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Friedhelm Schatz, 61, leitet seit 1993 den Filmpark Babelsberg. Seit zehn Jahren gehört ihm die Anlage. Der Filmpark hat jährlich etwa 320 000 Besucher.

©  M. Thomas

Landeshauptstadt: „Ich bereue es keine Sekunde“

Filmpark-Chef Friedhelm Schatz über Höhen und Tiefen in fünf Jahren Metropolis-Halle, Herbert Grönemeyer, Bono, die Stärke der Marke Babelsberg und die Zukunft des Standortes

Stand:

Herr Schatz, seit genau fünf Jahren gibt es die Metropolis-Halle. Mit der Bambi-Verleihung und Stefan Raabs Song-Contest wurde sie schnell bekannt. Was steht denn in der nächsten Zeit an?

Im November haben wir Comedian Bülent Ceylan mit seinem Programm „Wilde Kreatürken“ und Hundeversteher Martin Rütter mit seiner Show „Der tut nix“ zu Gast. Das Konzert von Roland Kaiser am 7. Dezember ist schon fast ausverkauft. Und zum Jahresende gibt es wieder die Eisheilige Nacht mit dem Konzert von Subway to Sally. Die haben bei uns Heimrecht auf Lebenszeit.

Das sind ja gleich mehrere große Publikumsveranstaltungen. Verbirgt sich dahinter ein Strategiewechsel?

Anfangs hatten wir nur wenige solche Veranstaltungen. Das werden wir ändern. Es soll jährlich fünf bis sechs große Konzerte geben. Wir haben festgestellt, dass es dafür einen Markt gibt. Derzeit tun wir uns im Segment der Comedians und bei der Volksmusik leichter.

Wann gibt es denn die nächste Bambi-Verleihung in der Metropolis-Halle?

Schwer zu sagen. Solche Events sind ein bisschen wie ein Wanderzirkus und bleiben nicht an einem Ort. Das heißt aber auch, dass sie wiederkommen können.

Also erst mal kein Gala-Abend?

Doch. Wir freuen uns sehr, dass Brandenburgs Sportler des Jahres am 14. Dezember bei uns geehrt werden. Der Sportlerball bekommt durch den Rahmen hier in Babelsberg zusätzlichen Glamour. Davon gibt es in der Halle mehr, als man ahnt.

Wie meinen Sie das?

Manchmal haben wir Weltstars hier und dürfen nicht darüber reden. Zum Beispiel hat im vergangenen Jahr Herbert Grönemeyer die Metropolis-Halle zum Proben für seine Tour genutzt. Bono war auch dabei. Aber das kann man nicht kommunizieren. Die Künstler wollen ungestört arbeiten und wir garantieren Diskretion. Mit Elton John war es genauso.

Der Filmpark hat viel in die Halle investiert. Hat sich das ausgezahlt?

Ich bereue es keine Sekunde. Der einzige Wermutstropfen ist vielleicht, dass die Halle ein bisschen zu klein geraten ist. Zum Beispiel hätten wir gern einmal „Wetten dass?“ hier zu Gast gehabt – aber das scheiterte dann an fehlenden 200 Quadratmetern. Dennoch überwiegen die positiven Aspekte. Wirtschaftlich sind wir alles in allem mit der Entwicklung der Halle zufrieden. Aber es gibt noch Potenzial nach oben.

Wieso sind Sie so groß in das Veranstaltungsgeschäft eingestiegen?

Der Bau der Halle war für uns ein beträchtliches Investment. Zehn Millionen Euro gibt man nicht einfach so aus. Aber das hatte bei uns eine Vorgeschichte seit 1994, als wir die Caligari-Halle eröffnet haben. Events gehörten von Anfang an zum Konzept des Filmparks. Aus diesen Erfahrungen heraus haben wir die Entscheidung getroffen. Damals gab es in Potsdam keine Halle in dieser Größe. Viele hatten Ideen. Wir haben gebaut.

Wo lagen die Schwierigkeiten?

Wir hatten einen sehr guten Start mit mehreren großen Veranstaltungen. Danach haben wir die Verwerfungen infolge der Bankenkrise zu spüren bekommen. Das hat bei vielen Unternehmen zu einer fast hysterischen Sparsituation geführt. Und bei flexiblen Kosten wie für Feiern und Kongresse kann man schnell etwas einsparen. Dafür konnten wir nichts. Wir mussten unsere Ziele korrigieren. Aber es ist selbst in dieser Zeit nie bedrohlich gewesen.

