Landeshauptstadt: Hüpfen, rennen, werfen
Schwimmunterricht, Sportwettkämpfe, Yogakurse: Bewegen sich Potsdams Kitakinder genug?
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Leo ist der Sieger und alle anderen auch. Dass ist den Kindern aus Leos Kindergartengruppe klar. Zwölf Vierjährige reißen ihre Arme hoch und jubeln. Immerhin haben sie gerade einen Ball geworfen. Leo sogar zehn Meter weit. Das ist viel für ein so kleines Kind, findet die Kindergärtnerin. Aber immerhin haben sie in der Kita Sonnenschein in den vergangenen Wochen viel Weitwurf, Weitsprung und 30 Meter-Sprint geübt. Extra für den 1. Regenbogencup, den der Sportclub Potsdam gestern im Stadion am Luftschiffhafen veranstaltet hat. 15 Potsdamer Kindergärten haben daran teil genommen. Gerade einmal 15 von 81 Kindergärten insgesamt. So verteilen sich die Kindergartengruppen auf dem weitläufigen Rasen des Stadions.
Treiben die Potsdamer Kindergartenkinder zu wenig Sport? Nein, findet Sportwissenschaftlerin Annett Schmok. Sie sagt, dass sich die Kinder genügend bewegen, wenn man sie nur lässt. „Sie können gar nicht anders.“ Schmok koordiniert das brandenburgische Netzwerk „Gesunde Kita“, das Kindergärten zum Thema Sport und Ernährung berät.
Zum Beispiel die Kita Baumschule in der Geschwister-Scholl-Straße. Sie bietet ihren Kindern Akrobatik- und Yoga-Kurse und Bewegungs-Erziehung an, erklärt die Kindergarten-Leiterin der Tagesstätte, Corinna Jahn. Damit spielt die Kita in Potsdam sporttechnisch ganz vorn mit. Andere Kitas gehen mit ihren Kindern einmal in der Woche in eine Schulturnhalle oder zum Treffpunkt Freizeit für die so genannte Sportbeschäftigung. Manche bieten ihren Kindern sogar Schwimmunterricht an. Aber solche Sportkurse seien gar nicht sonderlich wichtig. „ Im Kindergarten geht es nämlich nicht darum, dass Kinder Fertigkeiten wie Schwimmen oder Radfahren lernen, das können sie auch später. In der Kita geht es darum, motorische Fähigkeiten zu erwerben“, sagt Annett Schmok.
Und das passiere ganz von selbst. Denn Kinder haben den Drang, zu klettern, zu hüpfen oder zu rennen. Man müsste ihnen nur den Rahmen dazu geben: ein Gerüst oder Bäume, einen Gang zum Rennen und am besten auch eine schiefe Ebene zum Rutschen, denn Kinder liebten es zu gleiten. Das fördere außerdem den Gleichgewichtssinn. Die meisten Kitas in Potsdam haben Spielplätze, die all das bieten.
Aber was machen die Kinder bei schlechtem Wetter? Manche Kita wie die „Baumschule“ hat einen Extra-Bewegungsraum. Gerade den älteren Kindergärten fehlen solche Räume jedoch. Aber das sei auch kein Problem, sagt Schmok. Kinder kennen nämlich kein schlechtes Wetter. Die Erzieher sollten einfach trotzdem mit ihnen rausgehen, in den Wald spazieren, in den Park oder andere Spielplätze im Kiez besuchen. Und zur Not könnten Kinder auch wunderbar über Tische und Stühle klettern und toben, erklärt die Sportwissenschaftlerin. Wichtig sei nur, dass die Kinder nicht zu viel sitzen. Das schade der Wirbelsäule, weil der Stützapparat noch nicht entwickelt ist.
Dass Potsdams Kinder sich gut bewegen können, findet auch Peter Rieger, der Chef des SC Potsdam. „Ich habe den Kindern gezeigt, wie man den Ball wirft und nach zwei, drei Versuchen konnten sie es“, sagt er. Wer nun am weitesten geworfen hat und welche Kita 2008 den Wanderpokal gewinnt, stand gestern Abend noch nicht fest. Leo und die anderen aus seiner Gruppe sind ja sowieso Sieger.
Juliane Wedemeyer
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