Von Jana Haase: Immer mehr Ältere ohne Job
Die Arbeitsagentur bilanziert ein „Rekordjahr“, aber Potsdam bleibt hinter dem guten Ergebnis zurück
Stand:
Teltower Vorstadt – Die Arbeitslosigkeit war 2010 zwar so niedrig wie nie zuvor in den vergangenen 19 Jahren – trotzdem gibt es immer mehr ältere Menschen ohne Job. Die Zahl der Erwerbslosen in der Gruppe der 50- bis 65-Jährigen sei entgegen dem positiven Gesamttrend im vergangenen Jahr wieder gestiegen, erklärte Arbeitsagenturchefin Edelgard Woythe gestern vor Journalisten: 1693 ältere Arbeitslose gab es in Potsdam im Dezember 2010 – das sind sieben Prozent mehr als noch im Dezember 2009. Damit gehört mittlerweile mehr als jeder vierte Arbeitslose in der Landeshauptstadt zu dieser Gruppe. Die bessere Vermittlung älterer Arbeitsloser werde ein Schwerpunkt im begonnenen Jahr, sagte Woythe. Sie rechnet damit, dass sich die Bereitschaft zur Einstellung älterer Arbeitnehmer bei den Firmen erhöhen wird.
Für den gesamten Agenturbezirk, zu dem neben Potsdam auch Brandenburg (Havel), Dahme-Spreewald, Potsdam-Mittelmark und Teltow-Fläming gehören, konnte Woythe gestern indes die Bilanz eines „Rekordjahres“ ziehen: 32 636 Arbeitslose gab es demnach 2010. Mit 8,7 Prozent sei die Arbeitslosenquote so niedrig „wie noch nie“ gewesen, erklärte Woythe. „Wir haben die Weltwirtschaftskrise besser überstanden als alle befürchtet haben“, resümierte sie.
Die Landeshauptstadt ist dabei allerdings hinter dem positiven Gesamtergebnis zurückgeblieben: Mit 6335 Arbeitslosen im Dezember 2010 hat Potsdam sich im Vergleich zum Vorjahresmonat sogar um 1,2 Prozent verschlechtert. Auch die Quote der älteren Arbeitslosen liegt hier leicht über dem Bezirks-Durchschnitt. Eine Negativ-Ausnahme bildet die Landeshauptstadt außerdem bei der Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit: während die Zahl der Arbeitslosen unter 25 Jahren im Gesamtbezirk um satte 12,8 Prozent zurückgegangen ist, gab es in Potsdam einen Anstieg um 2,9 Prozent.
Diese Zahlen erklärt Woythe mit dem „Großstadtcharakter“ Potsdams: anders als in ländlichen Regionen sei die soziale Kontrolle hier weniger stark. Im vergleichsweise anonymen Umfeld könnten sich „bestimmte Gruppen von Menschen ihren Pflichten eher entziehen“, so die Agenturchefin. Im Vergleich zu Metropolen wie Berlin habe Potsdam jedoch „richtig gute Ergebnisse“, betonte sie.
Sorgen bereitet den Arbeitsvermittlern auch der Fachkräftemangel. „Zunehmend dramatisch“ sei die Lage etwa in der Gesundheitsbranche: in diesem Bereich seien 2010 in Potsdam 465 offene Stellen gemeldet worden – die tatsächliche Zahl der fehlenden Fachkräfte liege jedoch noch höher, da beispielsweise Medizinerstellen selten überhaupt über das Arbeitsamt ausgeschrieben würden. Ohne „erweiterte Ausbildungsangebote an staatlichen Schulen“ könne diese „Problemsituation“ nicht entschärft werden, sagte Woythe. Auch im Erziehungsbereich, im technischen Bereich, im Reinigungsgewerbe und in der Logistik sei die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften unverändert hoch.
Trotz der positiven Jahres-Gesamtbilanz ist die Arbeitslosigkeit im Dezember 2010 im Vergleich zum Vormonat saisonbedingt leicht angestiegen: der frühe Wintereinbruch und die starken Schneefälle hätten unter anderem das Baugewerbe, die Außendienst-Branche sowie Landwirtschaftsunternehmen „buchstäblich ausgebremst“. Für 2011 rechnet Agenturchefin Woythe jedoch mit einer weiteren Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: