Landeshauptstadt: „Ich bin auch Exhibitionist“
Uwe Schmidt, Spielleiter der Espengrund-Theatergruppe „Muckefuck“, tritt ab
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Einen Vorhang gibt es eigentlich nicht im Nikolaisaal. Und doch ist gestern einer gefallen. Für Uwe Schmidt. Mit dem Musical „Grease“ verabschiedet sich der einstige Lehrer für Darstellendes Spiel und Oberstufenkoordinator des Espengrund-Gymnasiums aus Potsdams Schultheaterlandschaft. „Es wird schlimm“, ist sich Schmidt kurz vor der letzten Vorstellung sicher. Erst einmal hat er auf der Bühne Tränen vergossen, nach „Linie 1“, seinem größten Erfolg. Ähnlich werde seine Gemütslage nach dem „letzten Vorhang“ sein, vermutet er.
„So erfolgreich wie möglich, so öffentlich wie möglich“, beschreibt der 45-jährige Familienvater seine Regie-Maxime. Die sich freilich erst entwickelt hat. Beim Start vor 14 Jahren in der Schulturnhalle stand das Improvisierte im Vordergrund; mit zwei Hochsprungständern und einer Stange mit übergeworfenem Laken als Vorhang. „Wir hatten kein Geld, und die Akzeptanz des Fachs ließ selbst unter Lehrern zu wünschen übrig“, erinnert sich Schmidt. Stärker noch: „Die haben mich nicht für voll genommen.“ Nun erst recht, hatte sich Schmidt gedacht. Und gibt auch zu: „Ich genieße es natürlich, meinen Namen auf der Bühne zu hören. Diese Kicks haben mich angespornt.“
So schuf Schmidt eine Schultheatertradition, die in Potsdam ihresgleichen sucht. Der Name „Muckefuck“ steht mittlerweile für opulentes, großes, auch mal größenwahnsinniges, (semi)professionelles Theater. Das ihm selbst immer mehr Spaß und Freude, auch bei der Anerkennung und Würdigung seiner selbst gebracht hat. „Ich bin eben auch Exhibitionist“, gesteht er.
Doch das aktive Theaterspielen musste er aufgeben. Zu groß wurden „Nebensächlichkeiten“, wie Vertragsabsprachen und die Organisation des „Apparates, den ich zugegebenermaßen selbst aufgeblasen habe“. Hin und wieder gab es dafür Kritik: zu aufwändig seien die Aufführungen für ein Schultheater. Schmidt ignorierte Einwände, denn jede Aufführung war umjubelt. „Kein Stück war eine Pleite“, meint er. Ein wenig Verklärung am Ende sei gestattet, natürlich gab es Licht und Schatten in der Vergangenheit.
Uwe Schmidt wechselte im Sommer 2005 als Schulrat ins Staatliche Schulamt. Freiwillig und um des würdigen Abschlusses wegen führte er seine letzte Regiearbeit zu Ende. „Der Abschied fällt schwer, ich bin mit Schule und Muckefuck verwurzelt“, sagt Schmidt. Immerhin, das Siegel „Muckefuck“ bleibt erhalten. „Ich werde interessiert und intensiv die Entwicklung verfolgen“, so Schmidt. Mindestens zwei Jahre sind der Schultheatergruppe noch vergönnt, ehe das Espengrund-Gymnasium geschlossen werden soll. „Spätestens dann zur allerletzten Vorstellung“, witzelt Schmidt, „erwarte ich, zum Muckefuck-Ehrenmitglied ernannt zu werden.“ Kaum notwendig, als quasi Gründungsvorsitzender hat er das wichtigste Ehrenamt schon inne.
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