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Von Thomas Gantz: Ihr großer Tag
Angelika Ehebrecht heute bei einem Leichtathletik-Länderkampf im Saarland
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Die Verwunderung war groß, als Angelika Ehebrecht vor einigen Wochen ihren Postkasten öffnete und dort einen Brief vom Deutschen Leichtathletik-Verband vorfand. Das Schreiben aus Darmstadt enthielt eine Einladung zur an diesem Wochenende in Sankt Wendel (Saarland) stattfindenden DLV-Laufchallenge, die mit einem Länderkampf zwischen Deutschland und Frankreich verbunden ist. Die 50-jährige Athletin vom Potsdamer Laufclub sagte ohne langes Zögern zu und flog gestern recht zeitig von Berlin-Schönefeld nach Zweibrücken. Im einige Kilometer weiter nördlich gelegenen Sankt Wendel wird sie heute Nachmittag als eine von zwei deutschen Läuferinnen über 800 Meter starten.
Das Erstaunen über die Nominierung ist längst der Vorfreude gewichen. „Ich vermute, dass die Verantwortlichen bei der Zusammenstellung der Mannschaft ein paar Ergebnislisten gewälzt haben und so auf mich aufmerksam wurden. Ich bin sehr stolz darauf, einmal im Trikot der deutschen Nationalmannschaft in einem offiziellen Wettkampf gehen zu dürfen“, sagte die in Wilhelmshorst wohnende Angestellte der Stadt Potsdam, die pro Woche fünf Trainingseinheiten absolviert und unlängst Landesmeisterin ihrer Altersklasse über die beiden Stadionrunden wurde. Bemerkenswert ist dies auch deshalb, weil Angelika Ehebrecht in ihrem Verein im Training keine Mitstreiterinnen ihrer Altersklasse mehr hat, die ihr Tempo halten könnten. Sie bedauert ausdrücklich, dass Kerstin de Wall und Patricia Neubauer als jüngere Läuferinnen sie aus unterschiedlichen Gründen im Training nicht mehr fordern. Beide verfügten in etwa über das Leistungsvermögen von Angelika Ehebrecht, die unter fachlicher Anleitung von Ulrike Bruns trainiert, vor vier Jahren in Dänemark EM-Dritte über 800 Meter wurde und dabei mit 2:21,26 Minuten ihre persönliche Bestleistung aufstellte.
Angelika Ehebrecht hält es bei allem Ehrgeiz für ausgeschlossen, heute Nachmittag in die Nähe dieser Marke zu kommen. Sie will an ihrem großen Tag möglichst deutlich unter 2:30 Minuten bleiben und „gut aussehen“. Dies bedeutet, dass sie die beiden Gegnerinnen aus Frankreich nach Möglichkeit hinter sich lassen will. In den Vorjahren sind Läuferinnen aus diesem Land im Seniorenbereich nie sonderlich in Erscheinung getreten. Darauf baut sie erst einmal.
Thomas Gantz
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