
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Im Reich der Teedamen
Seit zehn Jahren leitet Beatrix Gräfin von Hardenberg mit Gabriele Zapff ein Teegeschäft in der Innenstadt
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Es war eine augenzwinkernde Drohung, aber für das kleine Mädchen tat sich darin eine ganze Welt auf: „Madame Tong Tong, wir sind hier nicht in Sanssouci!“ Kaum fünf Jahre alt war Beatrix Diana Gräfin von Hardenberg, als ihr Vater sie mit diesen Worten schimpfte, wenn beim Toben mal wieder eine teure Teetasse zu Bruch ging. „Und ich wollte immer wissen, was dieses Sanssouci ist, wo kleine Mädchen Porzellan zerschlagen dürfen“, erinnert sich von Hardenberg und lächelt. Heute, als Erwachsene, ist die im niederländischen Amsterdam aufgewachsene Teeexpertin längst in Potsdam zu Hause.
Seit zehn Jahren leitet Beatrix von Hardenberg gemeinsam mit Gabriele Zapff das Teefachgeschäft „Götz + Götz“ in der Gutenbergstraße. Immer noch sind die beiden Frauen beim „Sie“. Dass Tee nicht nur getrocknete Blätter sind, sondern eine ganze Wissenschaft und auch eine Lebensphilosophie hinter dem duftigen und oft als vornehm geltenden Getränk steckt, davon können beide berichten – und sie tun das auch gern für ihre Kunden. „In den letzten zehn Jahren hat sich unser Publikum von Genießern zu Connaisseurs, Wissenden, entwickelt“, sagt Beatrix von Hardenberg. Statt anfangs gut 100 habe der Teeladen mittlerweile rund 180 verschiedene Sorten im Angebot, darunter auch eigene Mischungen wie die dem Preußenkönig Friedrich II. gewidmete „Le Grand 1712 Nr. 24“, die mit Lavendel, Rosenwasser und Bergamotte aromatisiert ist. Ihr Handwerk haben die beiden Teeexpertinnen unter anderem in den großen Teekontoren in Hamburg, Celle und in den Niederlanden gelernt.
Der winzig kleine Teesalon, der im hinteren Teil des Ladens zum Verweilen einlädt, wirkt dagegen fast wie ein privates Wohnzimmer: „Hier sprudelt immer Tee“, sagt von Hardenberg mit Blick auf den dampfenden Samowar. An der Wand hängt ein Bild des Romantik-Dichters Novalis, des wohl berühmtesten Familienmitglieds der Hardenbergs. Dass mancher Kunde auch aus Neugierde auf die „Teegräfin“ in den Laden kommt, darüber kann Beatrix von Hardenberg aber nur schmunzeln. Sie sieht sich mit ihrer Geschäftspartnerin Gabriele Zapff lieber als „Teedame“.
Beide kamen auf beruflichen Umwegen zu ihrer heutigen Arbeit als Teeexperten: Während Gabriele Zapff Lebensmittelchemie studierte, arbeitete Beatrix von Hardenberg zunächst als Bibliotheksassistentin unter anderem in der Herzog-August-Bibliothek im niedersächsischen Wolfenbüttel. „Ich habe, wie man so schön sagt, was Ordentliches gelernt“, sagt von Hardenberg. In den 1980er Jahren dann der erste Berufswechsel, als die passionierte Surferin gemeinsam mit Freunden auf Rhodos eine Surfstation betreibt und als Surflehrerin arbeitet.
Im Sommer 1991 besuchte sie zum ersten Mal Potsdam, den Ort, der sie seit den väterlichen Ermahnungen der Kindheit faszinierte: „Ich bin zu Fuß über die Glienicker Brücke gekommen“, erinnert sie sich. Einige Jahre später und um die Erfahrungen aus etlichen Teekontoren reicher findet sie hier ihre neue Wahlheimat. Als sie das Angebot für den Teeladen „Götz + Götz“ bekommt, sagt sie zu: „Da hat sich für mich ein Herzenswunsch erfüllt.“Jana Haase
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