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Sport: „Ich bin eine China-Expertin“

Potsdams Torfrau Nadine Angerer steht morgen vor ihrem siebenten Länderspiel gegen die Chinesinnen

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Potsdams Torfrau Nadine Angerer steht morgen vor ihrem siebenten Länderspiel gegen die Chinesinnen In Herzogenaurach bereitet sich gegenwärtig Frauenfußball-Weltmeister Deutschland unter Bundestrainerin Tina Theune-Meyer mit einem Lehrgang auf das Länderspiel am Donnerstag in Fürth gegen China (18 Uhr, Playmobilstadion, live in der ARD) und langfristig auf die Olympischen Spiele in Athen vor. Zu den sechs für diese Partie nominierten Potsdamer Turbine-Kickerinnen (siehe Kasten) gehört Torhüterin Nadine Angerer (25), die bisher 28 A-Länderspiele bestritt. Wie sieht der Lehrgangsalltag in Herzogenaurach aus? Eigentlich wie jeder Lehrgang. Außerdem gibt es einige Sponsortermine bei adidas. Heute abend haben wir ein offizielles Essen bei adidas und morgen eine Veranstaltung im Hause des Unternehmens. Ansonsten trainieren wir, und wir üben ein neues System ein. Was für ein System? (lacht) Das werde ich jetzt natürlich nicht verraten. Ist es für Sie von Vorteil, Ihren Heimtrainer Dirk Heinrichs diesmal als Torwarttrainer bei der Nationalmannschaft zu haben? Natürlich, obwohl er alle Torhüterinnen gleich behandelt. Abe ich arbeite gern mit ihm zusammen und bin froh, ihn diese Woche hier zu haben. Es heißt, am Donnerstag gegen China würde Nadine Angerer das Tor hüten Es gibt noch keine offizielle Aussage von Tina Theune-Meyer, aber es läuft darauf hinaus, dass ich im Tor stehen werde. Was wird denn gegen die Chinesinnen möglich sein? Es wird schwer, denn China gehört zu den stärksten Nationen im Frauenfußball. Allerdings ist die Mannschaft derzeit schwer einzuschätzen, weil sie umgemodelt wurde und auch einen neuen Trainer hat. Das Spiel wird, denke ich, eine Standortbestimmung sowohl für uns als auch für die Chinesinnen werden. Ich hoffe, wir spielen hinten zu Null und schießen vorn ein, zwei Tore. Wird das von Ihnen erwähnte neue System gegen China zu begutachten sein? Keine Ahnung. Ich weiß nicht, ob die Bundestrainerin das am Donnerstag nach so kurzer Übungszeit schon machen wird. Sie selbst haben schon sechsmal gegen China gespielt. An welche Partie erinnern Sie sich dabei am liebsten? Meine schrecklichste Erinnerung an die Chinesinnen ist mein erstes Länderspiel gegen sie im März 1997 in Euskirchen. Wir spielten damals 2:2, ich war neunzehn und es war eine Katastrophe, denn ich habe ganz schlecht gehalten; das war nicht mein Tag. Das letzte Spiel gegen China vor der WM – das ging auch 2:2 aus – lief dagegen gut, da habe ich gut gehalten. Sie haben gegen die Chinesinnen sogar schon als Feldspielerin gekickt. Richtig, das war in einem Vorbereitungsspiel vor knapp drei Jahren in Augsburg. Tina (Theune-Meyer/d. Autor) hatte eine halbe Stunde vor Schluss schon alle möglichen Spielerinnen eingewechselt, um jeden zu sehen. Dann aber hat sich noch Jaenette Götte verletzt und auf der Bank saß nur noch ich. Da habe ich zwanzig Minuten gegen die Chinesinnen auf dem Feld gespielt. Ich glaube, ich bin eine China-Expertin. Mit dem FFC Turbine Potsdam wurden Sie zweimal Deutscher Vizemeister, jetzt sind Sie mit Ihrem Verein auf Titelkurs – sehen Sie sich mittlerweile schon als Deutschlands Torfrau Nummer eins vor Silke Rottenberg? Nein, aber der Abstand zwischen Silke und mir wird immer kleiner. Sie hat ihre große Erfahrung von 90 Länderspielen als Vorteil, aber von der sportlichen Seite her ist nicht mehr viel Unterschied zwischen uns beiden. Silke ist eine gute Torhüterin, aber ich werde weiterhin Gas geben, um sie abzulösen. Wie würden Sie angesichts dieses Konkurrenzkampfes Ihr persönliches Verhältnis zueinander bezeichnen? Wir hängen generell nicht oft zusammen, weil wir privat vom Charaktertyp her völlig unterschiedlich sind. Silke ist eher ein introvertierter Mensch, ich sehe mich eher als extrovertiert. Das ist unser Hauptunterschied. Ist jetzt beim Lehrgang der DFB-Auswahl auch schon das Bundesliga-Spitzenspiel Potsdam gegen FFC Frankfurt am Sonntag ein Thema? Natürlich, wir unterhalten uns mit den Frankfurterinnen, mit denen wir uns recht gut verstehen, bereits darüber. Und beide Seiten freuen sich schon auf den Sonntag. Dass der FFC Frankfurt letzten Sonnabend gegen Freiburg zwei Punkte verlor, wurmt ihn natürlich sehr. Und es wäre der größte Fehler zu glauben, dass er jetzt verunsichert wäre. Birgit Prinz beispielsweise ist ein Typ, der sagt: Jetzt erst recht. Die Frankfurterinnen sind sehr aggresiv und wollen den Fauxpas in Potsdam wieder wettmachen. Wir werden uns also auf einen starken Gegner einstellen müssen. Denken Sie selbst auch schon an den kommenden Sonntag? Ich freue mich schon seit Wochen auf das Spitzenspiel. Jetzt konzentriere ich mich erst einmal auf China – und nach dem Abpfiff dann auf Frankfurt. Das Interview führte Michael Meyer

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