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Landeshauptstadt: Im Wahllokal mit

Drei Spitzenkandidaten im Wahlkreis auf die Finger geschaut

Stand:

Drei Spitzenkandidaten im Wahlkreis auf die Finger geschaut ANDREA WICKLEIN (SPD) Andrea Wicklein kommt allein, es ist kurz vor 10 Uhr. Die Direktkandidatin der SPD für den Wahlkreis 61 steigt – die Sonne im Rücken – die Stufen zur Pierre- de-Coubertin-Oberschule am Stern hinauf. Am Sonnabend kämpfte sie noch bis 18 Uhr um die letzten Wählerstimmen. „Aber die meisten hatten sich da bereits festgelegt.“ Drei, vier, vielleicht fünf, habe sie aber eventuell noch überzeugen können, glaubt Wicklein. Ein freundliches Händeschütteln mit dem Wahllokalleiter und Andrea Wicklein verschwindet in der Wahlkabine. 20 Sekunden später steckt sie ihren Wahlzettel in die Urne. „Ich bin sehr siegessicher, nach den Erfahrungen der letzten Wochen“, sagt sie. Rolf Kutzmutz von der Linkspartei, ihr ärgster Gegner um das hiesige Direktmandat, bescheinigt sie eine „sehr faire Auseinandersetzung“ mit ihr im Wahlkampf. Sie tritt aus dem Gebäude, die Sonne scheint ihr nun ins Gesicht. „Ich werde jetzt in Ruhe frühstücken und dann spazieren gehen.“ Entspannen am Wahlsonntag? „Jetzt ist nichts mehr zu ändern. Ich habe alles getan, was ich tun konnte.“ Den Wahlkampf bis zur letzten Minute mache sie nicht. „Ich habe das Gefühl, es ist alles ausgereizt bei den Menschen.“ Auch bei ihr, sie sucht Zerstreuung im Krongut Bornstedt. Bis 18 Uhr, wenn sich die Potsdamer SPD im Babelsberger Thalia-Kino trifft, um die Prognosen und Hochrechnungen zu verfolgen. KG * * * ROLF KUTZMUTZ (LINKE.PDS) Eine Stunde erst hat das Wahllokal des Stimmbezirks 7104 am Stern geöffnet, als der „rote Rolf“ gesichtet wird. „Kutzmutz kommt“, ruft ein fürsorglicher Wahlhelfer aus dem umfunktionierten Klassenraum des Neuen Gymnasiums in der Flotowstraße den draußen wartenden Medienvertretern zu. Für 9 Uhr hatte der Direktkandidat der Linkspartei.PDS seine Stimmabgabe angekündigt, er ist auf die Minute pünktlich. Die innere Anspannung ist ihm anzusehen, auch wenn seine Frau Petra beteuert, ihr Mann sei „ruhig“ gewesen an diesem Morgen. Doch Kutzmutz, der sonst einen lockeren Umgang mit den Wählern pflegt, muss sich etwas mühen, die vielen Potsdamer, die ihn erkennen, freudig zu begrüßen. Sein Stimmzettel ist der 65., der in die Urne fällt, 1341 Wahlberechtigte hat der Stimmbezirk. Um Stimmen gekämpft hat Kutzmutz – der trotz seines Postens als PDS-Bundesgeschäftsführer keinen Listenplatz hat und nur per Direktmandat in den Bundestag einziehen kann – bis zuletzt. Beim Drewitzer Rockfestival am Samstagabend habe er sogar „solche Sicherheitssachen“ an Jugendliche verteilt, sagt er – und meint damit Kondome. „Merkel verhüten“ habe aber nicht auf den kleinen Packungen draufgestanden. Bis zum späten Nachmittag wollte Kutzmutz Ablenkung suchen: den neuen Rasenmäher zusammenbauen und etwas aufräumen, „praktische Sachen“ eben. Für 17 Uhr war das Treffen der Parteispitze im Karl-Liebknecht-Haus in Berlin angesagt, auf das für ihn so entscheidende Ergebnis aus dem Wahlkreis 61 wollte Kutzmutz dann im Wahlquartier der Linken in den Bahnhofspassagen warten. SCH * * * KATHERINA REICHE (CDU) Nichts erinnert beim Wahlgang von Katherina Reiche an die Wahl vor drei Jahren. Damals als Edmund Stoibers Kompetenzteam-Mitglied von Fernsehteams begleitet, geht die 32-Jährige allein und ohne im Fokus von Kameras oder Journalisten zu stehen in den Wahlraum des Treffpunkt Freizeit. Ohne Aufregung zu verursachen, anfangs gar ohne erkannt zu werden. Sie sei froh, dass dieses Mal alles so ruhig verlaufe, sagt sie später, die Touren der vergangenen Wochen sei schwer genug gewesen. Sie muss kurz warten, bevor Ausweis und Wahlbenachrichtigung geprüft sind. Erst dann, als die CDU-Spitzenkandidatin sich zur Wahlkabine begibt, wagen die beiden Frauen einen Blick auf die junge Mutter. Flüchtig nur, denn schnell verschwindet sie hinter der rechten der drei Kabinen. Ihre Stimmen verteilt Katherina Reiche im Eiltempo, nichteinmal zehn Sekunden verschwindet sie, wohlwissend was sie wählen muss und wohlwissend, dass ihre beiden Kinder samt Begleitung im Auto auf die Mama warten. Wie die Wahlbeteiligung sei wollte sie aber noch wissen. Ziemlich hoch für diesen Zeitpunkt, sagte der Mann an der Wahlurne, der in diesem Moment aufsprang. „Ach, jetzt erkenne ich sie“, fügt er an und streckt seine Hand zum Gruß aus. Es ist 9.43 Uhr als Katherina Reiche sich wieder ins Auto setzt und zur Kürbisausstellung nach Klaistow fährt. Noch etwas mit der Familie entspannen und auf den Abend vorbereiten, verabschiedet sie sich. jab

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