemaligen Pferdestall ein Museum zur Geschichte des Anwesens. Der Urgroßvater des heutigen Hausherrn, der preußische Offizier Graf Hermann von Schwerin, hat das Vorwerk zu seinem nahe gelegenen Rittergut Wolfshagen 1829 nach den Plänen von David Gilly bauen lassen und gab ihm den Namen Frieden. Eine eiserne Namensplakette in einer zum Gutshaus führenden Treppenstufe weist darauf hin. 1833 wurde das Vorwerk in Erinnerung an den preußischen General der Befreiungskriege, Freiherr von Bülow, in „Bülowssiege“ umbenannt. Wann die Geschichtsausstellung eröffnet wird, kann Detlef Graf von Schwerin noch nicht abschätzen. Er ist als Leiter des Zentrums für Zeitgeschichte an der brandenburgischen Polizei-Fachhochschule in Oranienburg (Oberhavel) vielbeschäftigt. Auch am Vorwerk selbst gibt es immer etwas zu tun. Irgendwann sollen auch die dachlosen Schafställe genutzt werden. Nach englischem Vorbild der „walled gardens“ wollen die Eigentümer ummauerte Gärten anlegen.
Anja Sokolow
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