Haben sich die Bedingungen seitdem verbessert?

Das war wie ein Wellental. Danach geht es aufwärts. Der Bereich Events hat eine sehr große Dynamik. Mittlerweile wird an jeder Tankstelle irgendetwas veranstaltet. Das hat große Mode. Außerdem befinden wir uns in einem sehr anspruchsvollen Umfeld mit Berlin als Konkurrenz vor der Tür.

Was tun Sie, um sich durchzusetzen?

Einerseits können wir mit unserem Pfund wuchern. Hallen mag es viele geben, aber Babelsberg nur einmal. Außerdem überlegen wir, künftig im Sommer mehr eigene Veranstaltungen zu organisieren, wenn es weniger Firmenevents gibt.

Hat die Marke Babelsberg noch die Strahlkraft, die sie einmal hatte?

Auf jeden Fall. Babelsberg ist sogar eine ausgesprochen starke Marke. Am meisten wirken natürlich die Studios mit ihren Filmen nach außen und sorgen für Glamour. Aber mit dem Filmpark, dem RBB, der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ und der UFA-Gruppe, um nur die Großen zu nennen, ist hier immer etwas los. Es vergeht kein Tag, an dem über den Standort nicht berichtet wird.

Wie hat sich der Standort entwickelt?

Ausgesprochen gut. Hier arbeiten so viele Leute wie noch nie. Der Standort hat eine Identität entwickelt. Die Konzeption ist ein Glücksfall. Im Nachhinein können wir den Franzosen, die hier 1992 eingestiegen sind, nur dankbar sein. Damals wurde das Gelände breit aufgestellt. Die Filmproduktion hat zu starke Schwankungen, um so ein großes Gelände allein tragen zu können.

Was erschwert Ihnen denn das Geschäft?

Wenn künstlich Konkurrenz geschaffen wird, zum Beispiel. Wir sind ein privatwirtschaftliches Unternehmen. Es ist legitim, wenn andere auch Geld verdienen wollen. Aber der Wettbewerb sollte auf Augenhöhe passieren. Man muss sehr aufmerksam sein, wenn hier im kommunalen Bereich unser Kerngeschäft berührt wird.

Sie meinen Veranstaltungsorte in kommunaler Trägerschaft wie die MBS-Arena oder die Biosphäre...?

In beiden gibt es Veranstaltungen, die über ihren Kernbereich hinausgehen. Ich habe das auch deutlich gesagt. In einer Sportarena sollten Wettkämpfe stattfinden. Da muss das richtige Maß gefunden werden, sonst trifft man damit auch unseren Standort. Die Stadt kann das auch nachvollziehen.

In letzter Zeit hat der Filmpark mit Immobilienprojekten von sich Reden gemacht. Ändern Sie Ihr Geschäftsmodell?

Nein, der Immobilienbereich ist wichtig, aber unser Kerngeschäft bleibt der Filmpark und der Eventbereich. Es ist jedoch so, dass sich der Standort zu einem eigenen Stadtteil entwickeln wird – und daran beteiligen wir uns. Potsdam ist eine Stadt mit vielen Studenten, auch bei uns auf dem Gelände oder in der unmittelbaren Nachbarschaft, die müssen irgendwo wohnen können.

Die berühmte Filmkulisse „Berliner Straße“ soll demnächst weichen. Ist das nicht ein Verlust?

Das ist im Filmgeschäft normal. Auf dem Gelände sind in 100 Jahren so viele Dekorationen entstanden und auch wieder abgerissen worden. Von den meisten Filmproduktionen bleibt am Ende nur die Kopie und die Erinnerung an den Inhalt an sich – hoffentlich – und das ist ja auch das Wesentliche. Die Berliner Straße war von Anfang an nur für 15 Jahre konzipiert. Alle Beteiligten haben das gewusst. Die Baugenehmigung läuft zum Ende des Jahres ab. Mit dem Campus wird dort nun ein neuer Kiez entstehen.

Wann wird es damit losgehen?

Wir führen derzeit konkrete Gespräche mit Investoren. Noch in diesem Jahr wollen wir alles unter Dach und Fach haben.

Die Fragen stellte Marco Zschieck

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