Landeshauptstadt: „Hundertprozentiger Niemeyer“
Die Verhandlungsführer sind euphorisch, die Linkspartei fühlt sich als Sieger
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Die Pläne für ein Niemeyer-Bad am Brauhausberg werden neu geprüft. Euphorie machte sich daher gestern unter den Verhandlungsführern der Stadt, Stadtwerke- Chef Peter Paffhausen und Bürgermeister Burkhard Exner (SPD), breit. Denn Brandenburgs Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) hat der Stadt gestern in einem Schreiben mitgeteilt, dass die Landesinvestitionsbank (ILB) künftig wieder die Prüfung der Badpläne vornehme. Als ausschlaggebend dafür galt laut Exner die Frage: „Wie komme ich zu einem marktüblichen Preis für ein marktübliches Freizeitbad?“ – die die Stadt habe beantworten können. Denn die jetzt für den Neubau angesetzten Kosten übersteigen nicht mehr die Kosten für einen zuletzt alternativ vorgelegten Neubauplan eines anderen Bades.
Insgesamt strich der Beraterstab der Stadtwerke, die sich dafür noch zwei weitere externe Mitwirkende heranzogen, die Pläne um 3,5 Millionen Euro zusammen und machten somit passend, was passend sein soll. 29,7 Millionen Euro für den Neubau, drei Millionen für die Sanierung der bestehenden Schwimmhalle. 80 Prozent des Geldes soll der Steuerzahler übernehmen, neun Millionen wollen die Stadtwerke geben. An Funktionalität sei jedoch nicht gespart worden, so Paffhausen. Und: „Die Gäste werden die Veränderungen nicht sehen.“ Anstatt Beton werde nun ein System verwendet, dass wie Beton aussehe, aber kein Beton ist, so Paffhausen. Auch die neue Dachkonstruktion über der alten Schwimmhalle, die einst aus Stahl geplant war, soll nun als Holzverbundsystem errichtet werden. Das allein würde eine halbe Million Euro einsparen. Auch Fußböden werden anders gestaltet – ob nun als Strandbad oder mit einfacheren Fließen ließ er gestern offen. Zudem seien erneut Veränderungen an den Fenstern vorgenommen und weitere kleine Streichpositionen in vier vollen Ordnern ausgearbeitet worden.
Die neuen Pläne sollen in den nächsten Tagen der Landesbank als Prüf- und Bewilligungsbehörde übergeben werden. Exner und Paffhausen hoffen auf eine Förderzusage im Oktober, auf den Baustart im Sommer 2007 und die Eröffnung des neuen Stadtbades im Jahr 2009. Dass dies nun zum Erfolg für ein lange geplantes und mit viel Kritik begleitetes Bauvorhaben vis á vis vom Hauptbahnhof führen wird, davon sind Exner und Paffhausen inzwischen fast überzeugt. „Die Hürde Wirtschaftsministerium ist genommen“, sagte Burkhard Exner gestern vor den Stadtverordneten im Hauptausschuss.
Die ILB betrachtete bereits für den früheren Antrag der Stadt – den das Wirtschaftsministerium kritisch sah und letztendlich so nicht durchgehen ließ – „alle Kriterien einer Förderung als erfüllt an“, hatte Finanzminister Rainer Speer (SPD) in Reaktion auf die damalige Absage des Wirtschaftsministers erklärt. Er distanzierte sich als Mitglied der Landesregierung von der „nach meinem Empfinden stimmungsgeleiteten Vorgehensweise“, teilte Speer damals mit. Denn die Investition entspräche der Philosophie der Landesregierung starke Orte zu stärken.
Das Wirtschaftsministerium wies jedoch immer wieder darauf hin, dass erst ein Gutachten aus dem Finanzministerium zu einer genaueren Überprüfung geführt habe. Das attestierte dem Bauvorhaben architektonische Mehrkosten in Millionenhöhe. „Der niemeyerbedingte Aufschlag wurde nun heruntergerechnet“, sagte Hans-Jürgen Scharfenberg (Linkspartei.PDS) im Hauptausschuss. Er konnte sich dennoch als Sieger fühlen, denn seine Fraktion habe von Beginn an eine Höchstinvestition von 30 Millionen Euro für den Badbau gefordert. Das war zunächst abgelehnt worden, weil ein Niemeyer für den Preis nicht zu haben sei. Nun versicherte Paffhausen, es sei „noch ein hundertprozentiger Niemeyer“.
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