Landeshauptstadt: Im Land kalbender Gletscher
„360° Ost“ – die Lange Nacht der Naturfotografie im Treffpunkt Freizeit
Stand:
Die Weite der nördlichen Tundra, arktisch raue Landschaft getaucht in das Licht des Polarsommers – Steffen Bohl kann immer noch schwärmen, wenn er an seinen Grönland-Urlaub im vergangenen August denkt: „In so einer Umgebung lässt sich spüren, dass der Mensch nur ein kleiner Teil der Natur ist.“
Vor rund 250 Menschen wird Bohl morgen über seine Erlebnisse auf der größten Insel der Welt sprechen. Er ist einer von elf Referenten und gleichzeitig Organisator von „360° Ost“, der langen Potsdamer Nacht der Naturfotografie, die dieses Jahr erstmals öffentlich stattfindet. „Früher haben wir im kleinen Kreis über unsere langen Reisen berichtet, doch mit der Zeit sind es immer mehr Teilnehmer geworden“, sagt Bohl. So hat der 37-jährige Potsdamer dieses Mal auch den Saal vom Treffpunkt Freizeit am Neuen Garten angemietet, nur noch 30 von 260 Plätzen sind nicht reserviert.
Die Themen der Dia-Vorträge zwischen 14 und 22.30 Uhr versprechen dabei Blicke auf Welten, die abseits von Touristenrouten liegen. Die Fotos stammen etwa von Kanufahrten durch Sibirien oder einem Reit-Urlaub in der Taiga, die Motive zeigen vielfach wildromantische Landschaften mit Nadelwald und kantigen Bergen, auf denen Schnee liegt. Steffen Bohl war schon oft in diesen Gefilden. „Dort ist ein Sternenhimmel noch ein Sternenhimmel.“ In Deutschland würde dagegen künstliches Licht, das die Nacht erhellt, solche Naturerlebnisse nahezu unmöglich machen, meint Bohl.
Er liebt den Norden. Das ist ihm anzumerken, wenn er von seinen Reisen spricht, etwa von der Vulkanhalbinsel Kamtschatka oder vom Baikalsee, dem tiefsten Süßwassersee der Welt. Und eben von Grönland, das er dieses Jahr zum ersten Mal besuchte und viel über die Insel lernen konnte. „Wir sind beispielsweise über die Gletscher geflogen, auf denen sich wegen des Klimawandels inzwischen große Seen gebildet haben, weil sie immer stärker abschmelzen“, erzählt Bohl. Schon würden die Gletscher auf Grönland deswegen auch nicht mehr wie gewohnt „kalben“. Mit dem Begriff bezeichnen Fachleute das Phänomen, wenn von hohen Eiswänden Blöcke abbrechen und als Eisberge im Wasser davonschwimmen. „Doch inzwischen reichen manche Gletscher nicht mehr ins Wasser hinein, weswegen solche Blöcke auf dem Land zerschellen“, sagt Bohl.
Auch über solche Gefahren will er mit seinen Fotografien informieren, „Bilder machen, wie schön, aber auch wie verletzlich unser Planet ist.“ Auch in seinem Beruf arbeitet er gegen die Verschmutzung der Natur, ist im Brandenburger Umweltministerium für Gewässerschutz zuständig. Doch macht er seine ausgedehnten Reisen nicht nur für den Umweltschutz: „Sie sind der beste Ausgleich für meinen Bürojob, den ich mir vorstellen kann.“ Henri Kramer
Weiteres im Internet unter:
www.nabu-brandenburg.de
Henri KramerD
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: