Es sollte ein harmonischer Termin für Journalisten zum Internationalen Museumstag am 17. Mai werden, an dem sich die Potsdamer Museen mit zahlreichen Extraführungen und Vorträgen beteiligen. Das Naturkundemuseum zeigt den präparierten brandenburgischen Schreiadler „Sigmar“, der Schlagzeilen machte, weil er über Malta abgeschossen worden war. Das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte lockt mit der Familienführung „Monarch, Minerva und Motoren“ und präsentiert einen Oldtimer von 1921. Im Jan Bouman Haus im Holländischen Viertel geht es um die weiblichen Untergewänder der barocken Zeit und die Frage „Was trug die Dame unter ihrem Kleid?“ Bei der Pressekonferenz im Filmmuseum sprach Ute Kamps vom Jan Bouman Haus gerade noch über die Illustration des Unterwäsche-Vortrages durch eine Tänzerin – „man entblättert sich so nach und nach“ –, da brach es aus ihr heraus: Der Eintritt werde den ganzen Tag über kostenlos sein, „obwohl das Haus-Konto im Minus ist“. Ute Kamps: „Die Situation ist brenzlig.“
Die Besucherzahlen für das Jan Bouman Haus seien in den zwölf Jahren des Bestehens stetig zurückgegangen. Von zunächst bis zu 15 000 Besuchern im Jahr habe sich die Besucherzahl von 10 000 im Jahr 2007 auf 8000 im vergangenen Jahr verringert. Es sei sehr schwer gewesen, die Wintermonate zu überstehen. Im Januar habe der Förderverein zur Pflege niederländischer Kultur in Potsdam e.V. einem Brief an die Stadt geschrieben. Darin bittet der Kassenwart des Trägervereins darum, dass der städtische Zuschuss von jährlich zuletzt 8000 Euro – der Zuschussbedarf liegt Kamps zufolge bei 11000 Euro im Jahr – ab sofort nicht mehr am Ende des Jahres überwiesen, sondern als Vorschuss gezahlt wird. Eine Antwort habe der Verein nicht erhalten, so Ute Kamps. Der Brief sei an Mitarbeiterinnen von Birgit-Katharine Seemann gegangen, der Fachbereichsleiterin Kultur und Museum. Diese erklärte, sie habe nicht gewusst, „dass es ein existenzielles Problem darstellt“. Der Verein sei gehalten, seine Ausfälle „selbst auszugleichen“. Allerdings existiere die Möglichkeit einer Ausfallbürgschaft. „Ich werde das noch einmal prüfen“, so die Fachbereichsleiterin.
Das Jan Bouman Haus in der Mittelstraße widmet sich der holländischen Siedlungsgeschichte in Potsdam. 1735 errichtet und benannt nach dem niederländischen Baumeister Jan Bouman (1706 – 1776), weist das Giebelhaus einen hohen Bestand originaler Bausubstanz auf und ist Ute Kamps zufolge selbst das wichtigste Ausstellungsstück des Museums.
Auf den Zug von Ute Kamps sprang Bärbel Dallichow, Direktorin des Filmmuseums, gerne auf: Der Museumstag mit seinem kostenfreien Eintritt bedeute einen Einnahmeausfall von einem Tag. Die Museen litten an einem „overkill“ eigener Aktivitäten: „Wenn wir nicht ständig etwas machen gehen wir unter.“ Laut Christine Handke, Sprecherin des Filmmuseums, bekomme ihr Haus vom Land Brandenburg seit Jahren Zuschüsse in gleicher Höhe – bei steigenden Betriebskosten. Problematisch sei auch das hohe Einnahmesoll, das bei der gegenwärtigen Baustellensituation im Zuge des Umbaus der Potsdamer Mitte schwer zu erzielen sei. Christine Handke: „Wir haben zu kämpfen.“ Guido Berg
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