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Fest in der Hand. Fabian Möhrke mit der First-Steps-Trophäe.

© dpa

Von Kay Grimmer: Idee vom Spielplatz

HFF-Absolvent Fabian Möhrke gewann mit der Tragikomödie „Philipp“ Filmnachwuchspreis „First Steps“

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Ohne Mama kein Film und kein Preis. Fabian Möhrke, frisch gekürter „First Steps“-Gewinner weiß, was sich gehört. Als der Regie-Absolvent der Babelsberger Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ (HFF) sich für die Auszeichnung beim Nachwuchswettbewerb deutschsprachiger Filmhochschulabsolventen am Dienstagabend bedankte, galt der erste Gedanke seiner Mutter. „Denn ohne sie und ihre finanzielle Unterstützung wäre der Film so nicht möglich gewesen.“

Möhrkes ausgezeichneter 40-Minüter schildert das verzweifelte Leben des pubertierenden Teenagers Philipp (Max Hegewald), der von seinem perfekten Über-Vater Bernd (Hans-Joachim Wagner) nahezu erdrückt wird. Der tut, was er kann, um seinem Sohn ein guter Kumpel zu sein. Egal, was Philipp tut, wohin er geht, Bernd ist schon da und erwartet ihn mit einem kumpelhaften Lächeln. Regisseur Möhrke erzählt, die Idee zum Über-Vater sei ihm beim Spaziergang über Spielplätze im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg gekommen.

Die Jury um Schauspielerin Ulrike Folkerts („Tatort“) und Kameramann Hagen Bogdanski („Hilde“) bezeichnete Möhrkes Regie-Arbeit als „Gesamtkunstwerk“. Drehbuch und Kamera blieben „in einer faszinierenden Schwebe zwischen Komödie und Drama“, lobt Jury-Mitglied Klaudia Wick den optisch professionell wirkenden Film. „Vor einem halben Jahr habe ich mich noch gefragt, ob überhaupt jemand an meiner Arbeit interessiert sein könnte“, sagt Möhrke überrascht von seinem Erfolg. Verbunden mit der Auszeichnung – nach Veranstalterangaben ist der Preis die wichtigste deutsche Auszeichnung an den Filmnachwuchs – sind 15 000 Euro Preisgeld. „Das geht zum Großteil an meine Mutter, um ihr das Filmgeld zurückzuzahlen“, kündigt der HFF-Absolvent an.

17 000 Euro hat sein Abschlussfilm gekostet – nicht viel im Vergleich zu durchschnittlichen Filmproduktionen. Doch für einen Studenten kaum finanzierbar. Eine Filmförderung durch das Kooperationsprogramm von HFF und dem Rundfunk Berlin Brandenburg blieb ihm verwehrt, denn, sein Kameramann Marco Armbrost war kein HFF-Student und somit der Film kein reines Studentenprojekt. Möhrke suchte sich neben der finanziellen Unterstützung aus der Familie auch Hilfe von der Produktionsfirma Buntfilm. Und hielt an Armbrost fest. Ein gutes Omen für den Regisseur, denn Armbrost hatte bereits beim First-Steps-Sieger des vergangenen Jahres mitgewirkt, dem Film „Wags“ der HFF-Absolventen Evi und Joachim Goldbrunner .

Mit seinem Thema des verzweifelten Teenagers reiht sich der 1980 in Berlin geborene Möhrke passgenau in den diesjährigen „First Steps“-Jahrgang ein: Es kann einem Angst und Bange werden, sieht man die Themen, die verarbeitet wurden: Jugendknast, Gewalt, Brutalität, Heranwachsende, die an ihren Eltern und der Welt verzweifeln. Wie in einem Brennglas bündeln sich diese Themen in den nominierten und ausgezeichneten Filmen bei First Steps. „Es ist eine Generation, die sich stark mit gesellschaftlichen Fragen auseinandersetzt und Menschen in den Mittelpunkt rückt, für die es in unserer Welt keine Zukunft gibt, die ausgegrenzt werden“, brachte es die Schauspielerin Iris Berben auf den Punkt.

Allerdings gibt es Hoffnung, dass der diesjährige First Steps-Jahrgang auch die schönen Momente im Film nicht vernachlässigt. Denn Fabian Möhrkes neues Projekt, das vom Rest des Preisgeldes profitieren soll, trägt den Arbeitstitel „Das Glück“.

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