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Landeshauptstadt: Immer auf Empfang

Der gelernte Hufschmied Karl Dierich feierte seinen 100. Geburtstag

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Babelsberg - Mit viel Verwandtschaft aus Holland feierte Karl Dierich am Donnerstag im Pflegewohnstift in Babelsberg seinen 100. Geburtstag. Unter den Gratulanten war auch Oberbürgermeister Jann Jakob, der es sich nicht nehmen ließ persönlich zu gratulieren und einen Blumenstrauß vorbeizubringen.

Lange lebt der gelernte Hufschmied, der ursprünglich aus Gladbeck bei Westfalen stammt, noch nicht in dem Stift. Bis zum Februar 2008 wohnte Karl Dierich im Bogen 22a im ersten Stock. Doch wie verschlug es den sportlichen westdeutschen Wasserballmeister überhaupt nach Potsdam? Nachdem Dierich seine Lehre während der Weltwirtschaftskrise beendet hatte – „weil es damals keine andere Möglichkeiten gab“, wie seine Tochter berichtete – verpflichtete sich Dierich für zwölf Jahre dem Polizeidienst. Es lockte ihn ein berufliches Angebot nach Brandenburg. Danach leitete Dierich bis zum Krieg eine Schmiede in Potsdam. In der Stadt lernte er auch seine große Liebe Charlotte Luise Thim kennen, die er 1938 heiratete. Während der Kriegswirren am 18. Juni 1941 wurde ihre einzige Tochter Bärbel geboren. Die Familie wurde für kurze Zeit getrennt. Karl geriet bis 1946 in amerikanische Kriegsgefangenschaft, seine Frau und Tochter flohen zur Familie nach Brandenburg. Als Potsdam noch in Schutt und Asche lag bezog die kleine Familie die Wohnung im Bogen 22a, dabei hätte „Kalle“ fast das ganze Haus bei der Entwanzung mit Gas in die Luft gesprengt. Das Haus blieb stehen und Dierich zog erst nach einem Herzinfarkt wieder aus. Bis zur Rente im Jahr 1973 arbeitete der Jubilar in verschiedenen Fachbereichen in der Preisbildung, zuletzt auf dem Gebiet der Elektortechnik. Nach dem Tod seiner Frau im selben Jahr lenkte sich Dierich mit Besuchen bei seiner zwei Jahre älteren Schwester, die in Holland lebte und inzwischen verstorben ist, ab. Erst mit 92 Jahren trennte sich Dierich von seinem Garten im Rosenweg, in dem er vor acht Jahren die Ehrennadel in Bronze für besondere Verdienste bei der Entwicklung und Festigung der brandenburgischen Kleingärtnerorganisation erhielt. Bis zu seinem 96. Lebensjahr ging Dierich zwei Mal wöchentlich schwimmen oder fuhr mit dem Rad Freunde in Geltow besuchen. Seit Dezember 2003 ist Karl Dierich online, wo er bis heute seine Bankgeschäfte alleine regelt. „Er ist immer auf Empfang“, so Tochter Bärbel. Friederike Sophie Foitzik

Friederike Sophie Foitzik

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