Landeshauptstadt: Im Reich der bunten Teller
In der Wichtelwerkstatt im Werkhaus Babelsberg kann jeder das Arbeiten mit Ton erlernen
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Zur Werkstatt von Angelique Walter geht es eine dunkle, krumme Treppe hinauf. Oben wird es hell, es duftet nach Gewürztee, leise Musik ist im Hintergrund zu hören. Doch in den Räumen im ersten Stock sitzen keine Wichtel, sondern vier Frauen und tatsächlich auch ein Mann an Keramikarbeiten. Drei Wochen vor Weihnachten sind die Chancen gut, dass es bis zum Fest fertig wird. „Zwei Termine muss man schon einplanen, wenn man wirklich alles selbst machen will“, sagt die ausgebildete Keramikerin Angelique Walter, die das ganze Jahr über Kurse in ihrer Werkstatt anbietet. Das ist ihr Anspruch: Dass die Gäste nicht nur konsumieren, sondern das Handwerk kenne lernen, Lust bekommen, zu Hause weiterzumachen oder die Werkstatt selbstständig nutzen. Das ist das Prinzip des ganzen Werkhauses Babelsberg: Wer bereits Grundkenntnisse hat und sich sicher fühlt, kann in sämtlichen Werkstätten für eine Unkostenpauschale selbstständig arbeiten.
Die Frauen an diesem Abend schätzen allerdings auch das Miteinander. „Man lernt hier ganz unterschiedliche Leute kennen“, sagt eine Dame aus Babelsberg. Sie arbeitet an einem Teebecher – wer ihn bekommen soll, ist noch unklar. Nach dem ersten Brand bepinselt sie ihn jetzt mit schwarzer Glasur, die sich in die feinen Ritzen legt. Erst nach dem zweiten Brennen wird das Muster richtig zu erkennen sein. Eine Teilnehmerin kommt aus Kleinmachnow. Wie simple runde Kekse sehen die Tonplättchen aus, die sie glasiert. Sie zeigt auf einem Foto, wie das Endprodukt aussehen soll: Eine Sichtschutzwand im Garten, bestehend aus allerlei aufgehängten Keramik-Formen. Beide Frauen kommen regelmäßig in die Werkstatt. Die Arbeit habe etwas Meditatives, etwas Entspannendes, finden sie. Ohne viele Worte werkeln sie vor sich hin.
Angelique Walter ist derweil mit einem echten Weihnachtsstück beschäftigt. Ein junges Mädchen hat einen großen Teller mit Wünschen zum Fest gestaltet. Die ganze Oberfläche ziert außerdem ein Muster, das an Hennamalerei erinnert. „Das ist der Abdruck von echter Plauener Spitze“, sagt die Keramikerin verschmitzt. Vor dem ersten Brennen entgratet sie nun vorsichtig den Tellerrand. „Das hab ich ihr versprochen“, sagt Angelique Walter. Hier wird keiner alleingelassen, es soll ja schließlich alles rechtzeitig fertig sein. Ab Schulalter etwa können Kinder hier arbeiten. „Unter sechs Jahre ist das sonst nur Matschen“, sagt sie pragmatisch. Auch kein Problem, gern können Eltern Ton mit Nach Hause nehmen. Natürlich nicht nur zum Matschen – Weihnachtsbaumanhänger können, wenn man einige Regeln berücksichtigt, ganz leicht zu Hause im Akkord hergestellt und bei ihr gebrannt werden.
Natürlich werden hier auch größere und auch technisch anspruchsvolle Dinge hergestellt. Kleine Skulpturen und Geschirr bis hin zur Teekanne, aus feinem weißen Ton oder dunklerem. Der habe einen höheren Schamottanteil, sei in sich stabiler und deshalb für größere Objekte geeignet, erklärt sie. Fast täglich ist die Werkstatt geöffnet, vormittags von 10 bis 12 Uhr, abends von 18 bis 20 Uhr. Pro Stunde werden 5,50 Euro Nutzungsgebühr fällig, dazu kommen Materialkosten. Für einen Teebecher muss man mit drei bis fünf Euro rechnen, Baumanhänger kosten wenige Cent. Eine Anmeldung jetzt in der Vorweihnachtszeit ist unbedingt zu empfehlen.
Werkhaus Babelsberg, Rudolf-Breitscheid-Straße 164, Tel.: (0331) 70 476 679.
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