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Potsdamerin mit Pokal. Europameisterin Jennifer Cramer.

© imago/Jan Huebner

Sport: Im Feuerwehrauto zum Dorfempfang

Turbine Potsdams frischgebackene Europameisterin Jennifer Cramer ist zurück aus Schweden und erholt sich nun daheim bei ihrer Familie in Birkenbringhausen

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Jennifer Cramer war eigentlich rechtschaffend müde. 90 schweren Spielminuten am Sonntag auf dem Rasen der Friends Arena in Solna und der anschließenden Ehrung als Fußball-Europameisterin durch den UEFA-Präsidenten Michel Platini waren eine Marathon-Feier im Stockholmer Teamhotel Radisson Blu bis in die frühen Morgenstunden, am Montagvormittag der Rückflug von Schweden nach Deutschland und gleich darauf ein triumphaler Empfang durch über 5000 Fans auf dem Frankfurter „Römer“ gefolgt, „der der echte Wahnsinn war“, so die Bundesliga-Kickerin Turbine Potsdams. Jennifer Cramer war daher sehr erleichtert, als ihre Eltern Sandra und Manfred sowie Zwillingsschwester Laura – die schon in Stockholm mitgefiebert und mitgefeiert hatten – mit ihr am Montagnachmittag von Frankfurt endlich heim ins nordhessische Birkenbringhausen fuhren. Im 800 Einwohner großen Heimatdorf aber war für die 20-Jährige noch längst keine Ruhe angesagt. „Als wir bei uns zu Hause ankamen, stand das Feuerwehrauto der freiwilligen Feuerwehr vor der Tür – und mit dem ging es gleich weiter zum Gasthaus Bilse, auf dessen Hof mir das halbe Dorf einen tollen Empfang bereitete“, erzählte Cramer den PNN. „Da war richtig was los. Das war vielleicht eine Überraschung!“

In der Scheune neben der „Bilse“ hatten viele Einwohner Birkenbringhausens schon beim Public Viewing die EM-Spiele der deutschen Kickerinnen verfolgt und dabei natürlich der Tochter ihres Dorfes besonders die Daumen gedrückt. Selbst Lothar Koch, der Bürgermeister der Gemeinde Burgwald, zu deren Ortsteilen Birkenbringhausen gehört, war in den vergangenen Tagen zum Fan geworden. „Ich interessiere mich eigentlich nicht für Fußball und gucke höchstens mal ein Spiel der Männer-Nationalmannschaft. Aber das Halbfinalspiel gegen Schweden, das ich mir zu Hause im Fernsehen angeschaut habe, war ein echter Krimi, das hat selbst mich begeistert. Und dann erst das Finale“, erklärte der 46-Jährige, der am Montagabend aus dem Urlaub in die „Bilse“ eilte, um Cramer persönlich einen von vielen Blumensträußen zu überreichen. „Wir freuen uns natürlich riesig über und mit Jennifer, deren EM-Titel jetzt eine tolle Visitenkarte unserer Gemeinde ist“, meinte der Bürgermeister.

Auch für Cramer selbst ist dieses EM- Gold der bisherige Höhepunkt ihres Lebens als Fußballerin. „Bisher habe ich das alles noch gar nicht wirklich realisiert“, sagte die U19-Europameisterin von 2011 am Dienstag. Cramer, die 2008 vom DFC Allendorf/Eder an die Sportschule Potsdam gekommen war, wo sie in diesem Frühjahr das Abitur ablegte, hat in der Tat eine steile Karriere erlebt. Bei Turbine debütierte Cramer 2010 im Erstligateam, wurde sie unter Regie ihres Heimtrainers Bernd Schröder 2011 und 2012 Deutsche Meisterin. Und im Februar dieses Jahres gab sie beim Algarve-Cup gegen Norwegen (2:0) ihr Debüt in der A-Nationalelf, mit dem sie mittlerweile zehnmal kickte. Während der EM war sie Stammspielerin und fehlte sie nur im Gruppenspiel gegen Norwegen wegen zweier zuvor gesehener Gelber Karten. Auch im Finale stand sie ihre Frau. „Wir haben da von der ersten bis zur letzten Minute gekämpft und als Mannschaft zusammengearbeitet“, meinte sie zum 1:0-Sieg. „Außerdem hat unsere Torhüterin eine Super-Leistung geboten.“

Nun hofft Jennifer Cramer natürlich auf weitere Länderspiele. Wie ihre Chancen dazu stehen, ließ Nationaltrainerin Silvia Neid bislang nicht verlauten. „Jetzt haben wir erst einmal gefeiert“, sagte Cramer. „Und nun wird es Zeit, ein bisschen Ruhe zu haben und sich zu erholen.“ Beispielsweise beim Baden im nahen Edersee. Am 12. August will sie wieder in Potsdam sein und ins Training einsteigen. „Mit Turbine“, so die frischgebackene Europameisterin, „wollen wir in der neuen Saison auch wieder oben angreifen.“

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