Landeshauptstadt: Im Keithhaus regnet es durch
Zahlreiche Baudenkmale der Schlösserstiftung warten auf Dachsanierung
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Brandenburger Vorstadt - Nun hat die Instandhaltungsmisere der Stiftung Preußischen Schlösser und Gärten auch die Bauabteilung selbst ereilt. Im von ihr genutzten Lordmarschallhaus an der Lennéstraße dringt durch das schadhafte Dach Wasser in die Büroräume ein, in einem Zimmer musste sogar schon ein Auffanggefäß aufgestellt werden. Wie die Baudenkmalpfleger Detlef Röper und Demir Arslantepe gestern informierten, wurde der Hauptbau kurzfristig eingerüstet, um die Dachreparaturen in Angriff nehmen zu können.
Für den traditionellen Empfang, den Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns alljährlich zur am Sonnabend stattfindenden Schlössernacht gibt, kann der Ovale Saal (Festsaal) des Hauses deshalb nicht zur Verfügung gestellt werden.
Laut Bauleiter Arslantepe soll in diesem Jahr das Dach des Hauptgebäudes saniert werden, 2008 kommen die Seitenflügel an die Reihe. Notwendig sind der Ersatz schadhafter Ziegel, wofür von anderen Bauten geborgene originale Biberschwänze verwendet werden, die Erneuerung der Regenentwässerung sowie Reparaturen an den Schornsteinen und Gesimsen. Die Sanierung kostet rund 250 000 Euro, die aus dem ohnehin überlasteten Haushalt der Stiftung aufgebracht werden müssen.
Wie Demir Arslantepe erläuterte, halten die historischen, aus dem 18./19. Jahrhundert stammenden Dächer zahlreicher Stiftungsbauten die verstärkte Belastung durch den von häufigen Starkregen gekennzeichneten Klimawandel nicht aus. Bei den Reparaturen werden deshalb technische Veränderungen vorgenommen, ohne dass das äußere Erscheinungsbild leidet. In den letzten Wochen musste die Stiftung dafür bereits den Turm der Römischen Bäder einrüsten, weil sich Dachziegel lösen und herabfallen. Gleiches werde für das Gartendirektions- und das Gartenkassenhaus rechts und links des zu den Sanssouci-Terrassen führenden Weges erforderlich. Wie berichtet, mussten auch die Fialen (Ziertürme) des Kleinen Schlosses im Park Babelsberg wegen Witterungsschäden abgenommen werden.
Die Baudenkmalpfleger hoffen, dass die Dachreparaturen am Lordmarschallhaus so zügig vorangehen, dass der Festsaal mit Terrasse, von der sich ein unvergleichlicher Blick auf Schloss Sanssouci öffnet, 2008 zur Schlössernacht und für andere Empfänge wieder genutzt werden kann. Das Gebäude ist das einzige in Potsdam erhaltene Landhaus aus dem 18. Jahrhundert. Friedrich II. hatte es 1764 - 1766 für einen seiner wenigen nach dem Siebenjährigen Krieg verbliebenen Vertrauten, den 10. Earl Marishal of Scotland George Keith, als Wohnsitz mit Blickbeziehung zum Weinbergschloss errichten lassen. Architekt war Heinrich Ludwig Manger. Mit dem greisen Schotten, der ihm als Diplomat gedient hatte, ging der König fast täglich im Park spazieren und besuchte ihn nach dessen Lähmung regelmäßig im Wohnhaus an der Lennéstraße. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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