
© Andreas Klaer
ORTSTERMIN: Immer aufwärts
So voll sieht man den Plenarsaal des Stadthauses sonst nur, wenn es Unmut gibt gegen die Entscheidungen der Stadtverordneten – am gestrigen Dienstag dagegen herrschte gelöste Feierlaune: Die Stadt hatte in dem Saal eine nachträgliche Feier für den 60. Geburtstag von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) organisiert.
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So voll sieht man den Plenarsaal des Stadthauses sonst nur, wenn es Unmut gibt gegen die Entscheidungen der Stadtverordneten – am gestrigen Dienstag dagegen herrschte gelöste Feierlaune: Die Stadt hatte in dem Saal eine nachträgliche Feier für den 60. Geburtstag von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) organisiert. Von den rund 350 geladenen Gästen waren die meisten erschienen, nicht nur Kollegen aus der Verwaltung, Lokalpolitiker und Chefs der kommunalen Unternehmen reihten sich in die Gratulantenschlange ein, unter den Gästen waren auch Schlösserstiftungschef Hartmut Dorgerloh, Umweltministerin Anita Tack (Linke), Kanu-Olympasieger Jürgen Eschert, Topmodel Franziska Knuppe oder Michael Düwel vom Studio Babelsberg, die alle auf ihren Moment für ein paar Glückwunschworte an den Rathauschef, der am 22. Dezember Geburtstag hatte, warteten.
Vorbeidrängeln durfte sich nur Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), der zwar keine Geschenke an die Landeshauptstadt im Gepäck hatte, dafür aber einen Edel-Füllfederhalter aus der Manufaktur Cleo in Bad Wilsnack in der Prignitz – „und ein bisschen Tinte dazu“.
Für Heiterkeit hatte vorher Burkhard Exner (SPD) gesorgt, der den Lebensweg des Jubilars aus dem platten Ostfriesland mit dessen Hobby für die Bergsteigerei in Verbindung brachte: „Als er vor 60 Jahren in Eilsum in Ostfriesland geboren wurde, konnte es nur aufwärts gehen.“ Jakobs gab einige Anekdoten aus seiner mehr als 20-jährigen Zeit in Potsdam zum Besten. Zum Beispiel die vom Besuch der Queen 2004, als Jakobs anstelle des Prinzgemahls in der Nobelkarosse durch die Stadt fuhr, während Prinz Philip einen einfachen Landrover nutzte – aus Sicherheitsgründen: „Als OB muss man zuweilen auch als Kanonenfutter dienen.“ Der damalige Innenminister Jörg Schönbohm habe ihn am Ziel nach Aufreißen der Tür nur verdattert angebrüllt: „Was machen Sie denn hier? Wo ist der Prinz?“ Und als er dann nach vorne gezeigt habe: „Was? Der fährt Sie?“
Auch seinen ersten Arbeitstag in Potsdam als Jugendamtsleiter im Juni 1993 werde er nie vergessen: „Es war 17 Uhr, ich hatte das Gefühl, der erste Tag ist geschafft.“ Da meldete sich am Telefon ein gewisser Herr Funke: „Ich ersuche Sie dringend, auf eine aufgebrachte Menge vor dem Rathaus besänftigend zu wirken!“ Er habe zunächst an einen Scherz geglaubt, so Jakobs. Durch Rückfragen stellte sich aber heraus, dass Funke OB-Büroleiter war, draußen tatsächlich aufgebrachte Eltern gegen Kita-Schließungen protestierten und die zuständige Dezernatsleiterin nicht erreichbar war. „Und so bin ich vors Rathaus gegangen“, so Jakobs: „Ich habe erst mal zugehört, das war gar nicht so schlimm.“
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