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Wolfgang Golling.

© A. Klaer

PNN-Serie zu Flüchtlingshelfern in Potsdam: Im Tandem lernen

„Es gibt ein helles Deutschland, das sich leuchtend darstellt“, sagt Bundespräsident Joachim Gauck über die Helfer, die sich in diesen Tagen für Flüchtlinge einsetzen. Auch in Potsdam geben viele Freiwillige ihr Bestes. Wir stellen jede Woche ein Beispiel vor, aufgezeichnet von Katharina Wiechers. Heute: Wolfgang Golling.

Von Katharina Wiechers

Stand:

Eigentlich kann man sagen, dass ich in das Projekt mehr oder weniger reingerutscht bin. Meine Frau und ich wohnen in Babelsberg und waren vor einiger Zeit bei einem Treffen der Koordinierungsstelle Neue Nachbarschaften zum Thema Flüchtlinge. Dort wurden mehrere Arbeitsgruppen gebildet und in der Gruppe „Sprachtandems“ hat noch einer gefehlt. Also hab ich kurzerhand dort mitgemacht. Wir sind inzwischen fünf Gleichgesinnte in dieser Gruppe und haben ein Konzept erarbeitet. Wir bringen Potsdamer, die sich ehrenamtlich engagieren wollen, mit Flüchtlingen zusammen, die Deutsch lernen wollen.

Aktuell haben wir schon 36 Sprachtandems vermittelt, derzeit sind noch elf Flüchtlinge auf der Warteliste. Wir versuchen, Frauen mit Frauen und Männer mit Männern zusammenzubringen – das ist einfacher. Denn Frauen aus muslimischen Ländern wollen sich meist nicht alleine mit deutschen Männern treffen und umgekehrt finden es auch manche männlichen Flüchtlinge befremdlich, eine Deutschlehrerin zu haben. Nun haben wir aber das Problem, dass wir etliche männliche Flüchtlinge auf der einen und viele weibliche Ehrenamtler auf der anderen Seite haben – das passt also noch nicht so richtig zusammen. Wir sind also dabei, mehr Menschen für das Projekt zu gewinnen. Zum Beispiel haben wir jede Menge Flyer gedruckt, die wir an den Hochschulen und in Geschäften, Cafés usw. auslegen.

In Flüchtlingsheimen verteilen wir andere Flyer in fünf verschiedenen Sprachen. Wer bei uns mitmachen will, schreibt am besten eine E-Mail an sprachtandem.potsdam@gmail.com oder füllt auf unserer Facebook-Seite gleich unseren Fragebogen aus. Freiwillige und Flüchtlinge sollten nicht nur angeben, welche Sprachen sie sprechen und lernen wollen, sondern auch Hobbies. Denn es wäre ja ideal, wenn die Tandem-Partner sich dadurch besser kennenlernen, wenn sie gemeinsam etwas unternehmen. Wir versuchen, passende Partner zusammenzubringen, auch was die räumliche Nähe betrifft. Das erste Treffen findet meist in der jeweiligen Unterkunft des Flüchtlings statt, dann können die beiden individuell vereinbaren, wie sie es in Zukunft halten wollen. Ich weiß von einem Teilnehmer, der mit „seinem Flüchtling“ mittlerweile ganze Wochenenden verbringt und zum Beispiel ins Kino geht. Andere treffen sich einmal die Woche zu Kaffee und Kuchen. Anfang November werden wir ein Treffen mit allen Ehrenamtlichen machen, damit wir uns über unsere Erfahrungen austauschen.

Heute berichtet Wolfgang Golling, 68. Er hat eine Plattform für Sprachtandems in Potsdam mitgegründet. Sind Sie auch in der Flüchtlingshilfe aktiv oder kennen Sie jemanden, den wir hier vorstellen sollten? Schicken Sie uns eine E-Mail an potsdam@pnn.de!

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