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Interview mit Mike Schwitzke: „Im Wasser sieht man keine Krater“

Es war ein heikler Fall: Die Bombe lag unter Wassser. Sprengmeister rechnet mit neuen Bombenfunden - auf Luftbildern lassen sich solche Sprengsätze nicht erahnen.

Stand:

Herr Schwitzke, wie wurden die Sprengkörper in der Nuthe überhaupt gefunden?

Die Nuthe wird momentan systematisch nach Munition abgesucht, weil sie ausgebaggert werden soll. Seit dem 22. Juli sind Taucher vom Kampfmittelbeseitigungsdienst des Landes Brandenburg mit Metalldetektoren unterwegs. Bei jeder Anomalie wird der Boden mit einem Wasserstrahl geöffnet. Nur so können wir sehen, ob es sich nur um ein verrostetes Fahrrad oder um eine Bombe handelt.

Mike Schwitzke, 42, ist als Sprengmeister beim Kampfmittelbeseitigungsdienst für den Potsdamer Raum zuständig. Der gebürtige Leipziger lebt in Ludwigsfelde. Mit ihm sprach Jana Haase.

Wieso wurde die Bombe erst am Tag der Entschärfung aus dem Wasser geholt?

Das Risiko einer ungewollten Detonation war zu groß, wir mussten vorher evakuieren. Die Bombe steckte unter Wasser fast zur Hälfte im Bauschutt – ich konnte mir also im Vorfeld kein Bild vom Zünder machen. Das macht Entschärfungen von Bomben im Wasser auch so schwierig.

Wie sind Sie genau vorgegangen?

Ein Taucher und ein Baggerfahrer des Kampfmittelbeseitigungsdienstes haben die Bombe zuerst an Land geholt – das dauerte etwa 20 Minuten und verlief ohne Probleme. Glücklicherweise hatte die Bombe nur einen Zünder. Aber der war sehr stark verschmutzt und musste gereinigt werden. Das war der aufwendigste Part für mich und meinen Assistenten. Dann konnte ich mit der Zange ansetzen und in aller Ruhe den Zünder herausdrehen. Die Bombe war übrigens vollständig entsichert. Warum sie nicht detoniert ist, ist nicht mehr nachvollziehbar.

Hatten Sie einen Plan B für den Fall, dass nicht entschärft werden kann?

Die Bombe war nicht transportabel. Ich hätte sie vor Ort sprengen lassen müssen.

Was passiert mit der Sprengladung jetzt?

Sie wird auf den Sprengplatz nach Kummersdorf gebracht und dort irgendwann kontrolliert gesprengt.

Was haben Sie mit der Granate gemacht?

Die habe ich per Hand zu einer geeigneten Stelle im Nuthewäldchen gebracht, wo es bereits eine Mulde gab. Dort haben wir sie eingegraben, eine Sprengladung angebracht und per Fernzündung detonieren lassen.

Erwarten Sie noch weitere Bombenfunde in der Nuthe?

Die Suche geht weiter und es ist nicht ausgeschlossen, dass schon in zwei Wochen wieder das Gleiche passiert. Das ist auf jeden Fall ein stark bombenbelasteter Bereich. Für die Suche hier im Wasser nutzen uns die Luftbilder der Alliierten von 1945 auch nichts: Denn im Wasser sieht man keine Krater oder Einschläge.

Wann wird die Bombensuche in der Nuthe abgeschlossen sein?

Das ist nicht vorhersagbar, es kommt auf die Belastung an. Wir sind jetzt beim zweiten von drei geplanten Suchabschnitten. Beim ersten Abschnitt vor drei Jahren hatten wir eine Fliegerbombe gefunden, die vor Ort gesprengt werden musste.

Das Gespräch führte Jana Haase

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