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Landeshauptstadt: Im Galopp durch den Matsch

Es ist das Großereignis in Potsdams dörflichem Norden: 411 Reiter mit 558 Pferden traten beim 6. Reitturnier in Uetz an

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Elegant sah es trotzdem aus: Das dunkle Reitjacket mit den schmucken Knöpfen saß noch immer tadellos, nachdem Ariane Högner am Samstag auf dem Gelände des Uetzer Reit- und Fahrvereins von ihrem Pferd gestiegen war, am weißem Krawattenschal prangte mittig die zierliche Plastronnadel. Doch an der weißen Reithose der 16-Jährigen hatte der Dauerregen sichtbare Spuren hinterlassen. Denn während ihrer Dressurdarbietung auf dem vom Uetzer Reitverein organisierten Turnier war Högners Reitkluft völlig durchweicht worden. Ihre gute Laune schien sich die reitbegeisterte Caputherin dennoch nicht verderben lassen zu wollen, schaute sie in ihren klitschnassen Sachen doch ganz und gar nicht mürrisch drein, sondern eher ein wenig vergnügt.

Mit ihrem Wallach „Wiefein“ hatte die 16-Jährige gerade an einem Dressurwettbewerb teilgenommen. „Nur weggerutscht“ sei ihr Pferd, haderte Högner dann doch ein wenig mit dem Dressurplatz am Ortsrand von Uetz, der sich in eine Matschwüste verwandelt hatte. Auf einem solchen Boden könne man einfach nicht vernünftig Dressur reiten. Es sei ziemlich schwierig gewesen, „über die ganzen Pfützen zu kommen“. Auch Wolf-Rüdiger Beißert, der Vorsitzende des Uetzer Reitvereins, zeigte sich am Samstag wenig begeistert von der Dauerberegnung des Turniergeländes. „Wir haben fünf Jahre supergeiles Wetter gehabt“, blickte Beißert auf die vergangenen Turniere zurück.

In diesem Jahr hatte man Pech. Der dreitägige Reitwettbewerb sei eigentlich als Auftaktveranstaltung für die 700-Jahrfeier von Uetz gedacht gewesen. Doch bei Regenwetter am Samstag waren kaum Zuschauer gekommen. Erst nach dem Ende des Turniers am Sonntag zeigte sich Beißert dann doch noch versöhnlich. Bei dem herrlichen Sonnenschein am Sonntag sei die Stimmung besser gewesen. Auch hätten sich am Pfingstsonntag im Gegensatz zum Vortag viele Zuschauer auf dem Reitsportgelände in Uetz eingefunden.

In jedem Falle ist das Turnier so etwas wie ein Großereignis in Potsdams dörflichem Norden. Schließlich waren etwa genauso viele Reiter gemeldet, wie es Einwohner in Uetz-Paaren gibt. Exakt 411 Reiter mit 558 Pferden hatten sich angemeldet, sagte Karen Hufschläger von der Meldestelle des Turniers. Die meisten Reiter seien für zwei Tage zum Turnier gekommen. Laut Vereinschef Beißert gab es wegen des schlechten Wetters allerdings auch einige Absagen.

Der Kreis der Teilnehmer speise sich aus den östlichen Bundesländern. Viele Reitsportler seien aus Berlin und Brandenburg nach Uetz gekommen. Die Pferde waren während des Turniers auf dem Gelände des Reitsportvereins in diversen Lastwagen, Pferdeanhängern und auch in den Ställen der Uetzer Reitsportler untergebracht. Wer als Reiter teilnehmen wollte, hatte laut Hufschläger je Wettbewerb ein Startgeld von sechs bis 20,50 Euro zu berappen. Viele Teilnehmer starteten gleich in mehreren Kategorien. Über 1 000 Startplätze wurden auf diese Weise vergeben.

Während die Springreiter am Samstag ihre Runden über den Hindernisparcours zogen und dabei kräftig Matsch in die Luft flog, verlegte die Turnierleitung wegen des schlechten Wetters einige Veranstaltungen in die Halle. Zur Siegerehrung für den sogenannten M-Dressur-Wettbewerb erschienen die Reiter in der Halle sogar ohne ihre Pferde, was ganz und gar nicht den üblichen Gepflogenheiten entspricht. Die regennassen Wettbewerbspferde waren zu dieser Zeit bereits wieder in ihren Quartieren unter den Abschwitzdecken. Man wollte kein Gesundheitsrisiko für die Tiere eingehen, hieß es. Doch auf die Ehrenrunde, die normalerweise reitend absolviert wird, wollte niemand verzichten. So erschallte Musik und die ausgezeichneten Reiter trabten so ähnlich wie Pferde durch die Halle und erinnerten dabei ein wenig an Monty Pythons „Ritter der Kokosnuss“.

Auch um einen echten Pokal wurde – wie in jedem Jahr – auf dem Uetzer Turnier gekämpft. Der Große Preis von Potsdam, einst gestiftet von der Landeshauptstadt, ging in diesem Jahr an Pia-Katharina Voigtländer vom Berliner Reitsportverein Eichkamp. Sie überzeugte die Richter in der M-Dressur sowohl im Pflichtprogramm als auch in der Kür. Potsdams Bürgermeister Burkhard Exner (SPD), als Vertreter des Pokalstifters bei dem Turnier vor Ort, freute sich über das Treiben in Uetz. Potsdam habe sportlich vieles zu bieten: von den Kanuten über den Frauenfußball bis hin zum Reitsport. Sowohl Beißert als auch Exner lobten das vielfältige ehrenamtliche Engagement, ohne das eine solche Veranstaltung nicht zu stemmen sei. Und trotzdem waren die Kosten für das dreitägige Turnier nicht eben gering: „Das reine Budget für den Sportbetrieb“, also ohne Essen und Trinken, bezifferte Beißert auf 25 000 Euro.

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