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INTERVIEW: „Ich glaube, wir schaffen’s“

Herr Schirmer, das Volksbegehren ist in der letzten Runde. In Potsdam wurden fast 8000 Stimmen gesammelt.

Stand:

Herr Schirmer, das Volksbegehren ist in der letzten Runde. In Potsdam wurden fast 8000 Stimmen gesammelt. Haben Sie auf mehr gehofft?

Naja, schon. Wenn man davon ausgeht, dass Potsdam 109 000 Wahlberechtigte hat, hätte man denken können, dass mehr dazustoßen. Wir haben allerdings auch ein großes Problem: Der Flughafen ist nicht aktiv. Die Bürger wissen noch gar nicht, was auf sie zukommt. Wenn die Flugzeuge hier schon drüber fliegen würden, hätten wir viel mehr Potsdamer, denen klar ist, was das bedeutet. Viele denken leider immer noch, das betrifft mich nicht und Potsdam ist weit weg.

In der Stadt ist es vielerorts ohnehin laut, da spielt der zusätzliche Fluglärm womöglich gar keine Rolle?

Es kommt drauf an, wo man wohnt. Wenn man an einer Ausfallstraße wohnt, dann spielt der Fluglärm eine untergeordnete Rolle. Aber Potsdam ist eine Stadt im Grünen. Die meisten haben Wohnungen, die vom Auto- oder Bahnverkehr nicht betroffen sind. Potsdam ist eine sehr ruhige Stadt und da spielt Fluglärm eine Rolle. Ich persönlich habe das in Frankfurt am Main kennengelernt: Wenn ständig ein Flugzeug vorbeikommt, wird es wirklich unangenehm. Bei den Anflügen auf Schönefeld wird das auch hier in Potsdam so der Fall sein. Die Flugzeuge werden dann wie an einer Perlenschnur aufgereiht über die Stadt fliegen. Dann wird es wirklich laut. Wenn man das nicht selbst einmal am eigenen Leib gespürt hat, dann kann man sich das nicht vorstellen.

Aber wenn das so kommen wird, warum muss die Initiative in Potsdam am Ende doch noch um die letzten nötigen Stimmen bangen?

Was heißt bangen? Es geht nicht nur um Potsdam, sondern das Volksbegehren insgesamt. Das braucht 80 000 Stimmen in Brandenburg. Die Regionen, die besonders betroffen sind, haben eine hohe Beteiligung gehabt. Potsdam liegt nicht direkt am Flughafen, insofern ist die Beteiligung entsprechend geringer. Wir sind trotzdem zufrieden. Uns war klar, dass wir nicht 15 000 oder 20 000 Stimmen kriegen. Wir wussten, wenn wir gut sind, bekommen wir 5000 Stimmen. Jetzt sind wir bei fast 8000. Das ist wirklich gut.

Ihre Helfer sind sehr engagiert und sehr motiviert, einige Potsdamer sagen sogar die Helfer sind übermotiviert. Manch einer fühlt sich gar bedrängt. Haben Sie auch Fehler gemacht?

Es ist immer sehr schwierig, es allen Recht zu machen. Es ist eine gewisse Motivation notwendig, um auf die Leute zugehen zu können. Die meisten haben das nicht als störend empfunden. Nur einige sagen, das stört mich. Die Alternative wäre gewesen, man geht gar nicht auf die Leute zu. Dann hätte das viel weniger gebracht. Man geht immer ein gewisses Risiko ein, dass die Leute sich bedrängt fühlen.

Inwieweit sind Sie sich sicher, dass sie ausreichend Stimmen sammeln?

Wir sind echt motiviert. Ich glaube, wir schaffen’s. Es wäre für Brandenburg eine tolle Sache, wenn wir erstmals ein Volksbegehren durchbekommen. Das hat auch eine politische Stimme. Da kann man nicht einfach drüber hinwegschauen. Deshalb ist es wichtig, dass wir das schaffen und wir schaffen das.

Das Interview führte Tobias Reichelt

Lutz Schirmer ist Sprecher der Bürgerinitiative „Schützt Potsdam“. Der Verein ging aus der BI „Weltkulturerbe Potsdam“ hervor und hat sich im März 2011 gegründet.

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