Etwas HELLA: Ich freu mich schon drauf. Ende.
Eine barsche Männerstimme lässt die Fahrgäste in der Straßenbahn zusammenzucken. Käme noch ein bisschen unheilschwangere Musik dazu, man wüsste sofort– der Weltuntergang ist nahe.
Stand:
Eine barsche Männerstimme lässt die Fahrgäste in der Straßenbahn zusammenzucken. Käme noch ein bisschen unheilschwangere Musik dazu, man wüsste sofort– der Weltuntergang ist nahe. Bei der Ansage, die markig mit, „Hier spricht die Leitstelle des Verkehrsbetriebes“ beginnt, wird aber auf jeglichen Zierrat verzichtet. Keine Anrede, keine Bitte um Nachsicht, kein Gruß auf den zu erwartenden beschwerlichen Weg. Was dann allerdings angekündigt wird, ähnelt dem Weltuntergang. Wasserrohrbruch. Bei solch an falscher Stelle sprudelnden Quellen brechen schon mal Schlünde auf und verschlingen ganze Autos wie Anfang des Jahres in Drewitz oder man kann in Rohrverlegungsabgründe blicken, die schlimmer aussehen als der Vorhof zur Hölle.
Diesmal gab es in der Friedrich-Ebert- Straße aber nur ganz gewöhnliche Wasserrohrbrüche. Und eigentlich ist man die schon gewohnt, es gibt so zwei, drei pro Jahr. Da ist Routine angesagt, gepaart mit erstaunlichem Service. Damit niemand verdurstete oder ungewaschen am Tisch sitzen musste, bis das Wasser wieder aus der Leitung floss, wurden sogar Trinkwasserbeutel verteilt. Den Mann in der Verkehrsleitzentrale muss die Nachricht, dass sein Wochenende verpatzt ist, jedoch zu einem ungünstigen Zeitpunkt erwischt haben. Oder er hatte sowieso schlechte Laune. Er verkündete den Wasserrohrbruch wie eine wilde Drohung. Zwei Wochen lang wird nun Schienenersatzverkehr gefahren. Ende. Ein Glück, dass die Weltuntergangsstimme das Ende auch noch angesagt hat, sonst würde ich weiter auf noch schlimmere Nachrichten warten. So konnte ich mich sofort ölsardinenartig in einen der Schienenersatzverkehrsbusse quetschen. Ende.
Wenn diese Zwischenübung vorbei ist, aber bitte nicht übermütig werden. Für 2013 ist nämlich die Gesamtsanierung der Friedrich-Ebert-Straße angekündigt mit neuen Rohren, neuem Straßenbelag und neuen Schienen für die Tram. Es wäre bestimmt ein Entgegenkommen der Wasserrohre gewesen, wenn sie bis dahin dicht gehalten hätten, aber selbst der Umgang mit Straßensperrungen und Schienenersatzverkehr will geübt sein. Sonst wird bloß wieder herumgemeckert, wenn etwas mal nicht so richtig klappt – siehe S-Bahn. Zwei, drei Jahre Bauarbeiten in der Friedrich-Ebert-Straße sind doch wirklich eine schöne Herausforderung. Man kommt früher aus dem Haus, übt seine Improvisationsfähigkeiten und kann im Chor schimpfen. Das eint. Wenn jemand nach dem Weg fragt, darf man ruhig in strammem Ton mit „Hier spricht ein Urpotsdamer“ beginnen. Damit niemand lange herumsülzt, wird der Auskunft ein „Ende“ angefügt. Ich freu mich schon drauf. Ende.H. Dittfeld
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: