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Wo gelernt wird. An Potsdams Schulen ist jeder Platz belegt. Neue Einrichtungen müssen gebaut werden.

© Martin Schutt/dpa

Schulen in Potsdam: Immer mehr Schüler – und keine Schulen

Im Rathaus Potsdam wird händeringend nach neuen Standorten für Schulen gesucht. Vor allem in Babelsberg wird es eng.

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Potsdam - Zu wenig Platz und Zeit, zu viele Kinder: Die rasant wachsende Stadt Potsdam kommt mit dem Bau neuer Schulen kaum noch hinterher. In ihrer Not erwägt die Schulverwaltung nach PNN-Recherchen jetzt sogar, bestehende Schulstandorte zu verlagern, um Raum für dringend benötigte Grundschulplätze zu schaffen.

Vor allem in der Teltower Vorstadt und in Babelsberg fehlt es an Plätzen, weil in den beiden Stadtteilen schon jetzt jeweils 50 bis 70 potenzielle Erstklässler mehr leben als noch vor fünf Jahren prognostiziert. Ähnlich sieht es bei den heute Einjährigen aus, für die in fünf Jahren Schulen nötig sind. Angesichts dieser Entwicklung sucht die Schulverwaltung unter Dezernentin Iris Jana Magdowski (CDU) seit Monaten nach Lösungen, wo neue Schulen entstehen könnten.

Am Donnerstag sollen erste Ergebnisse in der Arbeitsgemeinschaft Schulentwicklung präsentiert werden, ein mit Stadtverordneten und Bildungsexperten besetztes Planungsgremium. Im Vorfeld sind nun erste Pläne und Varianten durchgesickert, die in dem Arbeitskreis präsentiert werden sollen – oder auch nicht.

Keine Lösung in Babelsberg

Denn in Babelsberg hat die Verwaltung derzeit noch keine Lösung. „Eine Standortentscheidung für die Versorgung mit Grundschulplätzen in Babelsberg ist noch offen“, bestätigte Stadtsprecherin Christine Homann den PNN am Freitag auf Anfrage. Eine verwaltungsinterne Prüfung laufe, „sobald als möglich“ sollten in Betracht kommende Standorte vorgestellt werden.

Eine Variante war bereits diese Woche in einzelnen Runden vorgestellt – und gleich wieder verworfen worden. Demnach hatte die Schulverwaltung erwogen, das am Schulcampus in der Kopernikusstraße ansässige Bertha-von-Suttner-Gymnasium zu verlegen – es sollte aus der Mitte Babelsberg in einen möglichen Neubau am Bahnhof Griebnitzsee an der Potsdamer Stadtgrenze ziehen. Das Kalkül in der Schulverwaltung: Die am Standort Kopernikusstraße ebenso ansässige Goethe-Grundschule könnte erweitert und mindestens mit vier Klassen pro Jahrgang laufen.

Gegen diese Verlagerung einer bestehenden Schule sollen diese Woche nach PNN-Informationen bereits diverse Stadtpolitiker intern ihre Stimme erhoben haben, das Vorhaben gilt damit schon jetzt als gescheitert. Zu solchen Details äußerte sich Stadtsprecherin Homann nicht, sie sprach lediglich von „mehreren Varianten“ in der Babelsberg-Frage. Als Standort war wie berichtet zuvor beispielsweise ein Areal am Sportplatz Sandscholle im Gespräch. Auch ein Grundstück in der Glasmeisterstraße ist geprüft worden – erfolglos.

Provisorische Lösung: Unterrichtscontainer

So gibt es zunächst eine provisorische Lösung mit – bei Eltern oft mit Vorbehalten verbundenen – Unterrichtscontainern. Ab dem neuen Schuljahr, das Anfang September startet, sollen die Container auf einer Grünfläche am Humboldtring stehen. Damit wird die dortige Grundschule von zwei auf vier Züge mit Hort erweitert. 5,2 Millionen Euro werden dafür ausgegeben. Fünf Jahre lang soll das Provisorium den wachsenden Platzbedarf in Babelsberg decken (PNN berichteten).

Klarer ist die Lage in der Teltower Vorstadt. Hier haben bereits SPD und CDU/ANW als Partner in der Rathauskooperation beantragt, „eine zweizügige Grundschule mit Hort und entsprechenden Außen- und Sportanlagen am Humboldt- Gymnasium in der Heinrich-Mann-Allee zu errichten“. Parallel soll nach den Vorstellungen der beiden Fraktionen die Comenius-Förderschule am Standort Brauhausberg erweitert werden – zwischenzeitlich hatte die Schulverwaltung auch den Umzug dieser Schule an einen anderen Standort erwogen, um wiederum Platz für eine Grundschule zu schaffen. Auch hier sagte Homann offiziell lediglich, es würden noch verschiedene Varianten geprüft.

Schulpaket ist schon wieder überholt

Neben den Standorten ist auch die Finanzierung noch offen. Ein vor zwei Jahren beschlossenes 160-Millionen-Euro- Paket für den Bau neuer Schulen ist bereits überholt. Damals hatten die Stadtverordneten zur Deckung der Kosten bereits die Grundsteuer auf Immobilien erhöht und eine Bettensteuer für Touristen eingeführt. Nun sind nach interner Schätzung des Rathauses noch einmal bis zu 80 oder sogar 100 Millionen Euro nötig.

Der Bedarf lässt sich wie folgt ausrechnen: Für zwei Grundschulstandorte, je nach Größe, werden insgesamt zwischen 20 und 35 Millionen Euro fällig. Für weiterführende Schulen sind es im Schnitt rund 25 Millionen Euro allein für die Gebäude – bisher geht man im Rathaus von zwei weiteren nötigen Einrichtungen aus. Auch hierzu sollen die Stadtverordneten in den kommenden Wochen näher informiert werden. Derzeit sei eine „seriöse Kostenschätzung nicht möglich“, sagte Stadtsprecherin Homann – auch weil offen sei, ob die Stadt Grundstücke für die neuen Schulen erwerben muss.

So könnte wie dieser Woche berichtet auch die seit Jahren chronisch defizitäre Tropenhalle Biosphäre zur Schule umgebaut werden – für 34 Millionen Euro. Die Stadt erwägt, einen privaten Bildungsträger zu beauftragen, der dann zwei Drittel der Kosten tragen soll  – der städtischen Haushalt würde entlastet. Die Schule in der Tropenhalle könnte auch eine für 2021/2022 bereits geplante Gesamtschule am Nedlitzer Holz ersetzen, sollte sich diese an diesem Standort nicht realisieren lassen, wie Homann erklärte. Bei der Potsdamer Schulplanung sind böse Überraschungen bekanntlich nie ganz ausgeschlossen.

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