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Homepage: Immer bereit, eine Hand auszustreckenWirtschafts-Dekan aus Namibia besuchte die FH

Dr. Hoze Riruako ist ein Mann von großer Statur, sehr elegant gekleidet, mit intellektueller Brille.

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Dr. Hoze Riruako ist ein Mann von großer Statur, sehr elegant gekleidet, mit intellektueller Brille. Wenn er das Dorf zeigt, in dem er geboren wurde, landet sein Finger auf der Landkarte im äußersten Südwesten Afrikas. Als Dekan der Wirtschaftsfakultät der Universität von Namibia ist er ein Vertreter der Elite des neuen Namibias, des Landes in Südwest-Afrika, das nach 100-jähriger Fremdbestimmung erst 1990 unabhängig wurde. Vorangegangen waren ein blutiger Unabhängigkeitskrieg, Jahre der Apartheid unter Südafrikanischer Besatzung und zuvor die deutsche Kolonialzeit bis 1918. Erstaunlich nennt es Prof. Angela Mickley, auf deren Einladung Dr. Riruako gestern an der FH Potsdam war, dass trotz der belasteten Vergangenheit die deutsch-namibischen Beziehungen so gut seien.

Riruako, der nach Potsdam kam, um eine Kooperation mit dem Bereich Konfliktbearbeitung und Mediation der FH anzustoßen, nennt die Dinge klar beim Namen. Im so genannten Hererokrieg wurden 1904 von der deutschen Kolonialmacht über 80 Prozent der rund 100 000 Hereros umgebracht. Dr. Riruakos Familie ist selbst vom Stamm der Hereros. Doch er ist nicht nach Deutschland gekommen, um Anklage zu erheben. „Egal was passiert ist, wir sind immer bereit eine Hand auszustrecken, auch für die, mit denen uns eine schlimme Vergangenheit verbindet“, sagt er mit großer Überzeugungskraft. Die Universität Namibia will durch die Kooperation mit der FH etwas über Konfliktbewältigung erfahren. Wenn man Riruako zuhört, scheint es eher umgekehrt zu sein: Er ist es, der den Potsdamer FH-Studenten eine überzeugende Lektion in Konfliktbewältigung erteilt.

Und heute? Namibia kämpft immer noch mit den Folgen der Unabhängigkeit. Zuvor hatten etwa zehn Prozent Weiße rund 85 Prozent des Landes besessen, unter den Schwarzen kam es zu Hungersnöten. Doch wie verteilt man nun das Land, wenn man eine demokratische Verfassung hat, nach der alle gleich zu behandeln sind. „Wir können es den Weißen nicht einfach wegnehmen“, sagt Riruako. Die Menschen in Namibia seien friedfertig, doch das Problem der Landverteilung bleibe äußerst brisant. Jan Kixmüller

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