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Unterbrechung vom Krankenhausalltag. Beim Patientenkonzert im Bergmann-Klinikum gab es zuletzt weihnachtliche Harfenmusik.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Husten erlaubt

Die Patientenkonzerte im Klinikum sind eine gute Idee – noch kommen zu wenig Besucher aus dem Haus

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Zum Versammlungsraum des BergmannKlinikums geht es an der Kindernotaufnahme vorbei. Hier herrscht immer Betriebsamkeit, wartende Eltern und Kinder, dazwischen Schwestern und Ärzte. Wenige Meter weiter wird es ruhig, im Saal, hinter einer weit geöffneten Tür, findet am Donnerstagnachmittag das vierte Patientenkonzert in diesem Jahr statt. Die offene Tür soll zeigen: Jeder ist jederzeit willkommen oder kann den Raum verlassen, wenn er nicht mehr sitzen kann oder einem das Konzert zu lang wird. Auch Husten ist erlaubt, steht auf dem Handzettel. Ob bettlägerig oder im Rollstuhl, alle seien herzlich willkommen.

Das Weihnachtskonzert sollte eigentlich von einer Harfenistin und Bratschistin gestaltet werden, aber auch Musikerinnen können mal erkranken, man sei froh, kurzfristig Ersatz gefunden zu haben. Katharina Steinbeis ist auch Harfenistin, ihr prachtvolles Instrument ist ein Blickfang. Steinbeis ist eine Stipendiatin von „Yehudi Menuhin Live Music Now“, einem Berliner Verein, der Benefizkonzerte organisiert. Etwa 30 Konzertbesucher warten auf sie, einige davon in Rollstühlen, an der Seite stehen Rollatoren und ein Krückstock. Doch stationäre Patienten des Klinikums sind die wenigsten, viele Gäste sind Besucher oder Bewohner vom benachbarten Haus Katharina in der Leiblstraße, einem Pflegeheim. Heim-Mitarbeiterin Saskia Lück sagt, zu einem normalen Konzert zu gehen wäre unmöglich, allein der Weg wäre zu weit. Außerdem seien gerade demente Personen sehr spontan und entschieden oft erst in letzter Minute, ob sie mitkommen wollen. „Wir schätzen das Angebot des Klinikums sehr“, sagt Lück.

Auch ein Zuhörer in der ersten Reihe ist sehr angetan von den Stücken, die die Harfenistin spielt, Werke von Louis Spohr, Franz Josef Dussek, Gabriel Fauré, Glinka und natürlich Weihnachtslieder. Der Mann, ein ambulanter Patient, ist auf das Konzert aufmerksam geworden, weil er zwei Eintrittskarten in einem Adventskalender des Krankenhauses gewonnen hat. Als Begleitung hat er eine Bekannte mitgebracht: „Wir kennen uns aus der Suppenküche“, sagt die Frau und zeigt ihre Eintrittskarten.

Die waren als Anreiz gedacht, sagt Organisatorin Donata Gräfin von Brockdorff, Vereinsmitglied von „Yehudi Menuhin Live Music Now“. Denn eigentlich ist der Konzertbesuch kostenlos, Eintrittskarten braucht hier keiner. Warum dennoch nur eine Handvoll Patienten von den Stationen gekommen sind, weiß Damaris Hunsmann, Pressesprecherin der Klinik, auch nicht. Es werde genug geworben, im Haus liegen überall Flyer aus und auf dem Fernsehkanal des Hauses werde darauf aufmerksam gemacht.

Heike Ludwig, die mit ihrer Mitpatientin von der Station heruntergekommen ist, hat eher durch Zufall davon erfahren, am Aushang auf dem Flur hing ein Zettel. „Aber bis dahin muss man erstmal kommen“, sagt sie, manche sind ja bettlägerig. „Und wer schaut schon Krankenhaus-TV, wenn man selbst im Krankenhaus liegt.“ Dass es in der Klinik die ehrenamtlichen sogenannten Grünen Damen und Herren gibt, die Patienten auch von den Zimmern abholen würden, wussten sie nicht. Für das schöne Konzert hätte man ruhig mehr Werbung machen können, finden beide Frauen. Es sei eine willkommene Abwechslung, „sonst gibt es nur die Mahlzeiten oder mal ein Gespräch auf dem Flur“.

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