Landeshauptstadt: Im Wasser zur Welt kommen
Klinikum eröffnet Perinatalzentrum und erste Kinder-Notaufnahme Brandenburgs / Weitere Sanierungen
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Innenstadt - In einer „Tropenwelt“, die sich zur Landschaft öffnet, aber auch in einem engen heimeligen Zimmer können im Bergmann-Klinikum die Schwangeren jetzt ihr Kind zur Welt bringen. Außerdem stehen zwei Räume mit ovalen Becken für die Wassergeburt zur Verfügung. Sie verlaufe meist viel entspannter, sagt Dr. Friedrich Dreßler, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe. Er führte Ehrengäste und Neugierige durch den Neubau des Zentrums für Frauen- und Kinderheilkunde, der am Sonnabend eröffnet wurde.
In der Ebene 4 (dem fünften Geschoss) schließen sich an die Kreißsäle Wand an Wand die Neonatologie (Neugeborenenbetreuung) und die Kinder-Intensivstation an. In Sekundenschnelle können deshalb jetzt Frühchen und andere Risikogeburten in ein auf 35 Grad angewärmtes Zimmer mit Reanimanationseinheit und in die so genannten Brutkästen gebracht werden. Dies besitze für die Lebensrettung der Problembabys und den Ausschluss von Schädigungen hohe Bedeutung, erklärt der Chefarzt für Kinder- und Jugendmedizin, Prof Dr. Michael Radke. Er ist gleichzeitig der Ärztliche Leiter des gesamten Perinatalzentrums („rund um die Geburt“), zu dem in dem Klinikneubau als Herzstück die Geburtshilfe und die Neonatologie (Ebene 4), die Wöchnerinnenstation (Ebene 3), die Bettenstation der Gynäkologie (Ebene 2), Ambulanzen (Ebene 1) und eine Frauenmilchbank (Ebene 5) zusammengefasst sind. Im Untergeschoss (Ebene 0) wird eine Apotheke eingeordnet.
Radke freut sich besonders darüber, dass am 1. August im Neubau die im Land Brandenburg erste Notaufnahme speziell für Kinder und Jugendliche bis zu 16/18 Jahren ihren Betrieb aufnehmen wird. Dies verbessere die Betreuung und nehme psychischen Druck von den Eltern, die bisher gemeinsam mit erwachsenen Unfallopfern, Herzinfarktpatienten u.a. auf die Behandlung ihrer Kinder warteten.
Das neue Gebäude wurde vom Münchner Architekten Erhard Bachmann entworfen und von der Baufirma Wolf & Müller aus Berlin errichtet. Es ist 22 Meter hoch und enthält fünf Ebenen mit 4900 Quadratmeter Nutzfläche. Das Freigelände wird als Park gestaltet und Patienten wie Besuchern zugänglich gemacht. Dass das Klinikum nun ein Perinatalzentrum mit kurzen Wegen und modernster medizintechnischer Ausstattung besitze, sei für Potsdam von großem Vorteil, aber auch dringend erforderlich, erklärte Oberbürgermeister Jann Jakobs in einem Grußwort. War die Zahl der Geburten bis zum Jahr 2000 auf unter 1000 zurückgegangen, erblickten 2007 bereits wieder 1470 Kinder das Licht der Welt. In diesem Jahr werde mit Sicherheit die Grenze von 1500 überschritten.
Steffen Grebner, der Geschäftsführer des Klinikums, wies darauf hin, dass seit 1992 mehr als 170 Millionen Euro in die Modernisierung des mit 1029 Betten zweitgrößten Brandenburger Krankenhauses investiert worden sind. Die Neubauten des im November 2007 fertiggestellten Funktions- und Operationszentrums sowie nunmehr des Perinatalzentrums wurden vom Gesundheitsministerium mit 68 Millionen Euro gefördert. Nun steht noch die Sanierung der in der DDR-Zeit errichteten Bauten, so der Bettenhäuser, aus. Dafür sagte Staatssekretär Winfrid Alber auf der Einweihungsfeier ebenfalls die Unterstützung des Ministeriums zu. Laut Grebner können damit auch strukturelle Maßnahmen weitergeführt werden, die die 25 Fachkliniken mit ihren 1800 Mitarbeitern zu acht medizinischen Zentren zusammenführen sollen. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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