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Immer in Bewegung. Jutta Jagßenties ist seit gut zwei Jahren Seniortrainer. Die 65-Jährige organisiert ehrenamtlich thematische Stadtspaziergänge, Exkursionen, Lesungen und Veranstaltungen.

© Andreas Klaer

Von Jana Haase: Im Unruhestand

Tausende Potsdamer kennen sie noch als Schulsekretärin: Seit 2008 ist Jutta Jagßenties „Seniortrainerin“

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Sie bezeichnet sich selbst als „Ruhestandsverweigerin“. 65 Jahre alt ist Jutta Jagßenties, aber das Alter merkt man der lebhaften Dame nicht an. Erst recht nicht, wenn sie von ihrem Projekt erzählt, dabei immer wieder herzhaft lacht und ins Schwärmen gerät: „Ich bin wieder die geworden, die ich in jungen Jahren gewesen bin“, sagt sie dann zum Beispiel. Was sie damit wohl meint: sie hat wieder Zeit für ihre Neugier gefunden, die Freude daran, Entdeckungen in der eigenen Stadt zu machen – und andere daran teilhaben zu lassen.

„Ich will rausgehen mit den Leuten, ich will sie bewegen und neugierig machen“, erklärt die gebürtige Potsdamerin, deren Gesicht vielen bekannt vorkommen dürfte: immerhin war sie 35 Jahre lang Schulsekretärin – auch im mittlerweile geschlossenen Espengrund-Gymnasium in Babelsberg.

Noch während der letzten Arbeitsmonate an der Schule schmiedete sie erste Pläne für ihr Stadt-Entdeckungs-Projekt „Aus grau mach’ bunt“: „Ich wollte nicht in so ein Loch fallen“, erklärt die Schlaatzerin und spricht von der Leere, die ihr ohne Job und mit den längst erwachsenen Kindern und Enkelkindern gedroht hätte: „Ehe, Familie, Beruf, darum drehte sich bei mir ja jahrelang alles, und ich habe einfach nur funktioniert.“

Heute verwirklicht Jutta Jagßenties ihre Ideen nach Konzept: die 65-Jährige ist eine von insgesamt 20 Potsdamer „Seniortrainern“. Die Weiterbildung zur ehrenamtlichen Projektleiterin hat sie im Sommer 2008 bei der Akademie 2. Lebenshälfte abgeschlossen.

Dadurch ist Jagßenties vor allem zur Netzwerkerin geworden: regelmäßig organisiert sie thematische Stadtspaziergänge, Exkursionen und Veranstaltungen – und gewinnt dafür stets fachkundige und ehrenamtliche Begleitung.

Ein Rundgang durch das Archiv des Filmmuseums, Lesungen mit Ex-Regierungssprecher und Wahlpotsdamer Uwe-Karsten Heye oder mit Brandenburgs Ex-Ministerpräsident Manfred Stolpe und seiner Frau, ein Filmnachmittag im Haus der Generationen und Kulturen am Schlaatz, ein Rundgang über den Telegrafenberg oder ein Ausflug zum Institut für Getreideverarbeitung in Bergholz-Rehbrücke standen beispielsweise schon auf ihrem Programm. Ein gutes Dutzend Senioren gehöre mittlerweile zur ihren „Stammkunden“, erzählt sie.

Um neue Ideen für Veranstaltungen und Spaziergänge macht sie sich keine Sorgen: als Zeitungsleserin stoße sie immer wieder auf spannende Themen, Kontakte stelle sie oft über frühere Schüler her. Oder sie schreibt einfach einen Brief. Da ist Jutta Jagßenties gern altmodisch, auch wenn sie längst eine E-Mail-Adresse hat.

Für 2011 plant sie unter anderem einen Biber-Spaziergang am Schlaatz, einen Besuch auf dem Neuen Friedhof mit einem Vortrag zum Thema „Trauer im Wandel der Zeit“, eine Lesung mit Pfarrer und SPD-Politiker Steffen Reiche sowie einen Spaziergang über die Freundschaftsinsel mit Inselgärtner Jörg Näthe.

An ein Ende ihres Projekts will Jagßenties noch nicht denken. „Solange wie ich mich wohl fühle und das von den Potsdamern angenommen wird, mache ich weiter“, sagt sie: „Das ist einfach meine Welt, mich für andere einzusetzen.“

Dabei habe sie auch selbst dazugelernt, erzählt sie: „Die erste Zeit habe ich davor gezittert, Leute wie Heye einfach anzusprechen.“ Doch die Reaktionen seien durchweg „nett“ gewesen. „Das hat mir Selbstvertrauen gegeben – und das tut mir gut.“

Programminfos und Kontakt zu Jutta Jagßenties unter Tel.: (0331) 81 15 41 oder per Mail: jagssenties-potsdam@arcor.de

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