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Seit Jahren liegt das Grundstück an der Schlossstraße brach. 

© Andreas Klaer/PNN

Update

Jüdische Gemeinden in Potsdam: Immer noch keine Einigung über Synagogenfassade

Nach jahrelangem Streit haben die jüdischen Gemeinden am Mittwoch eine weitreichende Vereinbarung unterzeichnet. Ausgerechnet die Fassadengestaltung ist davon aber ausgenommen.

Von Katharina Wiechers

Potsdam - Die jüdischen Gemeinden in Potsdam haben sich immer noch nicht über die Fassade der künftigen Synagoge in der Landeshauptstadt geeinigt. Dies wurde am gestrigen Mittwoch bei einer Pressekonferenz in der Staatskanzlei bekannt. Der Termin war einberufen worden, um den offiziellen „Startschuss“ für das Synagogenprojekt zu verkünden. Tatsächlich unterschrieben Vertreter beider Gemeinden vor Journalisten auch eine weitreichende Vereinbarung über Zweck und Trägerschaft des Synagogen- und Gemeindezentrums. Ausgerechnet das Aussehen der Fassade ist in dem Papier aber noch nicht geklärt – also ausgerechnet der Punkt, an dem vor Jahren der Streit über die Synagoge entzündete. 

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Die Gestaltung der Fassade werde sich „in den kommenden drei oder vier Monaten“ klären, versprach Ud Joffe von der Synagogengemeinde. Grund für die Verzögerung seien weitreichende Änderungen im Gebäudeinneren, auf die man sich in den vergangenen Monaten geeinigt habe. Diese hätten auch Auswirkungen auf die Fassade. 

Erstmals nannte Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch (SPD) auch die Höhe der Baukosten, mit denen mittlerweile geplant wird. So geht die Landesregierung als Bauherrin mittlerweile von acht Millionen Euro aus – also drei Millionen mehr als zu Beginn der Pläne 2005. Dies sei bislang aber nur eine Schätzung, konkrete Zahlen könnten erst später vorgelegt werden, so Münch. 

Nicht nur eine Einigung über die Fassade fehlt noch auf dem Weg zum Baustart, auch eine neue Baugenehmgigung muss beantragt werden – die alte ist abgelaufen. Münch sagte, sie rechne mit einem Baubeginn 2020 oder 2021. Eine Grundsteinlegung am 9. November 2018, also 80 Jahre nach der Pogromnacht, ist damit nicht möglich. Dies war ursprünglich geplant gewesen. Dass der Termin nicht zu halten sein würde, zeichnete sich schon länger ab. Nun soll am Freitag lediglich ein symbolischer Akt auf dem Grundstück an der Schlossstraße stattfinden. 

Der Synagogenbau ist seit 14 Jahren in Planung - eine Chronologie: 

Januar 2005: Zwischen dem Land Brandenburg und den jüdischen Gemeinden im Land wird ein Staatsvertrag unterzeichnet. Darin ist unter anderem festgehalten, dass das Land den Bau einer Synagoge unterstützt.

April 2009: Der Entwurf des Berliner Architekten Jost Haberland gewinnt den Architekturwettbewerb für die neue Synagoge. Kurze Zeit später wird Kritik daran laut, unter anderem wegen der schmucklosen Fassade und dem zu kleinen Synagogenraum.

Juni 2010: Vor dem Hintergrund des Streits um die Fassade innerhalb der Jüdischen Gemeinde gründet Ud Joffe die Synagogengemeinde Potsdam. Neben der Jüdischen Gemeinde Stadt Potsdam und der Gesetzestreuen Jüdischen Landesgemeinde Brandenburg gibt es damit nun drei jüdische Gemeinden in der Stadt.

Juni 2011: Die Landesregierung verhängt einen Baustopp für die Synagoge. „Solange es keine Einigung gibt, gibt es auch das Bauvorhaben Synagoge nicht“, hieß es damals. Seitdem liegt das Grundstück brach.

Juni 2015: Nach mehreren erfolglosen Mediationsversuchen holt das Land die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden (ZWST) ins Boot – gegen den Willen der jüdischen Gemeinden.

April 2016: Vertreter der Jüdischen Gemeinde und der Synagogengemeinde treten erstmals wieder gemeinsam bei einer Pressekonferenz auf. Sie haben sich auf einen gemeinsamen Betrieb der Synagoge geeinigt – quasi als Minimalkonsens. 

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