Interview mit Friedhelm Schatz: „Ich bereue es keine Sekunde“
Filmpark-Chef Friedhelm Schatz über Höhen und Tiefen in fünf Jahren Metropolis Halle, Herbert Grönemeyer, Bono, die Marke Babelsberg und die Entwicklung des Standorts.
Stand:
Herr Schatz, seit genau fünf Jahren gibt es die Metropolis Halle. Mit der Bambi-Verleihung und Stefan Raabs Song-Contest wurde sie schnell bekannt. Was steht denn in der nächsten Zeit an?
Im November haben wir Comedian Bülent Ceylan mit seinem Programm „Wilde Kreatürken“ und Hundeversteher Marin Rütter mit seiner Show „Der tut nix“ zu Gast. Das Konzert von Roland Kaiser am 7. Dezember ist schon fast ausverkauft. Und zum Jahresende gibt es wieder die Eisheilige Nacht mit dem Konzert von Subway to Sally. Die haben bei uns Heimrecht auf Lebenszeit. Als Vorband treten auch Lordi auf, die Grand Prix Gewinner von 2006. Friedhelm Schatz, 61, leitet seit 1993 den Filmpark Babelsberg. Seit zehn Jahren gehört ihm die Anlage. Der Filmpark hat jährlich etwa 320000 Besucher. Dass sind ja gleich mehrere große Publikumsveranstaltungen. Verbirgt sich dahinter ein Strategiewechsel?
Anfangs hatten wir nur wenige solche Veranstaltungen. Das werden wir ändern. Es soll jährlich fünf bis sechs große Konzerte geben. Wir haben festgestellt, dass es dafür einen Markt gibt. Derzeit tun wir uns im Segment der Comedians und bei der Volksmusik leichter.
Ist das ihr Musikstil?
Ich persönlich hätte mir mehr Rockkonzerte gewünscht, aber da war ich wohl zu naiv. Für die ganz großen Namen sind wir zu klein. Und wenn man bei den Bands etwas niedriger ansetzt, haben die Manager oft bedenken, dass in Potsdam ausreichen Publikum zusammenkommt. Abgesehen davon wird es bei uns auch weiterhin Messen und Kongresse geben.
Wann gibt es denn die nächste Bambi-Verleihung in der Metropolis Halle?
Schwer zu sagen. Solche Events sind ein bisschen wie ein Wanderzirkus und bleiben nicht an einem Ort. das heißt aber auch, dass sie wieder kommen können.
Also erstmal kein Gala-Abend?
Doch. Wir freuen uns sehr, dass Brandenburgs Sportler des Jahres am 14. Dezember bei uns geehrt werden. Der Sportlerball bekommt durch den Rahmen hier in Babelsberg zusätzlichen Glamour. Davon gibt es in der Halle mehr als man ahnt.
Wie meine Sie das?
Manchmal haben wir Weltstars hier und dürfen nicht darüber reden. Zum Beispiel hat im vergangenen Jahr Herbert Grönemeyer die Metroplis Halle zum Proben für seine Tour genutzt. Bono war auch dabei. Aber das kann man nicht kommunizieren. Die Künstler wollen ungestört arbeiten und wir garantieren Diskretion. Mit Elton John war es genau so.
Der Filmpark hat viel in die Halle investiert. Hat sich das ausgezahlt?
Ich bereue es keine Sekunde. Der einzige Wermutstropfen ist vielleicht, dass die Halle ein bisschen zu klein geraten ist. Zum Beispiel hätten wir gern einmal „Wetten dass?“ hier zu Gast gehabt - aber das scheiterte dann an fehlenden 200 Quadratmetern. Dennoch überwiegen die positiven Aspekte. Wirtschaftlich sind wir, alles in allem mit der Entwicklung der Halle zufrieden. Aber es gibt noch Potenzial nach oben.
Wieso sind sie so groß in das Veranstaltungsgeschäft eingestiegen?
Der Bau der Halle war für uns ein beträchtliches Investment. 10 Millionen Euro gibt man nicht einfach so aus. Aber das hatte bei uns eine Vorgeschichte seit 1994 als wir die Caligari Halle eröffnet haben. Events gehörten von Anfang an zum Konzept des Filmparks. Aus diesen Erfahrungen heraus haben wir die Entscheidung getroffen. Damals gab es in Potsdam keine Halle in dieser Größe. Viele hatten Ideen. Wir haben gebaut.
Wo lagen die Schwierigkeiten?
Wir hatten einen sehr guten Start mit mehreren großen Veranstaltungen. Danach haben wir die Verwerfungen infolge der Bankenkrise zu spüren bekommen, dass hat bei vielen Unternehmen zu einer fast hysterischen Sparsituation geführt und bei flexiblen Kosten wie für Feiern und Kongresse kann man schnell etwas einsparen. Dafür konnten wir nichts. Wir mussten unsere Ziele korrigieren. Aber es ist selbst in dieser Zeit nie bedrohlich gewesen.
Haben sich die Bedingungen seit dem verbessert?
