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Links und rechts der Langen Brücke: Im Sinne des Allgemeinwohls

Sabine Schicketanz findet die stetigen Tierheim-Proteste beschämend

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Es ist das alte Lied: Kaum werden Überlegungen öffentlich, an einem eher abgelegenen Potsdamer Ort möglicherweise ein neues Tierheim zu bauen, wird heftiger Protest laut. Das war in Eiche so, das ist jetzt in Fahrland so. Und es ist, ohne Umschweife gesagt, reichlich beschämend. Die Sorge um die Attraktivität und Erholsamkeit des eigenen Wohnorts, des Eigenheims, ist legitim – die daraus folgende absolute, sofortige Ablehnung und Gegenwehr nicht. Ein Tierheim ist nicht gemeingefährlich oder sorgt unausweichlich für unzumutbare Belästigungen. Ein Tierheim wird im Sinne des Allgemeinwohls betrieben, es ist die Pflicht einer Kommune, sich um die Tiere zu kümmern, die nicht – oder nicht mehr – als Haustiere gehalten werden. Wenn andernorts in Potsdam vielfach appelliert wird, das Interesse der Allgemeinheit müsse Vorrang haben vor privatem Begehr, so muss das auch beim Thema Tierheim gelten: In einem fairen Ausgleich der Interessen. Die Stadt wird nicht ohne Rücksicht auf Anrainer ein Tierheim errichten lassen können – nötig sind allerlei bürokratische Verfahren, die absichern sollen, dass Potsdamer, die in der Nähe wohnen, nicht über Gebühr in ihrer persönlichen Freiheit eingeschränkt werden. Daran, dass diese demokratischen Mechanismen funktionieren, muss nicht gezweifelt werden. Daher wäre es – in Eiche so wie in Fahrland – angesagt, sich in die Überlegungen einzubringen, entsprechende Expertisen abzuwarten und eine sachliche Debatte zu führen. Unschön sind Szenen von Potsdamer Bürgerversammlungen in Erinnerung geblieben, die von äußerster Feindseligkeit gegenüber Verwaltung und möglichen Tierheim-Betreibern und wenig Respekt vor den sonst gern gestreichelten und gehätschelten Haustieren zeugten. Ob eine Stadt, zumal eine Landeshauptstadt, ein Tierheim vorweisen kann, sagt auch etwas aus über den Zustand ihrer Bürgerschaft. Abgesehen davon, dass die Stadtverwaltung in einem jahrelangen Disput um die Tierbetreuung bisher ein teils unglückliches, teils unfähiges Bild abgegeben hat, sollte Potsdam jetzt dem eigenen Anspruch gerecht werden. Ein Tierheim muss gebaut werden – dorthin, wo es Mensch und Tier damit am besten geht.

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