Etwas HELLA: Im Trab um die Garnisonkirche
Stahlrösser, richtige Rösser, nein jetzt kommt nicht der Kalauer mit der Lasagne, sondern ein großes Lob für die Fraktion Die Andere in der Stadtverordnetenversammlung. Die jüngst geäußert Idee, im Langen Stall nach dessen Wiederaufbau wie einst Pferde unterzubringen, finde ich grandios.
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Stahlrösser, richtige Rösser, nein jetzt kommt nicht der Kalauer mit der Lasagne, sondern ein großes Lob für die Fraktion Die Andere in der Stadtverordnetenversammlung. Die jüngst geäußert Idee, im Langen Stall nach dessen Wiederaufbau wie einst Pferde unterzubringen, finde ich grandios. Pferde erzeugen kein Abgas, rülpsen nicht mal CO2 wie die Kühe und Pferdeäpfel kann man zum Düngen städtischer Blumenbeete sehr gut verwenden. Reiten gilt zudem als eine anerkannte Therapie bei Streitsucht und Rückenproblemen.
Für den Langen Pferdestall braucht es natürlich Sponsoren und da bin ich ganz sicher, dass sich unsere ortsansässigen Millionäre oder Milliardäre fürs Pferd erwärmen können und ihm vielleicht sogar ein schönes Bild über die Futterkrippe hängen. Die Geldgeber dürfen dann auch mal ums Karree reiten. Die Studentenvertretung AStA und die Linksalternativen auch. Sie versprechen im Gegenzug, nicht zu demonstrieren oder Zeitungen zu drucken, wenn die betuchten Herren beim Ausritt auf den Dreispitz verzichten. Auch wenn der AStA partout nicht in der Garnisonkirche beten will, drumherum reiten vielleicht doch? Das macht ihm dann so viel Spaß, dass er schließlich das Kirchenbauwerk in seiner barocken Schönheit hinnimmt, Historikern auch mal zuhört und den Tag von Potsdam da einordnet, wo er hingehört. Wenn ihn wieder mal die ganze preußische und nationalsozialistische Geschichte anstinkt, dann gibt er dem Pferd nicht die Sporen, da sei Gott und der Tierschutz vor, sondern lässt sich im Trab so durchschütteln bis alle Argumente und Geldausgaben an die rechte Stelle gerüttelt worden sind.
Die statt des Langen Stalls geplanten Wohnungen werden zwar dringend gebraucht, aber Pferde erst recht. Sie sind im Stadtbild nicht nur vom Aussterben bedroht, sie sind es bis auf ein paar verschreckte Typen vor Hochzeitskutschen und Kremsern schon. Deshalb lasse ich jetzt auch Plakate drucken mit „Potstupimi schenk mir ein Pferdchen“. Die bezahle ich natürlich selbst, die Plakate, weil mir weder ein Studenten- , noch ein Seniorenfonds zur Verfügung stehen.
Da das aber alles noch Zukunftsmusik ist und mir exakte Planungen für die Plantage nicht vorgelegt wurden, plane ich jetzt mal selber, nämlich einen Reiterweg rund ums Gotteshaus und entlang der Breiten Straße. Im Lustgarten sollte ein Hippodrom entstehen. Das ist zwar nicht historisch, klingt aber so schön, dass sich vielleicht auch der Verein Mitteschön, bitteschön, damit anfreunden kann. Die Weisse Flotte ärgert sich dann über den Pferdeaufmarsch so sehr, dass sie von selbst das Hafenbecken verlässt und sich – wie schon ein bekannter Boots- und ein noch bekannterer Orgelbauer – in Werder ansiedelt, wo man sie mit offenen Armen empfängt. Dann hat übrigens auch das Theaterschiff ganz viel Platz. Ist das nicht zum Wiehern, wie einfach sich manchmal verzwickte Probleme lösen lassen?
Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam.
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