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Landeshauptstadt: „Ich würde wohl rülpsen“

Heute steigt das „Popstars“-Finale mit Nik aus Brieselang: Was junge Potsdamer über Casting-Shows denken

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Moritz Heiland ist genervt. „Am Dienstag musste ich mir mit meiner Schwester das Halbfinale von Popstars antun“, sagt der 13-jährige Potsdamer Schüler. Castingshows wie eben „Popstars – Du & Ich“ kann er nur bedingt ertragen.

Ganz anders sieht es bei Pauline Leisering aus. Auch sie ist 13 Jahre alt, geht mit Moritz auf eine Schule – und auch sie hat am Dienstagabend „Popstars“ auf ProSieben gesehen. Das Halbfinale der Sendung stand an, drei Pop-Duos kämpften um den Einzug ins Finale. Und Pauline fieberte mit. „Ich habe sogar für meine Favoriten angerufen.“

Ihre Stimme gab sie den Gewinnern des Abends: Das Duo Elif Demirezer und Niklas ’Nik’ Dennin. Mehr als 50 Cent hat Pauline für den Anruf gezahlt. Doch das bereut sie nicht: „Ich habe mich total gefreut, als sie ins Finale gewählt wurden.“

Elif und Nik gelten als Favoriten der inzwischen achten „Popstars“-Staffel, deren Finale am heutigen Donnerstagabend in Oberhausen im Ruhrgebiet stattfindet. Elif und Nik stammen aus der Region Berlin-Brandenburg: Die 16-Jährige kommt direkt aus der Hauptstadt. Und der 18-Jährige wohnt in Brieselang, einem Städtchen in Brandenburg, 25 Kilometer entfernt von Potsdam.

Gerade die Geschichte von Nik klingt spannend. Er startete völlig ohne Ambitionen: Nach einer verlorenen Wette hatte Nik sich bei „Popstars“ bewerben müssen. 5200 Mitbewerber später muss er laut Zeitungsberichten inzwischen Autogramme an seiner Schule geben, Mädchen aller Klassen kichern, wenn sie ihn sehen. Ein Phänomen, das steigerungsfähig ist, falls Nik bei „Popstars“ gewinnen sollte.

Felix Niekisch versteht solche Aufregung nicht. „Solche Shows sind nicht so mein Fall“, sagt der 16-jährige Schüler aus Potsdam. Und daran teilnehmen würde er auch nie. Dennoch glaubt er, dass Castingshows für Jugendliche wie Nik oder Elif durchaus ein Sprungbrett zum richtig großen Erfolg sein können. „Wichtig ist nur, ob diese Chance auch richtig genutzt wird.“

Besonders die ersten Staffeln der Show brachten ihren Kandidaten viel Ruhm ein, Bands wie „No Angels“ oder „Bro’Sis“ waren äußerst erfolgreich und verkauften Millionen Alben.

Die Potsdamer Schülerin Michelle Duchow ist dennoch skeptisch. Deutsche Castinggewinner sind dem Druck der Öffentlichkeit nicht gewachsen sind und können daher den internationalen Durchbruch nicht schaffen, glaubt die 12-Jährige. Dennoch mag sie Fernsehsendungen wie „Germany’s Next Topmodel“, „Supertalent“ oder „Popstars“. „Ich finde es toll, dass die Kandidaten so abwechslungsreich sind“, sagt Michelle Duchow. Auch für ihre Favoriten anrufen würde sie gern – doch das sei ihr noch nicht erlaubt, erzählt Michelle.

Die Shows sind für die Sender auch ohne diese Anrufe immer noch ein gutes Geschäft, Millionen Zuschauer sehen zu – allerdings mit leicht sinkender Tendenz. Und immer wieder gibt es Kritik, auch von Kandidaten selber. „Wer nicht mindestens ein schweres Schicksal hat, das sich kamerawirksam ausschlachten lässt, der hat kaum eine Chance“, sagt mit Markus Grimm einer der früheren Kandidaten. Andere kritisieren, die Kandidaten seien zu jung für so viel öffentlichen Druck.

Und wieder andere finden, das Shows wie Popstars schlicht langweilig sind. So geht es Lena Ratmann. „Die Sänger haben nie etwas Besonderes an sich, dass sie für andere interessant machen würde.“ Deswegen sei ihr auch völlig egal, wer am Ende gewinnen würde, erklärt die 15-jährige Potsdamerin. „Ich finde es albern, wenn man sich da hinstellt und sich zum Affen macht“.

Anders ist es bei Alexandra Schur. Auch sie findet Castingshows eigentlich „ziemlich öde“ und zu sehr „gespielt“. Doch einmal mitmachen würde sie schon gerne, verrät die 14-Jährige: „Meine Freundin und ich haben uns vorgenommen, dass wir uns mit 16 eventuell bei ’Deutschland sucht den Superstar’ bewerben.“

So eine Bewerbung kann sich sogar Casting-Hasser Moritz Heiland vorstellen – aber aus einem anderen Grund. „Das einzige, was ich mir bei solchen Castingshows angucke, sind die untalentierten Menschen, die sich zum Deppen machen“ Das finde er ziemlich amüsant, sagt der Schüler und grinst. Dennoch kann er sich vorstellen, sich öffentlich beim „Supertalent“ vor Dieter Bohlen zu präsentieren. Seinen besonderen Wettbewerbsbeitrag kennt der 13-Jährige schon: „Ich würde wohl rülpsen“.G. Maaß/ H. Kramer

G. Maaß, H. Kramer

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