Das war wie ein Wellental. Danach geht es aufwärts. Der Bereich Events hat eine sehr große Dynamik. Mittlerweile wird an jeder Tankstelle irgendetwas veranstaltet. Das hat große Mode. Außerdem befinden wir uns in einem sehr anspruchsvollen Umfeld mit Berlin als Konkurrenz vor der Tür.
Was tun Sie um sich durchzusetzen?
Einerseits können wir hier mit unserem Pfund wuchern. Hallen mag es viele geben, aber Babelsberg nur einmal. Außerdem überlegen wir, künftig im Sommer mehr eigene Veranstaltungen zu organisieren, wenn es weniger Firmenevents gibt.
Hat die Marke Babelsberg noch die Strahlkraft, die sie einmal hatte?
Auf jeden Fall. Babelsberg ist sogar eine ausgesprochen starke Marke und hat noch Potenzial für die Zukunft. Am meisten wirken natürlich die Studios mit ihren Filmen nach außen und sorgen für Glamour. Aber mit dem Filmpark, dem RBB, der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ und der UFA Gruppe, um nur die Großen zu nennen, ist hier immer etwas los. Es vergeht kein Tag, an dem über den Standort nicht berichtet wird. Das hilft auch uns bei der Akquise von Kunden für die Metropolis Halle. Babelsberg ist eben nicht austauschbar.
Wie hat sich der Standort entwickelt?
Ausgesprochen gut. Hier arbeiten so viele Leute wie noch nie. Der Standort hat in den letzten 20 Jahren eine Identität entwickelt. Die Konzeption ist ein Glücksfall. Im Nachhinein können wir den Franzosen, die hier 1992 eingestiegen sind, nur dankbar sein. Damals wurde das Gelände breit aufgestellt. Die Filmproduktion hat zu starke Schwankungen um so ein großes Gelände allein tragen zu können. Heute stimmen die Voraussetzungen. Logistisch ist der Standort optimal angebunden: Wir haben die S-Bahn und die Regionalbahn hier. Zur Autobahn ist es auch nur ein kurzer Weg.
Was erschwert Ihnen denn das Geschäft?
Wenn künstlich Konkurrenz geschaffen wird, zum Beispiel. Wir sind ein privatwirtschaftliches Unternehmen. Es ist nur legitim, wenn andere auch Geld verdienen wollen. Aber der Wettbewerb sollte auf Augenhöhe passieren. Man muss sehr aufmerksam sein, wenn hier im kommunalen Bereich unser Kerngeschäft berührt wird.
Sie meinen Veranstaltungsort in kommunaler Trägerschaft wie die MBS-Arena oder die Biosphäre...?
In beiden gibt es Veranstaltungen die über ihren Kernbereich hinausgehen. Ich habe das auch deutlich gesagt. In einer Sportarena sollten Wettkämpfe stattfinden. Da muss das richtige Maß gefunden werden, sonst trifft man damit auch unseren Standort. Die Stadt kann das auch nachvollziehen. Es geht ja nicht darum, dass dort gar keine Veranstaltungen stattfinden sollen, sie sollten sich aber thematisch nicht vom eigentlichen Nutzungszweck der jeweiligen Halle entfernen.
In letzter Zeit hat der Filmpark mit Immobilienprojekten von sich Reden gemacht. Ändern Sie ihr Geschäftsmodell?
Nein, der Immobilienbereich ist wichtig, aber unser Kerngeschäft bleibt der Filmpark und der Eventbereich. Es ist jedoch so, dass sich der Standort zu einem eigenen Stadtteil entwickeln wird - und daran beteiligen wir uns. Potsdam ist eine Stadt mit vielen Studenten, auch bei uns auf dem Gelände oder in der unmittelbaren Nachbarschaft, die müssen irgendwo wohnen können. Mit unserem Medien-Campus wollen wir die Bedingungen für ein urbanes Leben schaffen. Aber ich fahre trotzdem nicht ständig zu Immobilienmessen, sondern schätze das Gespräch hier vor Ort.
Die berühmte Filmkulisse „Berliner Straße“ Straße soll demnächst weichen. Ist das nicht ein Verlust?
Das ist im Filmgeschäft normal. Auf dem Gelände sind in 100 Jahren so viele Dekorationen entstanden und auch wieder abgerissen worden. Von den meisten Filmproduktionen bleibt am Ende nur die Kopie und die Erinnerung an den Inhalt an sich - hoffentlich - und das ist ja auch das wesentliche. Die Berliner Straße war von Anfang an nur für 15 Jahre konzipiert. Alle Beteiligten haben das gewusst. Die Baugenehmigung läuft zum Ende des Jahres ab. Die Studios werden nach ihren eigenen Bedürfnissen entscheiden, welche neuen Dekorationen sie brauchen. Für den Filmpark war die Berliner Straße ohnehin als Eventlocation kaum zu nutzen. Mit dem Campus wird dort nun ein neuer Kiez entstehen.
Wann wird es damit losgehen?
Wir führen derzeit konkrete Gespräche mit Investoren. Noch in diesem Jahr wollen wir alles unter Dach und Fach haben.
Die Fragen stellte Marco Zschieck
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