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Glienicker Brücke: Immer noch unterbelichtet
Seit Jahren kritisieren Zeitzeugen Versäumnisse der Stadt beim Gedenken an die deutsch-deutsche Teilung. Getan hat sich bisher wenig.
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Es ist eine Forderung, die Zeitzeugen des Forum-Vereins zur kritischen Aufarbeitung von DDR-Geschichte schon seit Jahren an die Stadt richten: Die Reste der Berliner Mauer auf dem Stadtgebiet müssen besser gekennzeichnet werden, vor allem aber die Glienicker Brücke als Gedenkort mit welthistorischer Bedeutung entsprechend gewürdigt werden. Geschehen ist bislang wenig – und das, obwohl Studierende der Fachhochschule Potsdam vor anderthalb Jahren ein Konzept entwickelten. Das sieht unter anderem eine spezielle Beleuchtung für die Brücke vor, aber auch Informationsangebote über spezielle Monitore in Fernglas-Form sowie über eine App für Smartphone-Nutzer.
Auch in diesem Jahr kann die Stadt nur vage Hoffnungen auf eine Umsetzung dieser Ideen machen. Zum 10. November, dem 25. Jahrestag der Öffnung der Brücke – einen Tag nach dem offiziellen Mauerfall-Datum –, sei zwar eine Veranstaltung auf der Brücke geplant, bei dem unter anderem das FH-Konzept eine Rolle spielen soll, sagte Stadtsprecherin Christine Weber am Dienstag auf PNN-Anfrage. Was genau dann passieren soll, welche Teile des Konzepts umgesetzt werden und ob es auch dauerhafte Veränderungen geben wird, dazu konnte die Stadt am Dienstag noch nichts sagen.
Zumindest stehe mittlerweile die Infostele auf der Brücke wieder, so die Stadtsprecherin. Sie war vor vier Jahren über Nacht spurlos verschwunden und wegen Finanzierungsfragen jahrelang nicht ersetzt worden. Auch die beschädigte Infostele am Bahnhof Griebnitzsee sei mittlerweile repariert und wieder aufgestellt worden.
Keine Neuigkeiten dagegen beim Projekt „Bertini-Turm“ in der Bertinistraße: Dort setzt sich die Nachbarschaftsinitiative Neuer Garten seit einem Jahr dafür ein, den dort erhaltenen Wachturm, das letzte verbliebene Bauwerk der früheren Wasser-Grenzübergangsstelle Nedlitz, öffentlich zugänglich zu machen und dort eine Dokumentationsstelle einzurichten (PNN berichteten). Diese Pläne würden von der Stadt, der das Gelände gehört, unterstützt, sagte Stadtsprecherin Christine Weber. Auch den Vorschlag der Nachbarschaftsinitiative, die Dokumentaionsstelle ehrenamtlich zu betreiben, befürworte man. Allerdings sei derzeit noch unklar, wie unter anderem die nötigen Sicherungsmaßnahmen finanziert werden sollen: „Die Mittel sind nicht da.“
Wenig Neues auch zu dem Mauerstück am Bertiniweg, um dessen Abriss für den Ausbau der Straße es 2011 Diskussionen gegeben hatte und die seitdem im städtischen Bauhof eingelagert sind. Ein Teil der Mauerstücke, die Pfosten, werden für die Mauergedenkstätte in Groß Glienicke verwendet, so Stadtsprecherin Weber. Der Rest verbleibe aber zunächst weiter im Bauhof.
Immerhin kann das Rathaus mittlerweile auf ein Gedenkkonzept für die Landeshauptstadt verweisen. Den Leitfaden zur Gedenkkultur legte die Verwaltung nach jahrelangem Stillstand und einer umfassenden Befragung verschiedener Institutionen, Vereine und Opfervertreter Anfang des Jahres den Stadtverordneten vor, Ende April wurde er beschlossen. Ein Hauptgedanke dabei ist die Vernetzung der Aktivitäten, die von verschiedenen Seiten bereits organisiert werden. „Wir wollen kein ritualisiertes Gedenken“, so die Stadtsprecherin.
Erste Punkte aus dem Konzept seien bereits umgesetzt worden, betont sie und verweist unter anderem auf ein Schülerprojekt und eine Diskussionsrunde anlässlich des 165. Todestages des Potsdamers Max Dortu, eines Freiheitskämpfers der Revolution von 1848.
Am Freitag dieser Woche soll zudem der Geschichtspfad im früheren sogenannten „Militärstädtchen Nr. 7“, dem früher vom sowjetischen Geheimdienst genutzten Gelände am Neuen Garten, eingeweiht werden. Der Geschichtspfad mit mehreren Informationstafeln soll Aufschluss geben über die Geschichte und Funktion historischer Gebäude, zu baulichen Relikten und Spuren der Geheimdienststadt, wie die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, unter deren Dach auch die Gedenkstätte KGB-Gefängnis in der Leistikowstraße betrieben wird, mitteilte. Am Freitag jährt sich der Abzug der letzten russischen Truppen aus Potsdam nach der Wende zum 20. Mal.
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